Das Jubiläum hat eine alte Liebe wachgeküsst

Skiklub Radolfzell als Überraschungsgast beim 90-Jahr-Jubiläum des SV Mellau.
Mellau Lukas und Patrick Feurstein, Noel Zwischenbrugger sowie Jakob Greber, die in Welt- und Europacup mitmischen und reelle Chancen auf ein Olympia-Ticket haben, standen auch beim 90-Jahr-Festabend des SV Mellau im Mittelpunkt, und sie haben mit ihren Erfolgen in der vergangenen Saison dem SV Mellau ein passendes Geschenk zum Jubiläum beschert.

Vielleicht wird’s wieder was
Waren drei der vier Mellauer Ski-Musketiere (Greber war verhindert) für die Talkrunde “planbar”, so stellte sich ein Gratulant als Überraschungsgast ein: Klubpräsident Frederik Krekosch war mit einer kleinen Abordnung des Skiklubs Radolfzell zum Mellauer Jubiläumsabend gekommen und hatte neben symbolischen Geschenken auch sein Jubiläumsbuch “100 Jahre Skiklub Radolfzell” im Gepäck.

Die Gäste vom Bodensee waren 2021 mit ihrem Jahrhundertjubiläum den Mellauern ein paar Jahre voraus. Thomas Übelher konnte sich “nur” mit “Spuren im Schnee – 90 Jahre SV Mellau” revanchieren und damit den Wunsch verbinden, dass sich der Skiverein vom Bodensee wieder der alten Tradition erinnert: Vor 70 Jahren war in Mellau der erste Skilift gebaut worden, im darauffolgenden Winter kamen die Radolfzeller erstmals zum Skifahren nach Mellau. 44 Jahre lang waren sie treue Urlaubsgäste, ehe sie 1998 zum letzten Mal ihre Meister in Mellau ermittelten. “Ab da sind wir zum Skifahren statt nach Mellau auf den Feldberg gefahren. Warum eigentlich, das weiß ich nicht, ich war damals acht Jahre alt und in Mellau in der Kinderklasse am Start.” Jetzt habe man nach fast 30 Jahren Pause wieder Kontakt zu Mellau aufgenommen “und mal sehen, vielleicht wird’s wieder was”, machte Krekosch nicht nur dem SV Mellau, sondern auch Bürgermeister Tobias Bischofberger und dem Mellauer Tourismus Hoffnung.

Nach der Devise “Mal sehen, was wird.. .” gehen auch die Spitzenläufer des jubilierenden Vereins in die Olympiasaison. Die Vorbereitung verlief verletzungsfrei und planmäßig, wir haben ein gutes Gefühl, verrieten sie und ergänzten, dass “man Ende Oktober in Sölden sehen wird, wo wir stehen”.

Schanze und Kufen statt Skikanten
Im Jubiläumsjahr stehen die Alpin-Asse im Mittelpunkt – am Anfang war das ganz anders, erzählten Elisabeth Wicke und ihre Kolleginnen und Kollegen im Jubiläumsbuch-Team. Initialzündung für die Gründung des SV Mellau war 1935 die legendäre Kanisschanze. Nach Anschluss und Weltkrieg erfolgte 1947 der Neustart auf heißen Kufen der Rennrodel. Es gab – so ist im Jubiläumsbuch aufgelistet – in Mellau internationale Rodelrennen, 1952 sogar die österreichischen Meisterschaften, und erst mit dem Bau des ersten Skilifts kam ab 1955 der alpine Skilauf auf.
Zuerst noch ein Langläufer
Nach 40 sieglosen Weltcuprennen “erlöste” Lukas Feurstein das rot-weiß-rote Herrenteam mit seinem Super-G-Triumph in Sun Valley. Er war der dritte Mellauer Weltcupsieger, fast 25 Jahre nach Christian Greber, der im Dezember 2001 die Abfahrt in Bormio gewann. Der erste Mellauer auf dem obersten Podest war fast drei Jahre zuvor der Langläufer Alexander Marent als Teil der 4 × 10 km-Staffel, der Historisches gelang: der erste Langlauf-Weltcup-Sieg des ÖSV. Marent lief in Nove Mesto das Rennen seines Lebens, übernahm als Zehnter von Startläufer Markus Gandler und kämpfte sich auf den vierten Rang vor. Mihail Botwinov und Christian Hoffmann machten dann die Sensation perfekt und liefen zum Sieg.

Mit einer Ehrung wurde das Jubiläum abgeschlossen: Christian Greber wurde für seine Verdienste als Aktiver, Trainer und Funktionär zum Ehrenmitglied ernannt. STP



