“Gott wirkt durch mich”
Die Dominikanerin Schwester Maria Maier bietet beim Bludenzer Klostermarkt ihre Kunstwerke feil.
Bludenz. (VN-kum) Sie hätte allen Grund gehabt, sich von Gott abzuwenden. Denn als sie acht Jahre alt war, verlor sie ihre aus Indien stammende Mutter. „Sie war psychisch krank und wählte den Freitod“, gibt Schwester Maria Familiengeheimnisse preis, während sie ihre getöpferten Heiligenfiguren in Zeitungspapier einwickelt. Die Tonskulpturen, die sie beim Klostermarkt verkaufen möchte, sollen den Transport in die Innenstadt unbeschadet überstehen.
Das Kind, das sie damals war, haderte mit Gott und glaubte nicht an den Tod der Mutter. „Ich dachte, dass sie in einem Stall übernachtet und plötzlich wieder auftaucht.“ Mit 14 schrieb die gebürtige Schweizerin einen Brief, der an ihre Mama und an Gott adressiert war. „So habe ich mich mit Gott versöhnt und auch mit mir selbst. Denn bis dahin hatte ich mir wegen des Todes meiner Mutter Vorwürfe gemacht. Ich dachte, dass ich zu wenig lieb zu ihr gewesen wäre.“
Liebe zu Gott entdeckt
Nur wenige Jahre später wandte sie sich jenem Gott zu, der es zuließ, dass sie zur Halbwaise wurde. Während einer Messe entdeckte die junge Frau ihre Liebe zu ihm. „Ich sah die Hostie an und und war innerlich berührt. Plötzlich war mir bewusst, dass Jesus mich wahnsinnig liebt und sich mir in der Kommunion schenkt.“ Sie verspürte den Wunsch, Jesus ihre ganze Liebe zu geben. „Ich sagte mir innerlich: ,Ich schenk‘ mich dir auch ganz.‘“ Ein paar Monate später wurde sie von ihrer Tante gefragt, ob sie das Haus übernehmen wolle. „Da schoss es mir wie ein Blitz durch den Kopf, dass ich nicht heiraten, sondern ins Kloster gehen möchte.“ Es fiel ihr nicht schwer, ihren Job als Kleinkinderzieherin aufzugeben. „Die Arbeit gefiel mir, aber sie erfüllte mich nicht wirklich. Ich sehnte mich nach Hingabe.“ 1993 trat die 21-jährige Frau in das Dominikanerinnenkloster in Cazis (Graubünden) ein.
„Ich habe die Berufung zur Braut Christi noch nie bereut“, beteuert die Ordensfrau, die seit 2002 im Kloster St. Peter in Bludenz wirkt. Sie greift zu einer Muttergottes-Statue und wischt sie mit einem Tuch ab. Die gebürtige Schweizerin hat die Tonskulptur und die anderen Figuren, die in der Töpferwerkstatt lagern, ohne Vorlage geschaffen – frei aus dem Kopf heraus. Das kann ihr nicht jeder nachmachen. Denn dazu braucht es Talent. Und das wird einem in die Wiege gelegt. Ihre künstlerische Begabung kommt nicht von ungefähr. „Mein Vater war Kunstmaler. Er brachte mir und meinen fünf Geschwistern das Malen bei.“ Zum Töpfern kam sie durch eine Novizenleiterin. „Sie war Keramikmalerin und hat mir gezeigt, wie man Ton modelliert und an der Drehscheibe arbeitet.“ Durch den Besuch mehrerer Töpferkurse erweiterte die Klosterschwester nach und nach ihr handwerkliches Spektrum.
Das Töpfern bedeutet ihr viel, „weil ich so mein Inneres ausdrücken kann“. Im nächsten Atemzug stellt sie aber klar: „Ich lebe nicht für die Kunst. Ich lebe für Gott.“ Die Nonne fühlt sich als Instrument Gottes: „Unter den Bewegungen meiner Hände entsteht eine Form. Es ist schön zuzuschauen, was dabei herauskommt.“ Gott, so ist sie sich sicher, wirkt durch sie. „Er benutzt mich, damit Kunst in die Welt kommt und er Menschen berühren kann.“ Es sind aber nicht nur ihre Tonskulpturen, die bei den Menschen gut ankommen. Auch ihre Ikonenmalereien ergreifen. Diese Art der Malerei lernte die künstlerisch begabte Ordensfrau bei einem orthodoxen Priester.
Gott benutzt mich, damit Kunst in die Welt kommt.
Schwester Maria
Zur Person
Sr. Maria Maier
ist künstlerisch begabt und widmet sich dem Töpfern und der Ikonenmalerei. Ihre Werke verkauft sie beim Bludenzer Klostermarkt.
Geboren: 12. April 1972
Geburtsort: Rüthi (Schweiz)
Hobbies: Töpfern, Harfe spielen