Medaillenträume

Martina Hehle erlebte eine spannende Woche bei den Paralympics.
lochau Sie ist ein aufgeweckter Teenager, der beginnt, flügge zu werden. Dass sie im Rollstuhl sitzt, hat Martina Hehle noch nie daran gehindert, ihre Ziele konsequent anzusteuern und umzusetzen. Eines ihrer bislang größten Abenteuer erlebte die junge Lochauerin aber erst unlängst. Sie verbrachte eine Woche in Südkorea, wo sie den österreichischen Teilnehmern der Paralympics quasi über die Schulter schauen durfte. Nur vier Jugendlichen aus ganz Österreich war diese Möglichkeit beschieden. Martina Hehle gehörte dazu. Ihr Tennisverein hatte sie angemeldet. Sie selbst wusste bis zuletzt nichts von ihrem Glück. Entsprechend groß dann die Überraschung, als die Einladung zur Reise nach Pyeongchang kam. „Klar habe ich gleich zugestimmt, als mich meine Mutter fragte, ob ich da mitmachen möchte“, sagt die Gymnasiastin mit einem spitzbübischen Lächeln. Die Chance hätte sich das Mädchen um nichts in der Welt entgehen lassen.
Zum Sport animieren
Sportlich ist Martina ja. Sie spielt Tennis in Höchst und fährt Monoski. Bislang sah sie darin aber eher ein Hobby. Seit Pyeongchang überlegt sie, das Tennisspielen aktiver zu betreiben, um vielleicht in einigen Jahren selbst einmal bei den Paralympics starten zu können. Denn dieses Anliegen verfolgte die Reise. Jugendliche mit Behinderung sollten zum Sport animiert werden. Bei Martina Hehle fiel die Idee zumindest auf fruchtbaren Boden. „Wir haben uns die Bewerbe angesehen und die Sportler bzw. deren Tagesablauf kennengelernt“, erzählt sie hörbar begeistert. Auch die Eröffnungszeremonie hat bei ihr wunderbare Erinnerungen hinterlassen. Selbst den mehr als elfstündigen Flug steckte die quirlige junge Dame locker weg. Dabei flog sie zum ersten Mal, und das ohne Mama oder Papa. „Das machte die ganze Sache noch spannender“, fügt Martina neckisch an. Zur Abrundung nahm sie am Empfang von Heike Eder teil, die bekanntlich eine Bronzemedaille mit nach Hause brachte. „So eine Medaille glänzt schon schön“, meint Martina Hehle. Doch sie will sich keinen Stress machen bei der Entscheidung, ob sie sportlich stärker einsteigt oder nicht.
Stets gut integriert
Martina Hehle kam mit einem offenen Rücken zur Welt. Seit Kindheit an ist der Rollstuhl ihr ständiger und unabdingbarer Begleiter. „Ich kann zwar meine Beine nicht bewegen, aber sonst alles“, sagt sie und wedelt dabei fröhlich mit den Händen. Sie ist keine, die sich aufgrund ihrer Behinderung zurückzieht. Im Gegenteil. Martina Hehle geht sehr offen auf die Menschen zu. Nichtbehinderte tun sich da schwerer. „Am Anfang sind sie meist vorsichtig, aber prinzipiell ist alles gut“, lautet ihre persönliche Einschätzung. Auch die Integration in der Schule funktionierte problemlos. Das galt für die Volksschule Lochau, und das gilt für das Gymnasium Gallusstraße, wo Martina die vierte Klasse besucht.
Außerdem fährt sie zwei Mal pro Woche mit dem Bus nach Höchst, um Aufschlag, Vorhand und Rückhand zu trainieren. Im Winter geht es mit der Familie zum Skifahren und jetzt bald wieder zum Radfahren. Mit ihrem Spezialrad flitzt Martina Hehle allen davon. Nur was ihre berufliche Zukunft betrifft, ist sie unschlüssig. „Ich bin das planloseste Kind, das es gibt“, sagt Martina und grinst. Irgendwie ist es schwer zu glauben. VN-MM
„Klar habe ich gleich zugestimmt, als meine Mutter fragte, ob ich da mitmachen möchte.“
Zur Person
Martina Hehle
war als Beobachterin bei den Paralympics in Südkorea
Geboren 3. Juni 2003 in Feldkirch
Ausbildung Volksschule Lochau, derzeit Gymnasium Gallusstraße
Hobbys Tennis, Monoskifahren, Radfahren mit dem Handbike
Familie Eltern, zwei jüngere Geschwister
VN/Lerch