Auf zum Atom

Ivo Rausch ist an der MedUni Wien als Strahlenphysiker tätig.
Nenzing, Wien Um eine Maschine oder ein Objekt zu verstehen, ist es oft von Vorteil, es Stück für Stück auseinanderzunehmen und zu studieren. Wenn man seine Umwelt mit all ihrer Dynamik verstehen will, dann muss man auch hier hinter die Kulissen schauen, die zugrunde liegenden Gesetze und die Einzelteile prüfen. Das dachte sich wohl auch Ivo Rausch in seinen Jugendjahren, als er sich entschied, Physik zu studieren. Heute forscht der 35-jährige Strahlenphysiker an der medizinischen Universität in Wien.
Breites Interesse
„Physik hat mich immer schon interessiert. Deshalb war das auch das Studium meiner Wahl, als ich nach Wien ging“, sagt Rausch. Dass es bei dem Fach blieb, war dabei aber nicht von Anfang an klar. „Mich interessierte bzw. interessiert ein breites Gebiet – Physik, Elektrotechnik, Maschinenbau, Medizin, Chemie und vieles mehr. Physik war gerade auch deshalb der Anfang, weil ich mir die Leistungen der ersten Semester auch gut anrechnen lassen hätte können.“
Doch daraus wurde nichts, dafür begeistert er sich viel zu sehr für Naturgesetze und alles, was damit zusammenhängt. Im Rahmen des Diplomstudiums traf Rausch seine zweite große Entscheidung. „Ich war ein halbes Jahr in Schweden und habe dort Kurse über Radiopharmazie und Radiochemie absolviert“, sagt er. „Das führte letztendlich auch dazu, dass ich meine Diplomarbeit im AKH Wien über Nuklearmedizin schrieb.“ Nach dem Diplom ging es für Rausch – nach einem kurzen Intermezzo als Zivildiener im heimischen Ländle – mit dem Doktorratsstudium weiter. In dessen Rahmen konzentrierte sich der Strahlenphysiker auf das Forschen im Bereich der nuklearmedizinischen Krebsdiagnose. „Tumore nehmen zum Beispiel Zucker sehr schnell auf“, beginnt er seine Erläuterung. „Wir markieren den Zucker mit radioaktiven Isotopen und spritzen diesen dann in geringen Mengen den Patienten. Aufgrund der Strahlung kann der markierte Zucker lokalisiert und quantifiziert werden und folglich können damit Tumore gefunden und ihre Aggressivität bestimmt werden.“
Für die Forschung in diesem Gebiet beziehungsweise für seine PhD-Arbeit erhielt Rausch 2017 auch den Staatspreis für die beste Dissertation, den Rudolf
Höfer Preis der Gesellschaft der Ärzte in Wien und den Alavi-Mandell Award der Nordamerikanischen Gesellschaft für Nuklearmedizin.
Nach der Doktorarbeit blieb Rausch als Senior Scientist an der MedUni Wien. Hier hat er mit Kollegen ein Projekt auf die Füße gestellt, welches die Krebsdiagnostik verbessern soll. „Das baut unter anderem auch auf meiner Doktorarbeit auf“, sagt er. „Vor zwei Jahren erhielten wir auch die Zusage zu einer Förderung durch Horizon2020 der Europäischen Union.“ Durch die Fördergelder – 3,8 Millionen Euro – konnte und kann der Vorarlberger gemeinsam mit einem internationalen Team in seinem Gebiet forschen. „Als ich die Zusage bekommen habe, dachte ich zuerst, dass sie nur noch mehr Infos für den Antrag brauchen“, erinnert er sich zurück und lacht. „Eine halbe Stunde später bekam ich die Gratulationsanrufe und dann wurde mir klar, dass die Mail implizierte, dass wir die Fördergelder bekommen werden.“
Ins Ländle wird es Rausch langfristig erst wieder zurückverschlagen, wenn er eine Auszeit braucht – oder in der Pension vielleicht. „Ich bin aber sowieso um die fünf Mal im Jahr zu Hause, dann auch jeweils für zwei Wochen“, sagt er. Je nachdem, wie es sich ausgeht. Wenn der Nenzinger dann mal im Ländle ist, pirscht er aber nicht Atomen nach, sondern geht mit Freunden auf die Jagd oder in die Berge. VN-JLO
Zur Person
Ivo Rausch
Geboren 26. September 1984
Familie lebt seit sechs Jahren mit seiner Freundin zusammen
Hobbys Wandern, Jagen, Fischen, Fahrrad und Kanu fahren