Freund und Beschützer

Auch Julia Moretti spricht gerne über Gott und die Welt.
dornbirn Über Gott und die Welt reden: Bei der von der katholischen Kirche organisierten Initiative „W‘ortwechsel“ ist das mehr als eine hohle Phrase. Jeder, der möchte, kann sich einen Gesprächspartner ins eigene Wohnzimmer holen und mit ihm eben über Gott und die Welt reden. Die Auftaktveranstaltung findet heute um 20 Uhr im Foyer der inatura in Dornbirn statt. Neben Bischof Benno Elbs und Musiker Philipp Lingg wird auch Julia Moretti am Podium sitzen.
„Es war Bischof Benno als warmherziger Hirte und natürlich das Thema eines gelungenen Lebens, das mich bewog, teilzunehmen“, erzählt die gebürtige Götznerin, die seit 25 Jahren mit dem Schauspieler Tobias Moretti liiert ist. „Außerdem stehe ich in meiner Lebensmitte und habe mit alten, manchmal auch sterbenden, aber ebenso mit Kindern und jungen Menschen zu tun und reflektiere daher gerne über das Thema“, fügt Julia Moretti an.
Verbindung zur Schöpfung
Die Idee, bekannte Leute in die gute Stube zum Gespräch einzuladen, gefällt ihr. „Sie ist der kleiner, lebendiger Glaubensgemeinschaften sehr ähnlich und bringt meiner Meinung nach auch den Aspekt ins Leben, dass die Menschen die Kirche sind.“ Der Austausch von Lebenserfahrung in einer überschaubaren und respektvollen Umgebung sei zudem sehr schön und wichtig und rege zur Reflexion an. Julia Moretti spricht auch offen über ihr eigenes Verhältnis zum Glauben. „In meiner Familie in Götzis durfe ich den lieben Gott als meinen Freund und Beschützer bei mir haben. Ich spüre die Verbindung zur Schöpfung und zur damit verbundenen Göttlichkeit immer wieder sehr stark“, schildert sie ihre Empfindungen und berichtet von einer Marien-Kapelle auf ihrem Tiroler Bergbauernhof, die voller Bildchen, Taufkreuze, Erinnerungen, Plastikblumen und Kerzen ist. Diesen vertrauten Hort sucht sie mit der Familie oder befreundeten Kindern gerne auf. „Hier haben sie einen Freiraum, wo man über alles Mögliche laut zu Gott sprechen und selber Kerzle, für wen auch immer, anzünden darf.“ Es sind Worte, die von Herzen kommen.
Vom Leben beschenkt
Die Musikerin fühlt sich bis heute vom Leben sehr beschenkt. „Die Kinder, die Landwirtschaft, die Kunst und noch manch‘ anderes in der Umlaufbahn unseres Familienplaneten bilden eine für uns völlig verständliche, reiche und quirlige Mischung, die von außen betrachtet vielleicht besonders schräg anmuten könnte, aber für uns den Quell unserer Lebenskraft ausmacht“, erklärt Julia Moretti. Für sie persönlich heißt bewusst leben, sich selber erlauben, glücklich zu sein, der eigenen Herzenswünsche gewahr zu werden und sie sich nach Möglichkeit zu erfüllen. „Mir kommt vor, wenn ich mich am Kostbaren im Leben freue, kann ich mich umso mehr mit anderen mitfreuen. Das tut in unserer Gesellschaft immer noch Not, das heilt Beziehungen“, plaudert sie sympathisch unbefangen aus dem Nähkästchen der Gefühle.
Mit ihrer Vorarlberger Heimat und der Familie, die hier lebt, pflegt Julia Moretti immer noch intensiven Kontakt. „Meine Eltern sind nach wie vor mein Akrobatennetz, über dem ich mich sicher fühle“, sagt sie. Auch die Brüder Felix und Florian sowie deren Kinder bedeuten ihr sehr viel. VN-MM
„Die Idee bringt auch den Aspekt zum Ausdruck, dass die Menschen die Kirche sind.“
Zur Person
Julia Moretti
diskutiert heute beim „W‘ortwechsel“.
Geboren 1970 in Götzis
Ausbildung studierte moderne und barocke Oboe, zehn Jahre Mitglied des Symphonieorchesters Vorarlberg
Laufbahn spielte mit zahlreichen renommierten Barockensembles
Familie seit 1997 mit Tobias Moretti verheiratet, drei Kinder (19, 18, 7)
Inge Prada