Der mit dem Wind spielt

Philipp Brändle arbeitet als Aerodynamiker in der Formel 1. Mercedes
Philipp Brändle tüftelt am F-1-Mercedes von Lewis Hamilton
Schwarzach Wenn heute in Melbourne der Startschuss zur neuen F-1-Saison fällt, sich Lewis Hamilton und Valtteri Bottas mit ihren Mercedes-AMG-W09-Boliden auf die Strecke hauen, wird auch ein Vorarlberger ganz gespannt die Geschehnisse verfolgen: Philipp Brändle aus Klösterle hat nämlich an den neuen GP-Rennern des Weltmeisterteams mitgewirkt! Der 31-jährige Klostertaler ist erblich vorbelastet: Onkel Horst Fritz aus Lech bestritt Ende der 1970er-Jahre F-3-Rennen, matchte sich mit späteren Kapazundern wie Bobby Rahal oder Nelson Piquet. „Selber Rennfahrer werden wollte ich nicht“, sagt Brändle, „aber unbedingt etwas im Rennsport machen. Ich träumte als Aerodynamiker von der Formel 1.“
Berufstraum ging in Erfüllung
Nach der HTL Rankweil begann er das Studium für Luft- und Raumfahrttechnik an der TU München mit Schwerpunkt Strömungsmechanik. „Am Ende meines Studiums habe ich auf ein Mercedes-Inserat reagiert. Ich bewarb mich, wurde in die Rennwagenfabrik ins britische Brackley eingeladen. Vier Wochen später hatte ich die Zusage und habe 2013 als Aerodynamiker dort angefangen.“ Brändle darf vertraglich keine vertraulichen Infos preisgeben: „Meine Aufgabe war es zu Beginn, bestimmte Teile des Rennautos unter aerodynamischen Gesichtspunkten zu entwickeln. Zuerst habe ich am Frontflügel gearbeitet, dann an der Hinterradaufhängung. Jetzt habe ich ein neues Aufgabenfeld, das auch Aufgaben direkt an der Rennstrecke beinhaltet. Ich mache nun keine Designs mehr, sondern kümmere mich mehr um die Datenanalyse und Softwaretools, die wir in meiner Gruppe verwenden.“
Immer wieder im Windkanal
Mercedes beschäftigt 40 Aerodynamiker. Neben den Motoren, Reifen und Fahrern ist die Aerodynamik ein mitentscheidender Faktor eines F-1-Gesamtpakets. Immer wieder arbeitet Brändle deshalb mit seiner Entwicklungsgruppe auch im Windkanal: „Da arbeiten wir mit 60-Prozent-Modellen. Die Aerodynamik heutiger GP-Autos ist unglaublich ausgeklügelt und reagiert entsprechend sensibel auf Veränderungen des Luftstroms“.
Ist der Vater eines Sohnes selbst an der Rennstrecke, hat er öfters Kontakt mit Hamilton und Bottas: „Es gibt zwar keine speziellen Erlebnisse zu berichten, aber ich kann sagen, dass beide einen sehr festen Händedruck haben . . .“ Über seine Zukunftspläne befragt, meint er: „Gerne würde ich mal ein Entwicklungsteam mit Personalverantwortung leiten.“ DG
Zur Person
Philipp Brändle
arbeitet seit knapp fünf Jahren als
Aerodynamiker beim Formel-1-
Weltmeisterteam Mercedes-AMG-
Petronas
GEBOREN 1. 10. 1986
WOHNORT derzeit Brackley, England
BERUF Trackside Aerodynamicist
FAMILIE Lebensgefährtin, ein Sohn
HOBBYS Ski, Fußball, Motorradfahren