Mädchen im Mittelpunkt

Brigitte Stadelmann leitet das Mädchenzentrum Amazone in Bregenz.
Bregenz. (VN-jun) Gerechtigkeit war für Brigitte Stadelmann schon von klein auf ein Thema. Sie wuchs in einem Elternhaus auf, das stark von Gerechtigkeit und Gleichberechtigung geprägt war. „Mich haben diese Themen besonders in Bezug auf Frauen und Mädchen interessiert“, sagt Stadelmann. „Deshalb wollte ich auch schon immer im Verein Amazone arbeiten.“ Vor zehn Jahren wurde ihr Traum dann Realität. Die 47-Jährige leitet das Mädchenzentrum des Vereins und setzt sich als Feministin für Geschlechtergerechtigkeit ein.
Fachfrau für Thema Gewalt
Nach der Schule führte Stadelmanns Weg zuerst in die Kindergartenpädagogik. Da sie sich aber mehr zur Arbeit mit Jugendlichen hingezogen fühlte, absolvierte sie zusätzlich eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin. „Ich war eine Zeit lang in der Schulsozialarbeit tätig“, erzählt Stadelmann. „Da spielte das Thema Gewalt eine große Rolle. Weil ich auch Feministin bin, mit Blick auf Gewalt an Frauen und Mädchen, habe ich mich dann auf diesen Bereich spezialisiert.“ So ist sie im Mädchenzentrum Amazone Fachfrau für die Themen Selbstbehauptung und Gewalt. Zudem lehrt sie Mädchen beim Workshop „Selbst & Bewusst“, sich zu verteidigen. In ihrer Tätigkeit im Mädchenzentrum geht Stadelmann voll auf. „In der Amazone begleiten wir Mädchen zwischen zehn und 18 Jahren. Es ist toll zu sehen, was aus ihnen wird, welches Selbstbewusstsein sie entwickeln und wie sie ihren Weg gehen.“ Im Jugendhaus in Bregenz können sich Mädchen ausprobieren, informieren, kreativ werden oder einfach entspannen. „Das Mädchenzentrum ist ein Experimentierraum, wo sich die Mädchen unabhängig von den Geschlechterrollen ausprobieren können“, erklärt die Leiterin. „Wir zeigen ihnen auch Lebensmöglichkeiten und Rollenerweiterungen auf, wie beispielsweise den Weg für technische Berufe.“
Stadelmann und ihre Kolleginnen unterstützen die Mädchen aber auch dabei, Lösungen für ihre Probleme zu finden. Die Themen reichen von Streitereien mit Freundinnen über Mobbing in der Schule bis hin zu Verhütung, Rassismus und Gewalt. „Super ist, dass sich die Mädchen bei uns selbst stärken und die Probleme mit unserer Unterstützung selbst in den Griff bekommen können“, berichtet Stadelmann. Wichtig sei eine Vertrauensbasis und dass die Mädchen das Tempo selbst bestimmen können. „Die Beratung ist kostenfrei, wir sind einfach erreichbar, zur Verschwiegenheit verpflichtet und mädchenparteilich.“
Tag für Frauen und Mädchen
Dass es für Mädchen in Vorarlberg eine Anlaufstelle wie den Verein Amazone gibt, findet Stadelmann wichtig. Besonders am heutigen Weltfrauentag steht das weibliche Geschlecht im Mittelpunkt. An diesem Tag wird weltweit auf die Rechte von Mädchen und Frauen aufmerksam gemacht. „Global betrachtet waren Frauen schon immer unterdrückt. In der westlichen Welt haben wir zwar das Gefühl, dass Frauen gleichberechtigt sind, aber auch dort gibt es derzeit wieder Veränderungen“, zeigt die Feministin auf. „Es geht dahin zurück, dass Frauen und Männer in ihre alten Rollen gedrückt werden. Da muss man sich nur die politische Situation mit Trump und Erdogan anschauen.“
Anlässlich des Weltfrauentags veranstaltet der Verein Amazone die „W3 – World Women’s Weeks“. Höhepunkt ist die „W3 Party“ am Freitag, 10. März in den Räumen des Vereins. „Natürlich ist jeder willkommen, nicht nur Mädchen.“
Frauen und Männer werden wieder in die alten Rollen gedrückt.
Brigitte Stadelmann
Zur Person
Brigitte Stadelmann
Leiterin des Mädchenzentrums Amazone und Feministin
Geboren: 15. 11. 1969 in Höchst
Wohnort: Bregenz
Ausbildung: Kindergartenpädagogin, Sozialarbeiterin
Hobbys: Radfahren, Lesen, Musik