Zeit zum Leben

Sie ist Nikolai Jochum wichtiger als jeder Luxus.
wolfurt Den Kinderschuhen ist er schon längst entwachsen. Doch für Nikolai Jochum gilt: einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder. Deshalb ist es für ihn Ehrensache, bei der Organisation des traditionellen Flohmarkts anzupacken, der alle drei Jahre ausgerichtet wird. „Heuer ist er fast doppelt so groß wie beim letzten Mal“, freut sich Jochum. Nicht nur das Vereinshaus, sondern auch der benachbarte Cubus und ein riesiges Zelt sind mit Warenspenden gefüllt. Das bedeutet zwar mehr Arbeit, dafür spült der Flohmarkt mehr Geld in die Vereinskasse. Aber nicht alles wird von den Pfadis eingesackt. Gut die Hälfte wird für einen karitativen Zweck gespendet. „So haben auch andere etwas davon“, sagt Nikolai Jochum.
Für die Möbel zuständig
Es ist schon alles angerichtet. So kann morgen, Freitag, und am Samstag wieder nach Herzenlust gestöbert und gekauft werden. Rund 200 freiwillige Helfer stehen bereit, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen, denn der Andrang ist jedes Mal groß. „Der Pfadi-Flohmarkt in Wolfurt hat so etwas wie Kultstatus“, sagt Nikolai Jochum mit einem schelmischen Grinsen auf dem jungenhaften Gesicht. Als Ausstellung mit viel Skurrilem bezeichnet er die Veranstaltung. Die Vorbereitungen dafür laufen seit einer Woche. Schachtel- und kistenweise trudelt mehr oder weniger verkaufbares Material ein. Es mangelt wahrlich an nichts. Vor allem große Mengen an Büchern sind hereingekommen, aber die sind nicht das Metier von Nikolai Jochum. Er ist bereits zum dritten Mal für die Möbelabteilung zuständig. Das kommt dem gelernten Schreiner sehr entgegen, hegt er doch eine besondere Leidenschaft für altes Mobiliar. Deshalb landen schöne Dinge dieser Art am Ende nicht auf dem Müll. Stattdessen werden Antiquitäten, die keinen Abnehmer finden, für den nächsten Flohmarkt gebunkert.
Die Besucher kommen, um zu schauen und in der Hoffnung, das eine oder andere besondere Stück zu ergattern. „Es sind auch immer viele Sammler dabei“, weiß der jung gebliebene Altpfadfinder. Aber, wie gesagt, nicht alles lässt sich an den Mann bzw. die Frau bringen. Damit so wenig wie möglich entsorgt werden muss, haben die Pfadis einen Müllbeauftragten installiert, der ganz genau hinschaut. „Was möglich ist, geht in die Wiederverwertung an Sozialinstitutionen wie die Caritas oder Integra. Das Übrige wird sorgfältig getrennt“, erklärt Nikolai Jochum, der sein Engagement beim Pfadi-Flohmarkt als herrlich beschreibt. „Es ist einfach eine quirlige Sache.“ Da ist er gerne dabei. „Die Pfadis sind wie eine Familie. Jeder ist da, wenn man ihn braucht“, schwärmt Jochum von seinem Verein.
Autarkes Dasein
Auch dem Boden, der ihn füttert, ist der Wolfurter mit ehrlicher Begeisterung zugetan. Als Vollerwerbsbauer bewirtschaftet Nikolai Jochum allerdings gerade einmal 2,5 Hektar. Doch es reicht ihm zum Leben. Er hält sich Hühner, Enten, Hasen und eine Katze und baut zudem Gemüse an. Das verkauft er auf Märkten und im Hofladen. Es sei immer sein Ziel gewesen, möglichst autark und unabhängig zu leben, erzählt er, denn wertvoller als alles andere ist für ihn die Zeit. „Man lebt nur einmal“, merkt er überzeugend an. Deshalb will er dieses eine Leben so gestalten, dass es ihm Spaß macht. Die Pfadfinder sind ein Teil davon. VN-MM
„Die Pfadis sind wie eine Familie. Jeder ist da, wenn man ihn braucht.“
Zur Person
Nikolai Jochum
bringt sich regelmäßig bei der Ausrichtung des Wolfurter Pfadfinder-Flohmarkts ein.
Geboren 9. Juni 1991 in Bregenz
Ausbildung Schreiner, jetzt Vollerwerbslandwirt
Wohnort Bregenz
Hobbys die Pfadfinder und das Leben leben
VN/mohr