König der Zahlen

Alexander Razen wurde vom Präsidenten geehrt.
Innsbruck Stellen Sie sich ein Haus vor. Zwei Stockwerke mit Flachdach. Sagen wir, viereinhalb Meter hoch. Alexander Razen würde drüberspringen und hätte immer noch 13 Zentimeter Luft. Der Feldkircher hält mit 4,63 Metern den Vorarlberger Hallenrekord im Stabhochsprung, erst 2014 stellte er ihn auf. Seine Mehrkampfbilanz ist beeindruckend: 21 Medaillen bei österreichischen Staatsmeisterschaften. Vier Teilnahmen an Europameisterschaften, Vorarlberger Rekord in der Schwedenstaffel. Als Zehnkämpfer ist es mit ein paar Stunden Training nicht getan. Sechs Einheiten, insgesamt rund 20 Stunden pro Woche trainierte er zeitweise seine Disziplinen. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für Karriere in Bildung und Beruf … oder? Sollte dies die Regel sein, Alexander Razen würde sie mit seiner Ausnahme bestätigen. Der 33- Jährige erhielt am Montag von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Innsbruck den Ring für die sub-auspiciis-Promotion überreicht. Besser geht´s nicht.
Sub auspiciis bedeutet: In der Oberstufe muss jede Klasse mit einem ausgezeichneten Erfolg abgeschlossen werden. Die Matura ebenso. An der Uni müssen alle Fachprüfungen, Bachelor- und Masterprüfung sowie die Dissertation mit „Sehr gut“ benotet werden, wobei maximal in der Durchschnittsstudiendauer studiert werden darf. Unter 1000 Studenten befindet sich einer, der dies schafft. Alexander Razen zum Beispiel, der sich in seiner Diplomarbeit und in der Dissertation dem österreichischen Immobilienmarkt widmete. Er promovierte am Institut für Statistik an der Uni Innsbruck, nahm den Markt in seinen Zahlen auseinander und entwickelte eine Methode zur tagesaktuellen Immobilienbewertung.
Auf kaum jemanden trifft die Phrase „seine Begabung wurde ihm bereits in die Wiege gelegt“ so zu, wie auf Alexander Razen. Seine Eltern sind Mathematiker, beide forschten und lehrten an der Universität. Sein älterer Bruder arbeitet in der Privatwirtschaft in der Schweiz als Zahlenjongleur. Sein jüngerer Bruder hat fast zeitgleich den Mathematik-PHD (Doktor) in Innsbruck erworben.
Drei Studien
Razens Talent und Begeisterung für Ziffern und Gleichungen, für Variablen und Formeln, war deshalb schon früh geweckt. Im Jahr 2001 holte er zum Beispiel österreichweit den ersten Platz im sogenannten Känguru der Mathematik. So war es nur logisch, dass er 2003 nach dem Zivildienst sich im Fach „technische Mathematik“ einschrieb.
20 Stunden Training, Mathematikstudium auf höchstem Niveau, bleibt da noch Zeit? Offenbar. Alexander Razen inskribierte 2004 für BWL und 2006 für VWL. In den Jahren 2011 und 2012 schloss er also drei Diplomstudien ab. Und nun auch noch sub auspiciis.
Sportlich lässt er es seit Kurzem ruhiger angehen. „Ich habe fast gleichzeitig mit dem Doktor auch meine Karriere beendet“, erzählt er. Beruflich wechselte Razen komplett das Metier. Mittlerweile arbeitet er als Unternehmensberater im Bereich „Finance and Risk“. Also nie mehr Universität? „Mal sehen. Die Welt bewegt sich so schnell und verändert sich ständig. Keine Ahnung, wo ich langfristig lande. Im Moment gefällt’s mir da, wo ich bin“, fährt er fort. Vielleicht kehrt er ja irgendwann in die Forschung zurück. Und dann wär ja auch noch die Leichtathletik. Wobei, Alexander Razen könnte wahrscheinlich alles gleichzeitig. VN-mip
„Keine Ahnung, wo ich langfristig lande. Im Moment gefällt’s mir da, wo ich bin.“
Zur Person
Alexander Razen
promovierte sub auspiciis in Innsbruck.
Geboren 25. Mai 1984 in Feldkirch
Ausbildung PHD Statistik, Magister BWL, Magister VWL
Wohnort Innsbruck
Familie beide Eltern Mathematiker, beide Brüder ebenfalls
Universität Innsbruck