Respekt für Müllentsorger

Wetter / 27.04.2020 • 18:11 Uhr
Thomas Madlener ist seit 25 Jahren im Bauhof Bregenz beschäftigt. HRJ
Thomas Madlener ist seit 25 Jahren im Bauhof Bregenz beschäftigt. HRJ

Trotz Coronakrise räumt Thomas Madlener in Bregenz auf.

BREGENZ Daheimbleiben ist eine der Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung von COVID-19. Dadurch fällt in den Haushalten wesentlich mehr Abfall an. Nun stelle man sich vor, Corona wegen holt niemand den Abfall ab. In der Folge quellen in den Wohngebieten Mülltonnen über, die Säcke mit Rest- und Biomüll und Kunststoff häufen sich an den Straßenrändern an. Strenge Gerüche breiten sich aus. Die Ratten kommen. Grausig.

Die Abfallentsorgung hat jedoch immer ohne Unterbrechung funktioniert, auch wenn Bauhöfe und Wertstoffsammelplätze im Land Mitte März schließen mussten. Die für die Abfallentsorgung zuständigen Mitarbeiter vom Bauhof Bregenz – er ist seit 21. April wieder geöffnet – sind trotz Coronakrise jeden Wochentag im Einsatz. Einer von ihnen ist der 60-jährige Ur­bregenzer Thomas Madlener. Der ausgebildete Former und Gießer (Metall und Eisen) ist seit 1995 im Bauhof Bregenz beschäftigt.

Thomas Madleners Arbeitstag beginnt mit sehr frühem Aufstehen. Um Viertel vor fünf Uhr trinkt er daheim den ersten Kaffee, dann macht er sich auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz. Er wohnt nur eineinhalb Kilometer vom Bauhof entfernt. Um halb sechs Uhr fahren er und zwei Kollegen mit dem Müllfahrzeug los. „Wir sind ein fixes Dreierteam“, erklärt Thomas. Der Bauhof hat zwei orangefarbene Abfallsammelfahrzeuge – wie es fachsprachlich heißt – im Einsatz, mit denen die insgesamt neun Sprengel der Landeshauptstadt abgefahren werden. Thomas und seine Kollegen sammeln täglich unzählige schwarze Restmüllsäcke, grüne Biomüllsäcke und gelbe Kunststoffmüllsäcke ein. Das ist Schwerarbeit. „Insbesondere dann, wenn Säcke viel Gewicht haben“, sagt Thomas, „etwa, wenn Restmüllsäcke mit Katzenstreu oder Windeln gefüllt sind.“ Dass in Bregenz der Kunststoffmüll jetzt in gelben Säcken gesammelt wird und nicht mehr in Containern, ist Thomas zufolge mühsame Mehrarbeit: „Es ist körperlich mehr belastend. Und wir müssen viel öfter fahren.“ Es komme auch vor, dass Restmüll gemeinsam mit Kunststoffmüll entsorgt wird. „Das ist unverantwortlich, vor allem jenen gegenüber, die richtig trennen“, betont Thomas Madlener. Die Trennmoral sei zwar mit der Zeit besser geworden, räumt er ein, „schwarze Schafe wird es aber immer geben“. Generell wird den Männern von der Müllabfuhr wohlverdienter Respekt gezollt. „Die Bewohner sind froh, dass wir kommen und sie vom Müll befreien“, teilt Thomas Madlener seine Erfahrung mit. Er und die Kollegen sind schließlich Tag für Tag, bei jedem Wetter, im Einsatz: „Ob es 35 Grad im Sommer hat, ob es schneit, ob es stürmt – wir kommen.“ Wenn der Müllwagen wieder im Bauhofareal parkt, beginnt Thomas Madleners Freizeitprogramm. Das enthält Kegeln und Kartenspielen mit Freunden, gemütlich essen gehen mit seiner Familie, aber auch einfach Daheimbleiben und am Computer spielen. Als Platzsprecher von Viktoria Bregenz hält er sich entsprechend oft auf dem Fußballplatz auf. Zu seinem Leben gehören auch Reisen, bevorzugt nach Griechenland.

60er-Party abgesagt

Coronakrisenbedingt ist derzeit Daheimbleiben angesagt, alles andere geht vorerst nicht mehr. Seinen 60. Geburtstag, den er am 20. März feierte, hatte sich Thomas indes ganz anders vorgestellt: „Geplant war ein großes Fest. Die Einladungen waren schon verschickt.“ Dann wurden die Corona-Maßnahmen verkündet, „und ich musste allen absagen“. Gefeiert wurde zu Hause mit seiner Ehefrau und der 20-jährigen Tochter. Die Freunde haben via Videokonferenz auf den Jubilar angestoßen. „Das war die kürzeste Geburtstagsparty meines Lebens“, stellt Thomas fest. „Einerseits war es lustig, andererseits sind mir die Freunde und überhaupt die Geselligkeit abgegangen. Man wird halt nur einmal im Leben 60.“ HRJ

Zur Person

Thomas Madlener

Geboren 20. März 1960

Wohnort Bregenz Vorkloster

Laufbahn Former und Gießer, Bauhofmitarbeiter

Familie verheiratet, eine Tochter