Den Ahnen auf der Spur
Georg Watzenegger gräbt mit besonderer Vorliebe in Familiengeschichten.
Sulz. (VN-mm) Genealogie nennt sich ein Zeitvertreib, der in Amerika bereits zum zweitliebsten geworden ist. Aber auch in Vorarlberg wächst die Lust an der Ahnenforschung. Georg Watzenegger hat das Fieber schon im zarten Alter von 25 Jahren gepackt. Mittlerweile konnte er die Wurzeln seiner Familie bis ins Jahr 1580 zurückverfolgen. Heute steht der Sulner der „Interessensgemeinschaft Ahnenforscher Ländle“ als Obmann vor. Frisch in diese Funktion bestellt, bekam Watzenegger vor zwei Jahren die Aufgabe übertragen, den 68. Deutschen Genealogentag in Vorarlberg auszurichten. Das hat er mit vielen Gleichgesinnten mustergültig getan. Vom 30. September bis 2. Oktober steht das Festspielhaus in Bregenz ganz im Zeichen der Familienforschung. „Wir erwarten rund 1000 Besucher“, freut sich der oberste Genealoge schon heute auf die Großveranstaltung.
Von Pfarramt zu Pfarramt
„Wäm ghörscht du?“, ist in Vorarlberg eine oft gestellte Frage. Bei Georg Watzenegger gab ein von Dr. Othmar Längle über dessen Sippschaft verfasstes Buch den Ausschlag, sich intensiver mit den eigenen Vorfahren zu befassen. „Auch weil Othmar mehr über meine Familie wusste als ich“, bekennt er. Das sollte sich ändern. Also ging er zum Pfarrer, um Einsicht in die Kirchenbücher zu nehmen. Der zeigte sich skeptisch. So jung wie er sei, könne er ja nicht einmal die Schriften lesen, meinte der Geistliche. Doch Georg Watzenegger blieb hartnäckig, zog in der Folge weiter von Pfarramt zu Pfarramt und drang auf diese Weise immer tiefer in die Familiengeschichte vor. Der Eifer hat ihn gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen.
Inzwischen ist es deutlich einfacher, an Informationen zu kommen. „Jetzt sind fast alle Kirchenbücher in Österreich auch online einsehbar“, erklärt Watzenegger. Begeistert erzählt er auch vom Projekt „Anno“ der Österreichischen Nationalbibliothek. Im Rahmen dieses Projekts wurden alle Zeitungen digitalisiert. Hier findet er Details, die, wie der pensionierte Lokführer salopp formuliert, oft das Fleisch an die Knochen geben und trockene Daten mit Leben versehen.
Der Verein selbst versucht, den über 250 Mitgliedern ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es gibt jede Woche in den Bezirken einen Forscherstammtisch sowie zweimal jährlich eine Vereinszeitung. Außerdem werden Anleitungen zum Erlernen der Ahnenforschung geboten. „Das alles ist kostenlos“, merkt der Obmann noch stolz an.
Fleißige Mitglieder
Ebenso stolz berichtet er von Mitgliedern, die schon Bücher herausgegeben haben. So erfasste ein in der Steiermark lebender Vorarlberger alle hier tätigen Bischöfe samt Stammbaum. Ein anderer tat dies mit den Häusern seiner Heimatgemeinde. „Ahnenforschung ermuntert zu mehr“, stellt Georg Watzenegger zufrieden fest. Wichtig ist dem Verein auch die Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv und der Landesbibliothek, bedeutenden Quellen, aus denen sich für die Ahnenforschung schöpfen lässt. Dass es sich dabei um ein sehr zeitaufwendiges Hobby handelt, verhehlt Watzenegger nicht. Seine Frau schüttelt so manches Mal den Kopf, wenn er sich wieder einmal in einen Stammbaum kniet. Es ist eine Beschäftigung für lange kalte Abende, wie sie bald wieder kommen. Aber zuerst gilt es, den Genealogentag gut über die Bühne zu bringen. Es ist erst das dritte Mal, dass er in Österreich stattfindet. Noch ein Grund, stolz auf das Geleistete zu sein.
Jetzt sind fast alle Kirchenbücher auch online einsehbar.
Georg Watzenegger
Zur Person
Georg Watzenegger
Geboren: 9. Jänner 1954
Wohnort: Sulz
Familie: verheiratet, zwei erwachsene Töchter
Beruf: Pensionist
Hobbys: Ahnenforschung und der Garten