Theatergeschichte zum Mitnehmen: Der Kostümverkauf der Bregenzer Festspiele

Historische Operngewänder und Requisiten aus vergangenen Opernvorstellungen laden zum Entdecken und Erwerben ein.
Von Silja Dietrich
Bregenz Am Samstag ist es wieder soweit: Der legendäre Kostümverkauf der Bregenzer Festspiele öffnet seine Tore und verspricht ein Spektakel, das nicht nur Theaterfans begeistert. Zwischen 10 und 17 Uhr können Besucherinnen und Besucher in die Welt der Opernproduktionen eintauchen und ein Stück Bühnenmagie mit nach Hause nehmen.

Die Kostüme stammen aus Produktionen wie Carmen, Rigoletto, Madame Butterfly oder Der Freischütz. Besonders begehrt sind die historischen Gewänder der Statisterie – etwa die prachtvollen Roben der drei Mätressen aus Freischütz, komplett mit Unterröcken, Hüten und Pelzbesatz. „Das ist für einen gehobenen Faschingsball ideal”, sagt Kostümleiterin Lenka Radecky, die den Verkauf seit 2018 organisiert.

Alltagsmode mit Bühnenflair
Doch nicht nur Sammler kommen auf ihre Kosten. Auch Bastler und Kreative finden Material: Stoffe aus vergangenen Produktionen, darunter Pailletten aus der Zauberflöte oder edle Textilien aus Carmen, werden wie im Stoffladen verkauft. „Manche Stoffe wurden falsch geliefert oder blieben übrig – jetzt bekommen sie eine zweite Chance.” Und wer denkt, es gäbe nur opulente Bühnenroben, irrt sich. Auch alltagstaugliche Kleidung wie Hosen oder Anzüge sind im Angebot – ideal für alle, die ein besonderes Stück mit Geschichte in ihren Alltag integrieren möchten.

Neben Kostümen und Stoffen gibt es auch Requisiten und Technik: Fasane und Adler aus der Jägerszene von Freischütz, Tonanlagen, Büromöbel und sogar alte Bühnenstühle. „Auch für die, die sich nicht so für Kostüme interessieren, ist etwas dabei”, meint die Leiterin augenzwinkernd.

Der Verkauf ist auf einen Tag begrenzt – was weg ist, ist weg. Erfahrungsgemäß wird es in den ersten Stunden eng. Um dem Ansturm zu begegnen, setzt das achtköpfige Team auf ein neues Raumkonzept: Statt „Straßen” gibt es kompakte „Inseln”, die nur von einer Seite zugänglich sind. So behalten die Mitarbeiter den Überblick und können besser unterstützen.
Vom Schnäppchen bis zum Einzelstück
Die Preise bewegen sich bewusst auf Flohmarktniveau – mit einer „Restekiste”, in der Accessoires und kleinere Teile bereits ab 1 Euro zu finden sind. Rund 80 Prozent der Kostüme liegen zwischen 5 und 100 Euro. „Das ist oft nur ein Zehntel oder Hundertstel dessen, was sie ursprünglich gekostet haben”, erklärt Lenka.

Wer ein besonders aufwendig gearbeitetes Einzelstück sucht, etwa ein historisches Gewand oder ein Solistenkostüm, muss mit 200 bis 300 Euro rechnen. Doch auch hier gilt: Es geht nicht um den materiellen Wert, sondern um die Idee, die Kostüme nach der Seebühnenproduktion in die Bevölkerung weiterzugeben. „Das ist eine Tradition, die wir alle zwei Jahre mit großer Freude pflegen”, sagt die Leiterin. „Und es macht uns riesigen Spaß.”
Kostüme mit Herz und Geschichte
Was den Kostümverkauf besonders macht, sind die Geschichten, die die Kostüme erzählen. „Viele Besucher wollen, dass das Label am Kostüm bleibt – das macht es nahbarer”, erzählt Lenka. Besonders die Geschichte eines Besuchers, der sich nach langem Überlegen ein Torero-Kostüm gönnte, bleibt in Erinnerung. „Er hat vier Stunden überlegt, seinen Kontostand geprüft und sich dann das Geschenk gemacht.” Solche Begegnungen zeigen, wie wertvoll die Kostüme für viele sind.

Diese Momente machen den Kostümverkauf zu mehr als nur einem Event. Sie zeigen, wie viel Herzblut in den Kostümen steckt – und wie sehr sie geschätzt werden.
Praktische Hinweise für Besucher
Wer sich ein besonderes Stück sichern möchte, sollte früh kommen und gut vorbereitet sein. Es wird dringend empfohlen, eigene Taschen oder Beutel mitzubringen. Auch Kartenzahlung ist nicht möglich. Wer also ein Stück Theatergeschichte mitnehmen möchte, sollte Bargeld einstecken – und am besten gleich etwas mehr, denn die Versuchung ist groß.

Kostüm- und Requisitenverkauf
Samstag, 25. Oktober 2025, 10-17 Uhr
Werkstattbühne, Bregenz