Zum Gärtnern auserkoren

Schwester Cordula bewirtschaftet den Gemüsegarten im Kloster Mariastern-Gwiggen.
Hohenweiler. (VN-kum) Schwester Cordula hat gerade die Seitentriebe bei den Tomaten-Pflanzen im Gewächshaus entfernt. Jetzt marschiert sie hinaus aufs Feld. Die Erntezeit ist angebrochen. „Pro Tag ernte ich rund 20 Salatköpfe.“ Die Hälfte davon benötigt sie für ihre 17 Mitschwestern. „Bei uns gibt es mittags und abends grünen Salat zum Essen.“ Die andere Hälfte wird im Klosterladen verkauft. Die 50-jährige Zisterzienserin bewirtschaftet – zusammen mit einigen ehrenamtlichen Helfern – einen Bio-Gemüsegarten, der etwas größer ist als ein Fußballfeld. Angebaut werden unter anderem Zucchini, Kohlrabi, Bohnen, Paprika, Rosenkohl, Fenchel, Karotten, Kürbisse und Gurken.
Eine sinnvolle Arbeit
Die Monate zwischen Mai und Oktober sind für die Klostergärtnerin eine intensive Zeit. „Da habe ich keinen freien Tag.“ Als sie sich dafür entschied, das Erbe der verstorbenen Klostergärtnerinnen anzutreten, war ihr bewusst, dass sie den freien Tag opfern werde müssen. Aber das nahm sie in Kauf. Denn: „Mir geht es gut dabei.“ Die Würfel fielen bereits bei ihrem Eintritt ins Kloster vor knapp 30 Jahren. „Die Äbtissin sagte zu mir: ,Du bist eine Bauerntochter. Du hast den Segen für den Garten.‘“
Zwei alte Schwestern betreuten damals das Gemüsefeld. „Sie nahmen mich wie ein Kind auf“, erinnert sich die Ordensfrau, die auf einem Hof im Grünen aufwuchs und von daher die Liebe zur Natur mitbrachte. Die Novizin ging den Klostergärtnerinnen zur Hand und sah, was und wie sie anbauten. „So bin ich langsam in die Arbeit hineingewachsen.“ Schwester Cordula entging aber auch nicht der große Einsatz dieser zwei Ordensfrauen. „Sie waren von früh bis spät mit der Hacke auf dem Feld.“ Die tüchtigen Frauen wurden zu ihrem Vorbild. Als sie starben, übernahm ihre Schülerin die Verantwortung für den ein Hektar großen Garten und arbeitete in ihrem Sinne weiter.
Die Arbeit in und mit der Natur gefällt der Klostergärtnerin, auch wenn sie körperlich anstrengend ist. „Für mich ist es eine sinnvolle Arbeit. Ich sorge dafür, dass wir Schwestern frisches Gemüse auf den Tisch bekommen.“ Freilich: Manchmal empfindet sie es als anstrengend, dass sie für alles verantwortlich ist. Nervös macht es sie auch, wenn sie mit der Arbeit im Verzug ist. Dennoch, es würde ihr etwas fehlen, wenn sie nicht mehr gärtnern könnte. Denn zuzuschauen, wie aus einem Samenkorn eine Pflanze wird, ist für sie jedes Mal aufs Neue ein Wunder. Deshalb ist sie froh, dass die Äbtissin sie einst zur Gartenschwester auserkoren hat. Auch den Schritt ins Kloster hat Schwester Cordula nie bereut. „Ich habe mich hier vom ersten Tag an daheim gefühlt.“ Schon als Teenager fühlte sie sich mit Jesus verbunden. „Er ist für mich ein Freund.“ Mit 20 stand für die junge Frau fest: „Ich gehe ins Kloster.“ Sie war sich der Radikalität dieses Schrittes bewusst. „Das bedeutete, dass ich alles aufgeben musste, auch meine Familie.“ An die Worte des Priesters, dem sie sich anvertraute, erinnert sie sich noch heute: „Wenn du dir sicher bist, dann danke Gott.“
Ich bin langsam in die Gartenarbeit hineingewachsen.
Schwester Cordula
Zur Person
Cordula Gassner
wurde 1987 zur Gartenschwester auserkoren. Seit 2005 trägt sie für den Gemüsegarten die Verantwortung.
Geboren: 27. August 1965
Ausbildung: medizinisch-technische Assistentin
Hobbys: Gitarre spielen, Musik hören