Eine Farm als Perspektive

Franz Perl hilft in seinem Ruhestand Menschen auf den Philippinen.
Dornbirn „Wir nennen unsere Handwerker Künstler. Sie machen diese Sachen ohne Maschinen, alle von Hand“, erklärt Franz Perl, Obmann und Gründer des Vereins Hilfe zur Selbsthilfe Franzis-Farm. Steirische Köstlichkeiten stehen auf der einen Seite des Marktstandes auf dem Dornbirner Marktplatz, die handgefertigten Gebrauchsgegenstände aus Bambus und Kokosnuss auf der anderen. Brieföffner, Trinkhalme, Kochlöffel, Schlüsselanhänger und vieles mehr gibt es am Stand von Franzis Farm.
Ein Paradies
Hinter dem Verkaufsstand steht Franz Perl mit seinem Bruder, der ebenfalls ein aktives Vereinsmitglied ist. Geboren in der Steiermark, kam er 1971 mit 19 Jahren nach Dornbirn, in den „goldenen Westen“, wie sie Vorarlberg damals nannten. 46 Jahre lang arbeitete der heute 68-Jährige bei Allsport, ehe er in den Ruhestand ging. Diesen wollte er mit seiner Frau Agripina zu einem großen Teil in ihrer Heimat, den Philippinen, verbringen. Auf einem Stück Land, das er von seinem Schwager zur Verfügung gestellt bekam, schuf sich der rührige Pensionist 2012 sein Paradies. „Ich habe gesagt, wenn ich da unten lebe, brauche ich eine Beschäftigung. Ich kann nicht nur am Balkon sitzen, auch wenn die Sonne scheint. Und nachdem ich die Natur liebe, habe ich unten eine Farm aufgebaut. Mit über 100 Tieren und, ich sag, Tausenden Blumen und Fruchtbäumen.“ Doch bereits im folgenden Jahr fegte der Taifun Haiyan über die Philippinen und zerstörte mehrere Teile des Landes. Auch auf der Insel Panay, auf der Perl seine Farm aufgebaut hatte. Das Chaos, die Zerstörung und das Leid konnte er nicht tatenlos mitansehen und er begann zu helfen.
Hilfe zur Selbsthilfe
„Ich habe sofort meine Freunde in Dornbirn kontaktiert, meine Kinder, und gesagt, ich brauche Hilfe. In Form von Geld“, erinnert sich Perl. Mit dieser Unterstützung habe er sieben Häuser gebaut und er hat den Grundstein für den Verein Hilfe zur Selbsthilfe Franzis-Farm gelegt. Diesen gründete er anschließend, um mehr Unterstützung zu erhalten und mehr Menschen zu helfen. 37 Mitglieder zählt der Verein heute. Das „ist nicht die Welt, aber immerhin 37 Mitglieder. Wir haben einige Gönner, auch namhafte, darauf sind wir sehr stolz“, beschreibt er den Erfolg der Organisation, die mit einem kleinen Hilfsprojekt begonnen hat. Dabei ist dem Wahl-Vorarlberger wichtig, dass Mittel bedacht und sinnvoll eingesetzt werden. Einerseits unterstützen Perl und sein Team die Menschen vor Ort mit einmaligen Unterstützungen für notwendige Reparaturen an Häusern oder medizinische Versorgung. Perl erzählt von Unfällen, einem Mann, der seine Brille verloren hatte und ohne eine neue nicht mehr hätte arbeiten und seine Familie versorgen können und von einer Frau, der wegen mangelnder Ernährung die Zähne ausgefallen waren. „Jetzt kann sie wieder lachen. Und so helfen wir halt, ja. Mir gefällt das“, der Vereinsobmann lacht. Einen großen Teil der Unterstützung macht jedoch die Hilfe zur Selbsthilfe aus. „Wir geben Arbeit“, beschreibt es Perl. Inzwischen leben mit den Beschäftigten und deren Familien etwa 120 Menschen von der Farm, erklärt er. Sie haben vor Ort beispielsweise eine Näherei gebaut, „aber das ist ja zu wenig, das Bauen. Wir müssen sie auch füllen, mit Arbeit.“ Dazu generieren sie Aufträge von Unternehmen, die die Organisation damit unterstützen, und verkaufen die Produkte, die ihre „Künstler“ fertigen, eben auch auf dem Dornbirner Wochenmarkt. Das Geld, dass sie damit einnehmen, komme auch wirklich bei den Hilfsbedürftigen an, garantiert Perl, der immer wieder persönlich vor Ort ist. VN-LIW
Zur Person
Franz Perl
Gründer und Obmann des Vereins Hilfe zur Selbsthilfe Franzis-Farm.
Geboren 21.12.1951
Wohnort Dornbirn
Beruf Pensionist
Familie verheiratet, Vater zweier Kinder, Großvater von sechs Enkelkindern
Hobbys Neben dem Verein Sport, früher aktiv, heute als Zuseher, Tiere, Blumen, die Natur und die Familie