Eman(n)zipation

Wetter / 03.10.2017 • 18:48 Uhr
Raphael wirkt seit heuer im Kindergarten St. Gallenkirch, hier im Bild mit der vierjährigen Rebecca.

Raphael wirkt seit heuer im Kindergarten St. Gallenkirch, hier im Bild mit der vierjährigen Rebecca.

Raphael Wittwer ist einer der wenigen männlichen Kinderbetreuer.

st. gallenkirch Beim Händedrücken Kräftemessen, oder eben doch Teetrinken in der Puppenecke: Das gehört seit September zu Raphael Wittwers Alltag, inmitten seiner Kolleginnen und einer lebendigen Horde von Drei- bis Fünfjährigen im Kindergarten St. Gallenkirch. Dort, wo der 24-jährige Gaschurner seit dem heurigen Kindergartenjahr als Kindergartenassistent mitarbeitet, übrigens einer von wenigen in Vorarlberg.

Gerade einmal 14 Männer neben 1501 Kindergartenmitarbeiterinnen waren es im vergangenen Jahr. Das bestätigt Kindergarteninspektorin Andrea Drexel seitens des Landes, ergänzt jedoch: „Die Zahl bewegt sich nach oben, langsam, aber doch.“ Die aktuellen Daten liegen zwar noch nicht vor, doch bereits im zeitnahen Vergleich waren es knapp zehn mehr.

Originelle Sprüche

Dass Raphael Wittwer nun den Weg in die Kinderpädagogik eingeschlagen hat, ist dabei weniger Zufall als Bestimmung. Schon im Teenageralter hatte er sich bei Anlässen meist den kleinen Gästen gewidmet. Dann saß er bei ihnen auf dem Boden, ins Spielen vertieft, versuchte, ihnen die Welt zu erklären. „Mit gutem Grund“, sagt er: „Die Kleinen strahlen einfach eine Herzlichkeit aus. Sie faszinieren mich mit ihren originellen Sprüchen und spontanen Reaktionen. Aber vor allem ihre unbedingte Aufrichtigkeit, ihre Echtheit tun einfach gut.“

Sie auf ihrem Weg zu begleiten und dabei in ihrem selbstverständlichen Tun zu unterstützen, das hat sich Raphael Wittwer fest vorgenommen und will diesen Worten beim Basteln, Legospielen, Singen, Malen, Kraxeln, Spazierengehen und vielem mehr kleine Taten folgen lassen.

„Ich möchte ihnen dabei vor allem auch vorleben, dass es wichtig ist, jeden auf seine Art  anzunehmen.“ Das passiere am besten schon in ganz jungen Jahren, eben frei nach dem Motto „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“.

Positive Reaktionen

Nicht ganz in diesem Sinne zählt Raphael Wittwer in Sachen Berufswahl dann doch zu den „Spätberufenen“. Denn vor dem jetzigen Schritt hatte er die Ausbildung zum Elektrotechniker mit Berufsmatura gewählt. Eben da war er auf den Fachbereich „Pädagogik und Didaktik“ gestoßen und hatte sich kurzerhand dafür entschieden. Nach bestandener Gesellenprüfung sowie Matura und nach einer „na ja, nicht gerade erfüllenden Zeit beim Bundesheer“, so der 24-Jährige, folgte in Wien eine Ausbildung als Kindergartenassistent.

Zurück in Vorarlberg bewarb er sich spontan bei der Gemeinde St. Gallenkirch um eine Assistentenstelle im dortigen Kindergarten. Und siehe da, auch Bürgermeister Josef Lechthaler begrüßte die neue, männliche Note in der Betreuungseinrichtung; aber auch seine vier Kolleginnen Marianne, Elke, Theresia und Christine sowie die Eltern seiner Schützlinge reagierten äußerst positiv.

Pädagogikstudium geplant

Was sagen seine Freunde, vor allem aber seine Lebensgefährtin, zu seiner Berufswahl? „Genau dein Ding“, waren die spontanen Reaktionen und eine weitere Bestätigung für Raphael Wittwer auf seinem Weg zum Kinderpädagogen. Denn schon für das kommende Jahr plant er, das Studium „Pädagogik in Kindergarten und Primarschule“ in Angriff zu nehmen. VN-hp

„Die unbedingte Aufrichtigkeit der Kleinen, ihre Echtheit tun einfach gut.“

Zur Person

Raphael Wittwer

arbeitet seit September als Kindergartenassistent im Kindergarten St. Gallenkirch.

Geboren 16. September 1993

Werdegang Vom Elektrotechniker mit Berufsmatura zum Kindergartenassistenten; Studium geplant.

Hobbys Wandern, Skifahren, Zeit mit Freunden verbringen und gute Filme genießen.