Starke Stimme wird stumm

Wetter / 15.10.2017 • 22:31 Uhr
Starke Stimme wird stumm

Harald Walser kündigt das Ende seiner politischen Laufbahn an.

schwarzach Er wirkt bedrückt. Und ist es auch. Das schlechte Ergebnis der Nationalratswahl für die Grünen setzt Harald Walser ziemlich zu. Ja, er ist enttäuscht, „denn in dieser Dimension ist das schon überraschend“. Enttäuscht sei er auch darüber, dem neuen Nationalrat nicht mehr anzugehören, bekennt der 64-jährige Bildungssprecher der Grünen. Die Konsequenz sei sein Rückzug aus der Politik – aber nicht ganz.

Politisch interessiert war Walser schon während seiner Studienzeit in Innsbruck. Er studierte Germanistik und Geschichte. Nach dem Abschluss 1978 unterrichtete er am Bundesgymnasium Feldkirch und leitete die Schule von 2003 bis 2008 als Direktor.

Kampf für Bildungsreform

Für die Vorarlberger Grünen begann er sich im Jahr 2000 zu engagieren, und zwar als Vorstandsmitglied der Grünen Bildungswerkstatt. Seit 2008 ist Walser Mitglied des Landesvorstands der Vorarlberger Grünen. Im gleichen Jahr hat er sein Nationalratsmandat in Wien angetreten. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt in den Bereichen Bildung, Klimaschutz, Soziales, Wissenschaft und Vergangenheitspolitik. Besonders stark hat er seine Stimme für eine Reform des Bildungssystems erhoben. Eine seiner wichtigsten Forderungen war eine Schule für alle Kinder bis zum 14. Lebensjahr. Einen ersten Erfolg in dieser Hinsicht erzielte er 2015, als die Vorarlberger Landesregierung den Beschluss fasste, beim Bund einen Antrag auf eine „Modellregion Gemeinsame Schule“ zu stellen.

Insgesamt hat Walser als Nationalratsabgeordneter das Land neun Jahre in Wien vertreten. Er erinnert sich an eine „extrem spannende Zeit“. Das desaströse Ergebnis dieser Nationalratswahl führt Walser auf den parteiinternen Konflikt mit den Jungen Grünen und Peter Pilz zurück. „Trotzdem haben wir Grünen viel Positives bewirkt“, sagt er und nennt als Beispiele den Fortschritt der Bildungsreform, die Ökostromnovelle, das Gratisinternat für Lehrlinge. „Und am vergangenen Donnerstag haben wir durchgesetzt, dass arbeitslose und Mindestsicherung beziehende Frauen unabhängig vom Partner sind.“

Nun habe er den Wahlausgang zu akzeptieren. Für ihn bedeutet er „das Ende meiner politischen Laufbahn. Ich ziehe mich zurück.“ Er werde künftig zwar die Vorarlberger Grünen weiter unterstützen – „aber nur, wenn das gewünscht wird“ – aber kein politisches Mandat mehr anstreben. Auch seine berufliche Laufbahn ist zu Ende: „Ich wechsle schnurstracks in die Pension.“ Politikerpension bekomme er übrigens keine, betont er.

Nein, fad werde ihm auf keinen Fall. „Ich bin ja nach wie vor Historiker und setze mich intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinander. Ich habe schon einige Angebote bekommen, wieder publizistisch weiter tätig zu werden, werde mir aber alles in Ruhe überlegen.“

Zufrieden stimmt Walser, dass er nun mehr Zeit für seine Frau, seine beiden Söhne und den Enkel haben wird. „Ich hoffe, sie freuen sich auch“, sagt er und lacht zum ersten Mal während des Gesprächs in der VN-Redaktion nach der Wahl. „Außerdem werde ich deutlich mehr Mountainbike- und Skitouren machen“, lässt der begeisterte Sportler wissen. „Meine Frau hat zum Glück die gleichen Hobbys. Und so kommen sicherlich angenehme Zeiten auf uns zu.“ 

„Ich wechsle schnurstracks in die Pension. Politikerpension bekomme ich übrigens keine.“

Zur Person

HARALD WALSER

wird nach dem traurigen Wahlergebnis für die Grünen im neuen Nationalrat nicht mehr vertreten sein.

Geboren 18. April 1953

WOHNORT Altach

BERUF Historiker, Lehrer

Politik Bildungssprecher der Grünen, Nationalratsabgeordneter

Familie verheiratet, zwei Kinder