Auf Extreme umgesattelt

Ultra-Mountainbiker Jürgen Krieber trainiert für die Crocodile-Trophy in Australien.
thüringen. (VN-mm) Als er 25-jährig mit dem Mountainbiken begann, war es nur ein Hobby. Doch dann packte Jürgen Krieber die ganz große Leidenschaft. Heute spult er auf seinem ultraleichten Karbonrad pro Jahr rund 15.000 Kilometer herunter und bewältigt dabei schwindelerregende 290.000 Höhenmeter. Und das selbstredend im Renntempo. Dem aber nicht genug. Jetzt will es der Thüringer genau wissen und hat sich für die Crocodile-Trophy in Australien angemeldet. Dabei geht es mit dem Mountainbike in acht Tagesetappen 650 Kilometer quer durch das berühmt-berüchtigte Outback. Auch 13.500 Höhenmeter sind zu bewältigen. Doch nichts davon schreckt Jürgen Krieber ab. Im Gegenteil. “Nun lebe ich meinen Traum”, sagt er und zeigt sich durchtrainiert vom Scheitel bis zur Sohle.
Trainieren und schlafen
An die Sterne glaubt er nicht. Dennoch ist Jürgen Krieber dem Rat einer befreundeten Astrologin gefolgt, die ihm zu einer langen Reise geraten hat. “Eine Schnapsidee, ich weiß”, meint er lächelnd. Trotzdem ist da schon eine fiebrige Vorfreude spürbar. Im vergangenen Jahr hatte sich Krieber an der Alpentrophy im Dachsteingebiet versucht. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Crocodile-Trophy: Nur 250 Kilometer und 10.000 Höhenmeter, doch der Funke war gezündet und alsbald loderte das Feuer in Jürgen Krieber. Er suchte nach einer größeren Herausforderung. Jetzt bereitet er sich intensiv auf das Rennen im September vor. Jeden Tag ist er unterwegs, rennt mit Schneeschuhen aufs Hochjoch oder auf den Golm. Er fährt mit dem Auto von Thüringen nach Lorüns, stellt es dort ab, zieht sich die Laufschuhe an und joggt nach Schruns, um seine Arbeit als Verkaufsbetreuer bei Intersport zu tun. Nach Feierabend geht es auf die gleiche Weise zurück oder eben auf irgendeinen Berg. Dazwischen sitzt er auf dem Spinningrad oder spielt Tennis. Sein Alltag? “Arbeiten, trainieren und schlafen”, braucht Jürgen Krieger nur vier Worte, um diesen zu beschreiben.
Ein Spätzünder
Sein großes Vorbild ist Roger Federer. Das Finale bei den Australian Open war für Krieger fraglos ein Pflichttermin. Doch von wegen gemütlich auf der Couch chillen. Während des gesamten Spiels trat der Mountainbike-Fanatiker auf dem Ergometer in die Pedale. Von nichts kommt bekanntlich nichts. “Und ich möchte in Australien nicht eingehen wie eine vertrocknete Pflanze”, hat sich Jürgen Krieber vorgenommen. Deshalb gibt der gelernte Fitnesstrainer und Masseur alles für seinen Traum. Selbst für ein Privatleben bleibt keine Zeit. Dabei ist der Thüringer ein Spätzünder, was seinen Hang zum Ultra-Mountainbike-Marathonfahren angeht. Erst mit 37 entdeckte er seine Lust an sportlichen Strapazen, nachdem er den M2 im Montafon absolviert hatte. Inzwischen sind daraus 20 bis 30 Rennen pro Jahr geworden. Die Crocodile-Trophy soll ein besonderer Höhepunkt werden.
Sein Arbeitgeber unterstützt ihn in jeder Beziehung. Dafür ist Jürgen Krieber dankbar. Mit der Fahrschule Mallin und dem Schuhhaus Reutterer fanden sich auch bereits einige Gönner, die bei der Realisierung des 8000-Euro-Ausflugs ins Outback helfen. Wie ein Profi trägt Krieber ihre Lables auf seinem Hemd spazieren. Er tut es gerne. Denn: “Das Gefühl, nach einer extremen Anstrengung ein Ziel zu erreichen, kann man in keinem Geschäft kaufen.” Jürgen Krieber möchte es noch lange auskosten. “Zumindest, bis ich 50 bin”, bemerkt er mit einem jungenhaften Grinsen.
Ich möchte nicht eingehen wie eine vertrocknete Pflanze.
Jürgen Krieber
Zur Person
Jürgen Krieber
Geboren: 7. April 1973 in Bludenz
Wohnort: Thüringen
Familienstand: ledig
Beruf: Fitnesstrainer, Masseur, Verkaufsbetreuer
Hobby: Ultra-Mountainbike-Marathonfahren