Das beschte Eck vom Jahr

Sommerferien: Lehrer Manfred Waibel ist auch in dieser Zeit für die Kinder da.
Lustenau. (VN-hk) Das beschte Eck vom Jahr. Man bekommt von Schülern und Lehrern schnell das Geständnis, dass dies die Sommerferien sind. Auch von Manfred Waibel, der sich wie viele seiner Kollegen auf die kommenden neun Wochen freut. Seit 35 Jahren ist der Lustenauer Haupt- bzw. Mittelschullehrer. Was Waibel von vielen anderen Pädagogen unterscheidet: Die Ferien beginnen für ihn nicht mit Muße und umfassender Freizeit zur freien Verfügung. Seit 37 Jahren heißt es für ihn am ersten Ferientag: auf ins Ferienheim Oberbildstein, zur Betreuung von Kindern, die dort ihre ersten zwei Ferienwochen genießen.
Die andere Welt
„Zum Schlussstress in den letzten Wochen kommt für mich in dieser Zeit auch der Vorbereitungsstress für Oberbildstein hinzu“, sagt Waibel, ohne zu jammern. Denn er weiß schließlich, dass alles wieder so sein wird, wie die vielen Jahre zuvor: „Kaum bin ich mit Kindern und meinem Team oben, bin ich in einer anderen Welt. In einer schönen Welt.“
Das Ferienheim ist ein fixer Teil von Waibels Leben. Sein Vater hat sich schon dort engagiert. Dieser hat ihm die Zuneigung für das von einer Lustenauer Gruppe betriebene Heim vererbt. Was für ihn dort besonders schön ist: „Die Kinder sind dort Kinder, wie Kinder immer waren und sind. Da hat sich wenig verändert.“ Komplizierter geworden seien die Eltern. So wie in der Schule auch. „Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass Familien nicht mehr so viele Kinder haben wie früher, als man sich nicht um jedes einzelne so kümmerte.“
Der Rhythmus
Waibel macht sich viele Gedanken über Kinder und die Gesellschaft als Ganzes. „Wir sitzen als Lehrer ja auch an der Quelle. In der Schule erlebt man die Gesellschaft, wie sie ist.“ Er gibt zu, dem Lehrerklischee insofern zu entsprechen, „als dass ich sehr kritisch bin. Man sagt ja, dass Lehrer so seien. Es wird wohl stimmen.“
Das Leben im Zeitenrhythmus von Schule, Lehrer und Schüler hat Waibel natürlich längst verinnerlicht. Und in diesem fast ewigen Rhythmus gehören die Sommerferien zum angenehmen Teil. „Wobei mich zum Ende eines jeden Jahres auch Wehmut begleitet. Es geht mir dabei um jene Schüler, die man von der Schule verabschiedet und die dann ein neues Lebenskapitel aufschlagen. Wenn du sie vier Jahre begleiten durftest, ist es nicht immer so einfach, sie zu verabschieden.“
Genuss im Land
Gelegentlich erschrickt er, wenn er Schüler seiner ersten Generation trifft und die bereits fast 50 sind. „Da denkst du dir dann schon: Ach, wie gehen die Jahre doch schnell vorbei.“
Die Sommerferien für sich alleine so richtig genießen kann Waibel noch nicht so lange. „Jetzt aber sind meine Kinder groß, da habe ich mehr Zeit für mich.“ In die Ferne zieht es den Lehrer für Deutsch, Physik, Chemie, Informatik, Werken und Biologie immer weniger. „Das war früher einmal. Da bin ich zum Beispiel nach Russland und in andere Länder Europas gereist. Aber dazu habe ich heute keine Lust mehr.“
Waibel freut sich auf Unternehmungen im Land. „Wir haben hier alles, was wir brauchen. Als Mountainbiker zieht es mich in die Berge. Und wenn ich für ein paar Tage weg will, suche ich mir auch etwas in Vorarlberg.“
Die langen Ferien schätzt er als älterer Lehrer viel mehr als in jungen Jahren. „Da dachte ich oft: Zwei Wochen Ferien würden mir reichen, dann wäre ich schon wieder bereit für die Schule.“
Komplizierter geworden sind eigentlich nur die Eltern.
Manfred Waibel
Zur Person
Manfred Waibel
Geboren: 8. Oktober 1958
Wohnort: Lustenau
Beruf: Lehrer
Familie: Vater zweier Kinder
Hobbys: Mountainbiken, Lesen
Lieblingsspeise: Lammkeule mit Thymiankartoffeln