Aufdeckern wird nicht fad

Wetter / 31.08.2017 • 18:34 Uhr
Im Auto führt der Kontrolleur mit, was er für seine Arbeit braucht.KH
Im Auto führt der Kontrolleur mit, was er für seine Arbeit braucht.KH

Fipronil in den Eiern, Glyphosat im Bier: Lebensmittelinspektoren sind derzeit voll gefordert.

Bregenz. (VN-kum) Vorgestern besuchte Lebensmittelkontrolleur Friedrich Klinger einheimische Eiererzeuger und nahm Eier mit ins Labor, damit festgestellt werden kann, ob diese mit dem Pestizid Fipronil belastet sind. Gestern suchte er hiesige Brauereien auf und zog Proben, um zu ermitteln, ob man im Bier das Herbizid Glyphosat nachweisen kann. Heute geht er auf eine Alpe, um die Hygiene vor Ort und die Trinkwasserqualität zu überprüfen. Morgen könnte es sein, dass er in Supermärkten Speiseeis stichprobenartig kontrollieren muss, weil er von der EU-Kommission die Meldung bekommen hat, dass Eis mit Plastikteilchen im Umlauf ist.

Hygiene ist entscheidend

Die Arbeit des Lebensmittelinspektors und seiner zehn Kollegen ist abwechslungsreich und spannend. Sie setzt umfangreiches Wissen in Lebensmitteltechnologie und -recht voraus und trägt dazu bei, dass die Nahrungsmittel, die in Vorarlberg auf den Markt kommen, sicher sind, das heißt unbedenklich verzehrt werden können.

“Wichtig für die Qualität der Waren ist die Sauberkeit. Wenn die Hygiene mangelhaft ist, dann sind auch die Produkte schlecht”, weiß Klinger aus Erfahrung. Um die Hygiene zu verbessern, werden die 6500 Betriebe im Land, die mit Lebensmitteln zu tun haben: Gasthäuser, Supermärkte, Lebensmittelerzeuger, regelmäßig kontrolliert. “Wir schauen uns die hygienischen Verhältnisse an, die Waren und wie mit ihnen umgegangen wird. Bei Verdacht ziehen wir Proben.” Altersheime und Spitäler werden jedes Jahr überprüft, Gastronomiebetriebe alle drei Jahre. “Da wir nur zu elft sind, schaffen wir es aber nicht, auf alle ein Auge zu werfen”, bedauert der stellvertretende Leiter der amtlichen Lebensmittelkontrolle.

Laut Klinger hat Vorarlberg einen hohen Standard in Sachen Hygiene und Produktqualität. “Es schaut recht gut aus bei uns. Aber Kontrollen sind trotzdem unerlässlich. Denn ohne diese tritt eine gewisse Betriebsblindheit ein, sodass Mängel oft gar nicht mehr gesehen werden.” Klinger gibt zu, dass er und seinesgleichen pingelig sind und die Verantwortlichen selbst auf kleine Mängel hinweisen. Den Inspektoren fällt zum Beispiel auf, wenn keine Seife zur Reinigung da ist oder Regale nur schwer zu reinigen sind. Bei gravierenden Mängeln zeigen sie das Unternehmen bei der BH an. Das kann hohe Geldstrafen zur Folge haben. “Wenn es ganz krass ist und ein Betrieb zum Beispiel massiv mit Schädlingen wie Schaben und Mäusen befallen ist, schließen wir diesen auf der Stelle. Das passiert drei bis fünf Mal im Jahr.”

Auch die Ergebnisse aus dem Labor bleiben, wenn sie bedenklich sind, nicht ohne Konsequenzen. “Wir veranlassen dann, dass die Ware vernichtet und aus dem Verkehr gezogen wird.” Dass man heute so häufig von Lebensmittelskandalen hört, erklärt sich der Götzner so: “Früher waren die Produkte nicht besser. Es wird heute aber durch bessere Messmethoden und häufigere Kontrollen mehr aufgedeckt.”

Apropos Aufdecken. Klinger und seine Kollegen sehen sich weniger als strafende Polizisten denn als Aufklärer. “Betrug und Täuschung zu entlarven, ist uns ein Anliegen.” Zu ihrer Arbeit gehört es auch, zu überprüfen, ob die im Gasthaus angepriesenen heimischen Filetstücke auch tatsächlich aus Vorarlberg kommen oder billigst zugekauft wurden. Diese Ermittlungsarbeit dürfte Klinger nicht schwerfallen, war er doch früher selbst einmal bei der Polizei.   

Betrug und Täuschung zu entlarven, ist uns ein wichtiges Anliegen.

Friedrich Klinger

Zur Person

Friedrich Klinger

war zwölf Jahre als Polizist tätig. 1992 wechselte er zur Lebensmittelaufsicht.

Geboren: 5. Jänner 1959

Wohnort: Götzis

Familie: verheiratet, zwei Töchter

Hobbys: Judo, Tennis