Das Küfern nicht verlernt

Küfer Jakob Nesensohn stellt seit Jugendtagen Besteckkübel, Blumentöpfe, Weineimer und vieles mehr her.
Laterns. (VN-kal) Grobe Sägespäne liegen auf dem Boden. Werkzeuge hängen an der Wand. Holzschindeln sind gestapelt in Jutesäcken aufbewahrt. In der hauseigenen Werkstatt ist Jakob Nesensohn häufig anzutreffen. Er sitzt an der alten Küferei-Werkbank seines Vaters und gibt der hölzernen Waschgelte ihren Feinschliff. „Küfern ist etwas Wunderbares. Ich brauche lediglich meine Arbeitshose, Holz und einen Zweimannhobel“, sagt der Laternser.
Von seinem Vater erlernte er damals das Handwerk. 1965 machte er zuerst die Ausbildung zum Waldaufseher. Allerdings war zu dieser Zeit kein Posten in der Umgebung frei, weshalb er den Beruf nicht ausüben konnte. Im Oktober desselben Jahres kam es beim Häckseln zu einem Unfall. Jakob verlor dabei alle Finger der rechten Hand. Trotzdem machte der damals 25-Jährige das Beste daraus und arbeitete ab 1970 als Straßenwärter. Nach 25 Jahren ging er in die Invalidenpension und widmete sich seiner Leidenschaft, der Küferei.
Um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, trat er der Küblergenossenschaft Innerlaterns bei. Sie wurde bereits 1902 gegründet. Bis in die 30er-Jahre durften ausschließlich Laternser beitreten und das Handwerk erlernen. Bei Jakobs Beitritt waren es insgesamt 54 Mitglieder. Heute sind es nur mehr 13, wovon drei Mitglieder noch aktiv arbeiten. Nachwuchs zu finden, sei praktisch nicht möglich, meint Nesensohn, der Obmann der Genossenschaft. „Holzkenntnisse, Werkzeuge und ausreichend Platz für die Lagerung des Holzes sind die Grundvoraussetzung“, weiß der 77-Jährige. Bis das Handwerk erlernt sei, brauche man mindestens fünf Jahre. Viele hätten nicht die Geduld dazu, meint Nesensohn.
Qualität statt Quantität
Das Handwerk und die Produkte seien dennoch nach wie vor beliebt. Für Geschäfte, Sennereien und Privatpersonen werden die Waren hauptsächlich angefertigt. Als Obmann regelt Jakob den Verkauf in der Genossenschaft. Spezialaufträge sind kein Problem. Jakobs Leitsatz lautet „Alles, was möglich ist, wird auch gemacht“. Anders als bei maschinell hergestellten Waren benötigt er einen ganzen Tag pro Werkstück. Dafür stimme die Qualität bei seinen handgefertigten Küfereien ohne Zweifel.
Die Werkzeuge werden regelmäßig geschliffen, damit eine saubere Oberfläche entsteht. Jedes Produkt ist mit einer Zahl gebrandmarkt, die auf den zuständigen Küfer der Genossenschaft zurückführt. Sollte ein Werkstück mangelhaft sein, muss es kostenlos vom jeweiligen Produzenten repariert oder erneuert werden. „Die Werke halten locker 50 Jahre stand und weisen keinerlei Makel auf“, behauptet er. Jakob verwendet überwiegend Nussholz für die Herstellung. Über zehn Jahre wird das Holz naturgetrocknet, bevor es weiterverarbeitet wird. Noch heute verwendet er über 80 Jahre altes Holz, welches sein Vater gefällt hat.
Erfolgserlebnis
„Jedes Werkstück hat seinen Reiz“, sagt der Küfer und schwärmt von seiner Tätigkeit. Selbst nach so vielen Jahren sei es jedes Mal aufs Neue ein Erfolgserlebnis, wenn das fertige Stück vor ihm steht. Seinen fünf Kindern oder den zehn Enkeln konnte er sein Hobby noch nicht schmackhaft machen. Er könne es ihnen selbst nicht richtig beibringen. Durch den Verlust seiner Finger entwickelte Jakob seine eigene Technik. „Heute bin ich einfach froh, dass ich die Arbeit noch machen kann“, sagt der 77-Jährige.
Heute bin ich einfach froh, dass ich die Arbeit noch machen kann.
Jakob Nesensohn
Zur Person
Jakob Nesensohn
Obmann der Küblergenossenschaft Innerlaterns
Alter: 77 Jahre
Wohnort: Laterns
Familie: verheiratet, fünf Kinder
Hobby: Imker