Mit Handicap erfolgreich

Markus Hirschbühl ist Golfer mit Behinderung und spielt heute bei der Staatsmeisterschaft in Vorarlberg.
Riefensberg. (VN-jun) Sein linker Arm liegt in einer Schlinge. In der rechten Hand hält Markus Hirschbühl einen Golfschläger. Ein Unfall mit dem Moped veränderte das Leben des damals 17-Jährigen schlagartig.
Nach der Volksschule Riefensberg besuchte er die Hauptschule Hittisau. Mit zwölf Jahren begann er zu golfen. „Ich hatte das Ziel, in der Sportart erfolgreich zu werden. Deshalb war ich jeden Tag auf dem Golfplatz, habe mit meinen besten Kollegen trainiert“, erinnert sich Hirschbühl. In kurzer Zeit war er sehr gut, wurde im Jahr 2000 das erste Mal Landesmeister und gehörte zu den besten Golfern Vorarlbergs. Nach der Schule folgten der polytechnische Lehrgang und eine Bäckerlehre in Krumbach.
Mit dem Rollstuhl am Golfplatz
Hirschbühl war gerade im zweiten Lehrjahr, als er am 25. August 2003 mit seinem Moped von der Arbeit heimfuhr und einen entgegenkommenden Tiertransporter streifte. Danach saß er im Rollstuhl, der linke Arm ohne Nerven. Knapp zwei Jahre fehlen in seinen Erinnerungen.
Seine Eltern nahmen ihn damals mit auf den Golfplatz. „Meine zwei besten Golfkollegen sagten zu mir, dass ich nicht einfach im Rollstuhl sitzen und den Gemütlichen machen kann. Also haben sie mich auf die Driving Range gefahren und mich festgehalten, dass ich den Ball mit einer Hand schlagen kann“, erzählt er. „Als ich gesehen habe, dass er immer noch 70 Meter fliegt, habe ich mich gefragt, warum ich eigentlich im Rollstuhl sitze.“
Ein halbes Jahr später war Hirschbühl wieder auf den Beinen und begann Anfang 2006 mit dem Golfen. Seitdem hatte er nur ein paar Trainerstunden, den Rest brachte er sich selbst bei. „Zum Glück habe ich durch meinen Unfall nicht vergessen, wie Golf funktioniert. In meinem Kopf wusste ich, wie es geht, nur mein Körper brauchte mit nur einem Arm länger, um es umzusetzen“, sagt der Riefensberger. Mit einem Arm Golf zu spielen funktioniere, es gehe nur um die Kontrolle über den eigenen Körper.
Große und kleine Turniere
Hirschbühl nimmt an österreichischen Behindertengolfmeisterschaften, Welt- und Europameisterschaften teil. Am interessantesten findet er aber immer noch die Clubturniere, auf denen er gegen Golfer ohne körperliche Beeinträchtigung spielt. „Ich spiele auch die Vorarlberger Meisterschaft mit, obwohl ich genau weiß, dass ich die Gesamtklasse nicht gewinnen kann. Aber ich möchte mich mit Golfern ohne Handicap messen“, erklärt er. Dann entscheiden die kurzen Schläge über 30 bis 50 Meter, die trainiert er am häufigsten.
Lebensfroher Mensch
Auch wenn er nicht auf dem Grün steht, ist Hirschbühl am Golfplatz in Riefensberg anzutreffen. Dort kümmert er sich um die Golfcarts. Unter den Mitgliedern ist er bekannt, nicht zuletzt wegen seiner freundlichen Art. Auch sonst ist der Golfer mit Handicap ein lebensfroher Mensch und für seine zweite Chance dankbar: „Ich habe eine Tochter und bin zufrieden. Ich liebe mein Leben über alles.” Schlechte Laune gibt es bei ihm nicht. “Dann ziehe ich vor dem Spiegel ein paar Grimassen und der Tag ist gerettet.”
In den vergangenen Wochen hat er viel trainiert. Denn heute und morgen findet die internationale österreichische Meisterschaft für Golfer mit Behinderung erstmals in Vorarlberg statt. Auch Markus Hirschbühl nimmt am Turnier in Rankweil teil.
Ich bin dem Herrgott dankbar für die zweite Chance.
Markus Hirschbühl
Zur Person
Markus Hirschbühl
Geboren: 21. März 1986 in Bregenz
Ausbildung: Lehre zum Bäcker
Beruf: Cart-Wart im Golfclub Riefensberg
Einige Erfolge: Vizeeuropameister (2008), Bayrischer Meister (2015)
Familie: Tochter (2)