Zuhause auf der Ranch

“Der Schrebergarten ist mein Leben”, schwärmt Karl Melbinger.
Hohenems Ein Schild mit der Aufschrift „Zu den Gartenheinis Charly, Adolf und Peter“ weist den Weg zum Schrebergarten von Karl Melbinger. Karl, den alle Charly nennen, ist bereits auf seiner Ranch. Der Hohenemser füttert gerade seine Katze Schnurrle. Wegen ihr kommt er jeden Tag zweimal her, im Sommer wie im Winter. Und weil es ihm wichtig ist, jeden Tag nach dem Rechten zu sehen. „Denn man weiß nie, ob die Ranch nicht über Nacht geschändet wurde.“ Drei Mal wurde bei ihm bereits eingebrochen. Da weinte sein Herz. Denn: „Der Schrebergarten ist mein Ein und Alles. Ohne ihn könnte ich mir mein Leben nicht vorstellen.“
Seit 1980 darf der gebürtige Steirer das 120 Quadratmeter große Grundstück nahe des Alten Rheins bewirtschaften. Damit ging für ihn ein Traum in Erfüllung. Charly (67) ist ein leidenschaftlicher Gärtner. Das kommt nicht von ungefähr. „Meine Großeltern hatten einen großen Gemüsegarten. „Ich habe ihnen über die Schulter geschaut und bereits als Kind mitgearbeitet.“ Auch von seiner Mama schaute sich Charly einiges ab. „Sie ist auch ein Ass im Garten.“
Der pensionierte Kraftfahrer baut auf seinem Feld alles an, „was ich gerne mag“: Kartoffeln, Zwiebeln, Rettiche, Salate, rote Rüben, Bohnen, Karotten. „Mit dem Ertrag versorge ich auch die Familien meiner zwei Kinder.“ Aber Charly, der für seine biologische Bewirtschaftung vom Land ausgezeichnet wurde, arbeitet nicht nur auf seiner Ranch. „Meine Nachbarn und ich machen Pausen und sitzen dann gemütlich bei einem Most zusammen, den ich selbst gebraut habe.“ An den Wochenenden wird oft gemeinsam gegrillt. Auch das gehört zum Schrebergarten-Leben.
Charly verdankt seiner Ranch viel. Nicht nur, dass ihn die Gartenarbeit und das Leben in und mit der Natur zufrieden machen. Auf seinem schönen Flecken Erde lernte der geschiedene Mann vor ein paar Jahren seine Nachbarin kennen. „Sie hat den Garten neben mir.“ Seither sind die beiden ein Paar. Charly schnappt sich jetzt die Spitzkraut-Setzlinge und geht aufs Feld, um sie einzupflanzen. Danach setzt er sich auf einen Klappstuhl und lässt die Natur auf sich wirken. Das sind Momente, in denen er an seinen verstorbenen Nachbarn denken muss. Dieser schlief auf einem Stuhl inmitten der Stangenbohnen für immer ein. Charly kann sich keinen schöneren Tod vorstellen. Der stellvertretende Obmann des Schrebergartenvereins Hohenems lebt noch gerne. „Aber wenn es so weit ist, dass ich abtreten muss, dann wäre es toll, wenn ich so gehen könnte wie er.“ VN-kum
Zur Person
Karl Melbinger
hat mit seinem Schrebergarten ein zweites Zuhause. Die Gartenarbeit erfüllt ihn.
Geboren 17. Oktober 1951
Ausbildung Tischler, Lkw-Fahrer
Familie geschieden, zwei Kinder, sechs Enkel
Hobbies Schrebergarten, Steinfiguren, Radfahren, Walken