Auf der Bühne des Lebens

Wetter / 17.06.2016 • 18:53 Uhr
Marcus Harms war zunächst als freier Regieassistent beschäftigt, bevor er 2003 eine Stelle am Landestheater übernahm.  Foto: steurer
Marcus Harms war zunächst als freier Regieassistent beschäftigt, bevor er 2003 eine Stelle am Landestheater übernahm. Foto: steurer

Regisseur Marcus Harms inszeniert das derzeitige Stück des Theaterclubs 30+.

bregenz. (VN-yw) „Ich war im Staatstheater in Oldenburg bei einer Kindervorstellung. Im Saal war es laut und ziemlich voll. Die Sessel waren so weich. Da war dieser große rote Vorhang, der mich faszinierte. Dieses Szenario wollte ich immer wieder erleben“, beschreibt Marcus Harms seine erste große Theater­erfahrung. Er war damals neun Jahre alt.

Schon seit seiner Kindergartenzeit stand der im norddeutschen Oldenburg geborene Bregenzer regelmäßig auf der Bühne: „Es gab kein Stück in der Schule, in dem ich nicht mitgespielt habe.“ Soldat, Koch oder Priester: als Kind hatte der 43-Jährige viele Traumberufe. Obwohl Schauspiel immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt habe, habe er es damals nie als Beruf in Betracht gezogen: „Die Idee ist eigentlich erst im Erwachsenenalter aufgekommen.“ Ein Schauspielstudium war für Harms keine Option. Nach der Volks- und Realschule wollte er arbeiten und Geld verdienen. Harms machte ein kaufmännisches Berufskolleg. „Ich wusste eigentlich gar nicht, was ich damit anfangen sollte, ich wusste nur, dass ich nicht mehr in die Schule gehen wollte“, erinnert er sich. Seine Leidenschaft galt allerdings nach wie vor dem Schauspiel und er wollte diese unbedingt ausleben.

Die Show muss weitergehen

Durch Zufall kam er zu einem Job am Theater: „Beim Theater Rampe in Stuttgart war eine Stelle ausgeschrieben. Ich bewarb mich und es klappte.“ Drei bis vier Jahre arbeitete Harms dort als freier Regieassistent und war auch für andere Theatergruppen tätig. Die Arbeit als Regisseur lernte er durch „Learning by Doing“. „Studieren war immer wieder Thema, aber ich fühlte mich wohl als freier Regieassistent“, sagt Harms. Es folgten Zeiten der Arbeitslosigkeit, in denen er kaum Aufträge bekam. In dieser Phase entstand auch der Wunsch, „fest an einem Haus angestellt zu sein.“ 2000 wurde Harms vom Theater der Altstadt in Stuttgart gebeten, als Schauspieler mitzuwirken. Drei Jahre später bewarb er sich bei verschiedenen Theaterhäusern als Regieassistent – unter anderem in Bregenz. Seitdem arbeitet er am Bregenzer Landestheater als Regisseur und Theaterpädagoge.

Erbarmungsloses Business

Pädagogisch betreut Harms zusammen mit Nina Fritsch die Jugendklubs des Landestheaters. „Bei Kindern und Jugendlichen ist die Lust, in andere Rollen zu schlüpfen, noch viel größer als bei Erwachsenen. Doch je älter und kontrollierter man wird, desto gehemmter wird man“, beschreibt er seine Arbeit mit den Jugendlichen. Viele von ihnen träumen von einer Schauspiel-Karriere, was Harms nicht unbedingt befürwortet: „Man muss sich ständig neu bewähren und kann sich eigentlich nie wirklich auf etwas verlassen. Das ist leider die Realität“, erklärt er. „Theater kann schön, aber auch grausam und erbarmungslos sein.“ Dennoch hoffe er, noch lange seinen Beruf ausüben zu können.

Was Filme nicht können

Zurzeit erarbeitet er mit dem Theaterclub 30+ das Stück „Yvonne, die Burgunderprinzessin“. „Es ist ein Anti-Shakespeare-Stück, dass sich stark mit dem Thema Mobbing beschäftigt“, erklärt Harms. Die Proben laufen derzeit auf Hochtouren, denn am Mittwoch, den 22. Juni ist die Premiere.

Im Filmbusiness zu arbeiten, kann sich Harms nicht vorstellen: „Theater ist meiner Meinung nach viel lebendiger und authentischer. Als Schauspieler auf der Bühne kommuniziert man mit dem Publikum – das können Filme nicht.“

Theater kann schön, aber auch grausam und erbarmungslos sein.

Marcus Harms

Zur Person

Marcus Harms

ist Regisseur und Theaterpädagoge am Landestheater in Bregenz.

Geboren: 8. Jänner 1973

Ausbildung: Kaufmännisches Berufskolleg

Wohnort: Bregenz

Familie: in einer Beziehung