Lebensfreude pur

Waltraud Eigner weiß sich auch in Coronazeiten zu beschäftigen.
Schruns „Eigentlich bin ich ein sehr kommunikativer Mensch und zudem sehr gern unterwegs. Ich halte mich allerdings strikt an die Coronaschutz-Maßregeln und bleibe derzeit zu Hause. Ich nutze diesen Freiraum auch ganz bewusst, indem ich mir einen Wunsch aus meiner Kindheit erfülle: Ich lerne Ziehharmonika spielen“, erklärt Waltraud Eigner. Die agile Seniorin ist auf einem Bauernhof in Thal bei Sulzberg aufgewachsen. Schon früh wollte sie Ziehharmonika lernen: „Damals bekam ich stattdessen ein Fahrrad, das erschien meiner Familie wichtiger. Als Alternative durfte ich Mandoline lernen, was mir aber nie so gut gefiel. Immerhin habe ich dabei das Notenlesen gelernt, was mir jetzt sehr zugute kommt.“
Um zu einem Akkordeon zu kommen, startete die lebensfrohe Schrunserin einen Facebook-Aufruf: „Obwohl ich 79 Jahre alt bin, arbeite ich immer noch für ein internationales Gesundheitsnetzwerk. Deshalb bin ich auch mit den neuen Medien vertraut. So bin ich immer am Puls der Zeit. Wir haben weltweite Zoom-Calls, da lerne ich gleichzeitig auch noch ein wenig Englisch. Außerdem bin ich auf Facebook und Instagram in Form von eigenen Collagen sehr aktiv“, erzählt die Schrunserin und fügt erfreut hinzu: „Auf meinen Aufruf bezüglich des Instruments kam sogleich eine Antwort.“ Es meldete sich eine Nachbarin, Carmen Messmer. Sie stelle Eigner gerne eine Kinderziehharmonika zur Verfügung. „Dieses stand bereits eine halbe Stunde später vor meiner Haustür. Ich bin sehr dankbar dafür, da ich somit die ersten Schritte auf dem Instrument setzen konnte. Es hat zwar weniger Tasten als ein Erwachsenenakkordeon, aber für den Anfang reicht dies völlig“, freut sich Eigner.
Selbststudium
Die engagierte Seniorin ist Mitglied bei der Faschingsgilde Schruns, außerdem ist sie dort Kassierin: „Ich singe gerne und viel. Deshalb habe ich ein Liederbuch mit den gängigsten Liedern. Diese bringe ich mir dann auf der Ziehharmonika selber bei. Ich probiere so lange herum, bis ich ein Lied kann.“ Beherrscht die musikbegeisterte Montafonerin ein neues Lied, nimmt sie es auf und schickt es über WhatsApp oder Zoom-Call an ihre Familie und Freunde.
Waltraud Eigners Tagesablauf ist genau geregelt. Das ist ihr sehr wichtig: „Nach dem Frühstück absolviere ich meine Gymnastikübungen. Dafür nehme ich mir eine Stunde Zeit und verwende unter anderem Hanteln, Hula-Hup-Reifen oder das Sprungseil.“ Außerdem kocht sie jeden Tag: „Ich koche sehr gerne und da ich italienischer Abstammung bin, liebe ich Nudeln. Fleisch esse ich nur noch sehr wenig, da ich mit den unsinnigen Tiertransporten überhaupt nicht einverstanden bin.“ Auch politisch ist Eigner sehr interessiert und ist mit allen Geschehnissen à jour. „Eigentlich habe ich jetzt noch mehr Termine als vorher, da ich alle Entwicklungen rund um das Coronavirus verfolge“, erläutert sie. Ihr offenes Wesen und ihre Kontaktfreudigkeit waren früher auch bei ihren Gästen sehr beliebt: „Mit meinem Mann führte ich das Hotel Löwen. Ich war Wirtin mit Leib und Seele.“ Nach der Geburt der Kinder eröffnete die innovative Frau einen Dekorationsladen in Schruns, den sie bis zu ihrer Pension führte.
Ein Glas Wein am Abend
„Mir fehlen die sozialen Kontakte im Moment schon sehr. Das Wissen ‚Ich kann jetzt nicht‘ fällt mir alles andere als leicht, denn ich sitze einfach gerne bei einem Glas Wein mit Freunden zusammen“, fügt sie hinzu. Dieses Glas Wein gönnt sie sich immer noch, abends auf ihrer Terrasse auf der Montjola: „Mein Humor hilft mir natürlich. Ich übe dann ein neues Lied ein und lasse es mir gutgehen. Wenn es mit der Coronakrise noch länger andauert, werde ich das Ziehharmonika-Spielen dann auch online weiterlernen.“ BI
Zur Person
Waltraud Eigner
Geboren 28. Mai 1941
Familie drei Kinder, sechs Enkel
Wohnort Schruns
Hobbys Tennis spielen, Skifahren, wandern, Ziehharmonika spielen, soziale Medien