Leben für die Festspiele

Für Walter Liendl ist sein Beruf zur Berufung geworden, er blickt auf 43 Spielsaisonen zurück.
Hörbranz. (VN-mir) Er entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Universalkönner, sei es in der Hausverwaltung oder bei den zahlreichen Um- und Aufbauten bei den Produktionen. Sein Arbeitsspektrum war im wahrsten Sinne des Wortes allumfassend, sein Können und sein Verständnis für Technik und kreative Problemlösungen aller Art waren stets gefragt. „Überrascht hat mich der tolle Umgang der Mitarbeiter und Künstler untereinander.“
Zitterpartie
Mit der Operette „Das Land des Lächelns“ hat für Walter Liendl alles begonnen. Heute blickt er auf eine abwechslungsreiche Zeit zurück. Er kümmerte sich im Sommer und Winter um die Instandhaltungsarbeiten. Bei den Festspielen herrschen besondere Arbeitsbedingungen. Die Wetterkapriolen erfordern ein hohes Maß an Flexibilität. Eine bleibende Erinnerung ist das Hochwasser vom 17. Juni 1965. Nur wenige Wochen vor Eröffnung der Festspielsaison musste die Seebühne kurzerhand um einen Meter erhöht werden. Kein Problem für Walter Liendl und sein Team. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. „Es war ein wunderbares Erlebnis. Wir mussten Tag und Nacht arbeiten. Mit großen Einsatz konnten wir es gemeinsam schaffen.“ Als schönstes Stück ist ihm die erste „Porgy and Bess“-Aufführung in Erinnerung geblieben: „Die Inszenierung hatte ein sehr aufwendiges Bühnenbild, für dessen Umsetzung neue Techniken eingesetzt wurden. Über 50 Personen haben beim Umbau mitgeholfen.“ 1973 gab es eine andere technische Herausforderung, für die erste Oper am See, „Der Fliegende Holländer“, musste ein 23 Meter langer Mast von einer liegenden Position aufgestellt werden.
Zur damaligen Zeit war an fast jeder Oper ein Schiff beteiligt. Als kein Schiffsführer zur Verfügung stand, machte Walter Liendl kurzerhand das Schifferpatent und war fortan als Kapitän dafür verantwortlich, die Schiffe von Fußach nach Bregenz zu steuern und bei den Aufführungen mitzuwirken. Damit nicht genug: Als der zuständige Pyrotechniker ausfiel, kümmerte er sich fortan auch noch um das Feuerwerk. Liendls Einstellung war stets: „Ich kann nichts versprechen, aber probieren kann ich es gerne.“ Bei der Arbeit ging auch nicht immer alles glatt. Eines Abends flog eine Rakete statt 120 Meter nur rund 60 Meter hoch und explodierte kurz darauf im Wasser. Das Ergebnis der einmaligen Bruchlandung war eine rießige Wasserfontäne. Die Ursache konnte von den Verantwortlichen schnell geklärt werden.
Zeitzeuge
Walter Liendl hat die Höhen und Tiefen der Bregenzer Festspiele über die Jahre miterlebt und sich selbst zu einer Festspiellegende entwickelt. „Ich habe mich immer mehr in die verschiedenen Materien eingearbeitet und bin dann bis heute bei den Festspielen hängengeblieben.“ Von 1993 bis 2006 war er für die Hausverwaltung verantwortlich. Unermüdlicher Fleiß, Kreativität und Schaffensfreude und vor allem Bescheidenheit beschreiben seine Arbeitsweise treffend. Am 31. Dezember 2006 ging er in Pension. Unglaublich, aber wahr: Schon am 2. Jänner 2007 hat er als Teilzeitkraft wieder seinen Job bei den Festspielen aufgenommen. Heute hilft er in verschiedenen Bereichen mit, zum Beispiel im Vertrieb oder als Guide. Als solcher gibt er interessierten Besuchern Hausführungen. Auch beim traditionellen Festspiel-Fußballturnier zeigt er als Tormann vollen Einsatz.
Bis heute bin ich bei den Festspielen hängengeblieben.
Walter Liendl
Zur Person
Walter Liendl
ist ein wichtiger Teil der Bregenzer Festspiele
Geboren: 11. November 1941
Ausbildung: Bäcker- und Elektrikerlehre
Hobbys: Münzen sammeln, Wandern, Radfahren
Familie: verheiratet, ein Sohn