Auf der anderen Seite

Ex-Eishockeyspieler macht sich als Schiedsrichter einen Namen.
Bregenz „Die Zügel anziehen und loslassen. Und das im richtigen Moment.“ Thomas Urban kennt das Geheimnis, wie man mit gestandenen Eishockeyprofis Umgang pflegt. Der 35-jährige gebürtige Feldkircher ist in den elitären Kreis der Schweizer Eishockey-Topschiedsrichter aufgerückt, die regelmäßig in den Genuss von Spielleitungen bei den Play-off-Spielen der National League kommen. Zuletzt war der ehemalige Vorarlberger Eishockeyprofi bei den Begegnungen von Lugano gegen Biel und bei Zürich gegen Bern im Einsatz und wurde zusammen mit seinem Kollegen Daniel Stricker von Fachleuten und Medien für souveräne Auftritte gelobt.
Ausgleich und Leidenschaft
Von Vater Wolfgang und der übrigen Eishockey-affinen Verwandschaft wie Opa und Ex-VEU-Stadionsprecher Pepi Urban inspiriert, war er schon in jungen Jahren mit dem Sport verbunden. Für Lustenau, Feldkirch und Dornbirn stand Urban als Verteidiger auf dem Eis, darunter auch zwei Jahre als Profi, und war Mitglied der U-20-Nationalmannschaft. „Nachdem es beim EHC keinen Vertrag mehr für mich gab, habe ich zuerst den Kopf ein wenig in den Sand gesteckt. Aber mein Göti Werner Leitold, der damals schon in der Schweiz im Schiedsrichterwesen tätig war, hat mich zu einem Kurs überredet“, erklärt er den Wechsel auf die andere Seite. Nach dem Einstieg 2011 arbeitete sich Urban bei den Eidgenossen von der Kinderstufe über Regio-Einsätze und den Novizen in die dritte Leistungsklasse durch. 2014 wurde der in Bregenz wohnhafte Familienvater in die Leistungssportgruppe aufgenommen, damit verbunden waren Einsätze bei den Elite Junioren A und der Nationalliga B. „Ich hatte auch etwas Glück“, gibt er zu. „Es sind in dieser Saison zwei Kollegen verletzungsbedingt ausgefallen. Darum bin ich zu vielen Einsätzen gekommen.“ Viel Verständnis für das Hobby gibt es zu Hause bei Gattin Verena und den zwei Kindern. „Sie wissen, dass der Sport mein Ausgleich ist und leben mit meiner Leidenschaft mit.“ Das tut auch Arbeitgeber Invest-Baubetreuung, ein Familienunternehmen, bei dem Urban für die Hausverwaltung zuständig ist. Nicht ausgeschlossen, dass aus dem Hobby schon bald ein Beruf wird. In der Schweiz werden nach jeder Saison neue Profi-Unparteiische rekrutiert. Es ist kein Geheimnis, dass Urban in diese Kategorie aufrücken könnte. „Wenn man auf mich zukommt, werde ich mir das überlegen. Ich kann mir schon vorstellen, ein paar Jahre als Professional tätig zu sein. In der Schweiz sind die Reisedistanzen überschaubar, da kann man jeden Abend wieder zu Hause sein.“ Seinen aktuellen Job will er aber nicht aufgeben. „Ich würde schon gerne in Teilzeit weiterarbeiten. Ich habe eine Familie und möchte nicht mit 40 Jahren einen neuen Job suchen müssen.“
Fluch und Segen
Was sagt Urban zum viel diskutierten Videobeweis? „Das ist irgendwie Fluch und Segen zugleich. Aber sollten wir falsch liegen, ist es nur fair, wenn man sich eine Szene nochmals ansehen darf. Andererseits bekommt man vielleicht eine Bestätigung für seine Entscheidung. Ich sehe es als vertrauensfördernde Maßnahme. Apropos Vertrauen: Das hat auch Urban im Schweizer Eishockey. Er wird demnächst weitere Halbfinal- und wer weiß, vielleicht auch ein Finalspiel in der höchsten Schweizer Liga leiten dürfen. VN-ko
„Die Familie weiß, dass der Sport mein Ausgleich ist, lebt mit meiner Leidenschaft mit.“
Zur Person
Thomas Urban
ist in der Schweizer Eishockeyliga als Head-Schiedsrichter im Einsatz.
Geboren 7. Jänner 1983
Beruf Angestellter
Familie Gattin Verena, Kinder Tim und Theo
Hobbys Kochen, Lego bauen mit Tim, Basteln mit Theo
SEHV