Der Obertürbolar

Wetter / 12.01.2018 • 18:59 Uhr
Günter Dietrich wurde 1986 vom Schollesteachar-Virus gepackt. Stiplovsek
Günter Dietrich wurde 1986 vom Schollesteachar-Virus gepackt. Stiplovsek

Günter Dietrich führt die Schollesteachar durch den Fasching.

Lauterach Die Orden, die am Hals von Günter Dietrich baumeln, sprechen Bände. Der Hausorden der Luterachar Schollesteachar, den man nach drei Jahren verliehen bekommt, glänzt dort ebenso wie der Orden der Lauteracher Garde, der Ehrenmitgliedsorden der Lauteracher Schalmeien in Gold und der Orden des Verbands Vorarlberger Fasnatzünfte und -gilden (VVF) in Gold. Der 46-Jährige ist seit 32 Jahren bei den Schollesteacharn, 25 Jahre davon spielte er bei den Schalmeien. Seit 2012 steht er dem Verein als Obmann vor: „Schollesteachar ist wie ein Virus. Man kommt eigentlich das ganze Leben nicht mehr davon los. Du hast immer eine Heimat und im Verein eine Aufgabe.“

Ein Großevent der besonderen Art steht in Lauterach an diesem Wochenende an. Zum bereits vierten Mal richten die Schollesteachar den VVF-Landesnarrentag aus. Los geht es am heutigen Samstagabend mit der Warm-up-Party. Morgen, Sonntag, folgt ab 9.30 Uhr der Frühschoppen und ab 13.30 Uhr der große Umzug, zu dem 123 Gruppen mit über 3000 Teilnehmern in die Hofsteiggemeinde pilgern. Die Vorfreude ist trotz Vollstress groß. „Das Schönste ist es, zu sehen, dass die Leute eine Gaudi haben, jeder mit Eifer dabei ist und alle glücklich nach Hause gehen“, beschreibt Günter Dietrich. Dass ein Verein den Landesnarrentag ausrichten kann, sei nicht mehr selbstverständlich, denn dahinter steckt eine Menge Arbeit.

Die Vorbereitungen sind vor über einem Jahr angelaufen. Mit den Schollesteacharn, dem Schalmeienzug, der Damen-, Teenie- und Kindergarde umfasst der Verein 120 Mitglieder, das jüngste ist sechs Monate, das älteste 89 Jahre alt. Natürlich ist auch die Familie des Obmanns vom Virus infiziert. Sein Frau Tanja ist Leiterin der Kinder- und Teeniegarde, Sohn Fabio ist Schollesteachar und Tochter Michelle bei der Teeniegarde. Beim Landesnarrentag selbst sind weitere 250 freiwillige Helfer im Einsatz, hinzu kommen Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei. „Ohne die könnte man eine solche Veranstaltung gar nicht durchziehen“, unterstreicht der 46-Jährige. Bei den Schollesteacharn stehe allerdings nicht das Feiern im Vordergrund, sondern die Brauchtumspflege, denn der Name basiert auf einem historischen Hintergrund, erklärt er: „Da das Holz zum Bauen benötigt wurde, regte Kaiserin Maria Theresia an, aus dem Lauteracher Ried Torf zu stechen und damit zu heizen. Diese Torfscholle nannte man ,Turben‘. Der Bevölkerung ist der Name ,Türbolar‘ geblieben.“ Auch heute noch gehen die Zunftmitglieder jedes Jahr am 11. 11. sowie mit den Kindergärtlern und Schülern hinaus ins Ried zum Schollesteacha. Am Fasching liebt Günter Dietrich, dass man ein bisschen anders tun kann als unterm Jahr und man nicht alles so ernst nimmt. „Wenn Faschingsdienstag ist und alles unfallfrei abgelaufen ist, dann bin ich aber auch froh, wenn er vorbei ist. Ich freue mich allerdings aufs nächste Jahr“, sagt er und lacht. VN-ger

Zur Person

Günter Dietrich

ist seit 2012 Obmann der Luterachar Schollesteachar.

Geboren 16. Juni 1971

Wohnort Lauterach

Familie verheiratet mit Tanja, eine Tochter, ein Sohn

Beruf Kraftfahrer

Hobbys Fasching, Feuerwehr