Seh-Hilfen

Herma und Günther Schmidt wandern mit Blinden und Sehbehinderten.
dornbirn Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust, sondern auch jene von Herma und Günther Schmidt. Zuweilen teilt das Ehepaar aus Dornbirn seine Freude an der Bewegung in der Natur auch gerne mit anderen. Es sind Menschen mit Handicap, denen die Schmidts eine besondere Form der Unterstützung angedeihen lassen. Herma und Günther fungieren nämlich im wahrsten Sinne des Wortes als Seh-Hilfen. Seit mehr als 15 Jahren engagieren sie sich ehrenamtlich für den Blinden- und Sehbehindertenverband Vorarlberg (BSVV) und begleiten dort sehbehinderte und blinde Personen, die hier ihren Urlaub verbringen, bei Wanderungen oder Ausflügen. „Es sind immer wieder schöne Erfolgserlebnisse, die wir gemeinsam teilen“, plaudert der 72-Jährige aus dem Nähkästchen seiner Erfahrungen. So wie er kommen zahlreiche Ehrenamtliche des BSVV nun in die Jahre. Deshalb ist der Verband aktiv auf der Suche nach Freiwilligen, die sich in den Dienst der guten Sache stellen. „Gerade für junge Leute sind solche Einsätze eine tolle Sache, weil man dabei auch viel für sich selbst lernt“, berichtet Günther Schmidt von mehr Achtsamkeit und mehr Konzentration auf das Positive. „Zudem lassen sich Berührungsängste mit Menschen mit Behinderung leichter ablegen“, ist der rüstige Pensionist überzeugt.
Hellwach unterwegs
Herma und Günther Schmidt kamen über einen Bekannten zu diesem besonderen Ehrenamt. Er hatte ihnen von seinen Wanderungen mit den sehbehinderten Menschen erzählt. Im Sommer ging es in die Berge, im Winter stand Langlaufen oder Schneeschuhwandern auf dem Programm. Die Eheleute beteiligten sich an einem Ausflug und blieben dabei. „Die Begegnungen mit den Blinden und Sehbehinderten sind unheimlich befruchtend“, schwärmt Günther Schmidt und ergänzt mit einem sympathischen Lachen: „So hellwach bin ich sonst nie unterwegs.“ Tatsächlich braucht es auf Schritt und Tritt ein gerüttelt Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration. „Wir müssen ja für andere sehen“, sagt Schmidt. Das bedeutet für den Begleiter, genau auf jedes Hindernis zu achten und den Gast rechtzeitig darauf hinzuweisen. Dank der Eins-zu-eins-Betreuung ist viel möglich. „Wir waren sogar schon auf der Mörzelspitze“, verweist Günther Schmidt nicht ohne Stolz auf die großartigen Leistungen, die Menschen ohne Sehkraft vollbringen können. Das allein ist es aber nicht. „Sehbehinderte sind auch sehr unkompliziert. Sie gehen bei jedem Wetter und zeigen dabei immer Humor“, erzählt Schmidt mit hörbarer Freude. „Ich kann dieses Ehrenamt jedem nur empfehlen.“ Es brauche jedoch Bereitschaft, sich darauf einzulassen, und ein bisschen Kondition wäre auch nicht schlecht. Mehrstündige Wanderungen sind nämlich keine Seltenheit.
Die Gäste, die sich in Schwarzach-Ingrüne zum Urlaub einfinden, kommen von überall her, auch aus dem Ausland. Gebucht wird vornehmlich über Internet, es gibt jedoch schon so etwas wie ein Stammpublikum. Günther Schmidt erzählt von einer älteren Dame aus Tettnang, die zu eben diesem Stammpublikum zählt und selbst auch andere zu Wanderferien in Vorarlberg animiert. Herma und Günther Schmidt freuen sich über jede neue Begegnung, und das nicht nur, weil sie sehbehinderten Menschen Freizeitaktivitäten ermöglichen, die diese sonst nicht machen könnten. „Wir kommen auch selbst immer bereichert nach Hause“, betonen beide. Die Überzeugung spricht aus jedem ihrer Worte. VN-MM
Zur Person
Günther Schmidt
unterstützt mit Ehefrau Herma blinde und sehbehinderte Menschen bei Freizeitaktivitäten.
Alter 72
Beruf Pensionist
Laufbahn Prokurist, Vertriebsleiter
Familie verheiratet, 2 Kinder
Infos zu Einsätzen: Telefon: 05572/5822137, E-Mail: erholungszentrum@bsvv.at und www.bsvv.at