Der Kurzarbeit getrotzt

Julian Spiegel arbeitet nun hauptberuflich beim Roten Kreuz.
dornbirn Von klassischen Acht-Stunden-Tagen kann Julian Spiegel derzeit nur träumen. Seit er sich beim Roten Kreuz als Freiwilliger zur Mitarbeit in der zentralen Coronatestation in Röthis gemeldet hat, ist Freizeit ein rares Gut geworden. Doch der 29-Jährige nimmt die persönlichen Einschränkungen gelassen. „Ich wusste, was auf mich zukommt“, sagt er. Auch seine Freundin trägt die zeitintensive Tätigkeit mit. „Das war mir wichtig.“
Inzwischen wurde aus der ehrenamtlichen eine hauptberufliche Beschäftigung. Seit Anfang Oktober fungiert Julian Spiegel als Leiter des Testzentrums. Teil eines Teams zu sein und etwas Wichtiges für die Gesellschaft leisten zu können, spornt ihn an. „Die Testungen bedeuten einen enormen Aufwand, aber die Arbeit ist spannend und bringt jeden Tag neue Herausforderungen“, erzählt Spiegel. Dabei ist sein Enthusiasmus, mit dem er zu Werke geht, in jedem Wort spürbar.
Klassischer Werdegang
Der Weg zum Roten Kreuz führte über die klassische Schiene. 2011 leistete Julian Spiegel seinen Zivildienst bei der Blaulichtorganisation ab, anschließend blieb er ihr als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Dienststelle Hohenems erhalten. Dort ist Julian Spiegel auch als Schulungsreferent tätig. Hauptberuflich verdiente er seine Brötchen im Außendienst eines Unternehmens. Dann kam die Coronapandemie. Sie beeinflusste auch das Leben des jungen Dornbirners nachhaltig. Doch statt sich der Situation auszuliefern, wurde er aktiv. „Ich war auf Kurzarbeit und hatte Zeit. Deshalb meldete ich mich im Frühjahr für die Arbeit in der Teststation an“, schildert Spiegel den Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit, die schließlich in einer Anstellung mündete.
Organisation und Planung
Anfangs unterstützte er das Team bei der Abnahme von Abstrichen, anschließend half Julian Spiegel immer öfter auch im organisatorischen und planerischen Bereich mit. So war er unter anderem an der von der Statistik Austria in Auftrag gegebenen Dunkelzifferstudie beteiligt. Ebenso brachte er sein Engagement bei der Optimierung der Abläufe innerhalb der immer größer werdenden Teststation ein. „Es ist wichtig, dass die Testungen funktionieren und sauber abgewickelt werden können“, erklärt Spiegel, der als Leiter 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter managt.
Insgesamt setzt das Rote Kreuz rund 50, vorwiegend ehrenamtlich Tätige ein, zehn bilden die mobilen Testteams, die ausrücken, wenn es Personen nicht möglich ist, nach Röthis zu kommen, und zwischen zehn und 15 Helfer werden für Testungen in Tourismusregionen abgestellt. „Das Testaufkommen dort wird sich im Winter mit Sicherheit deutlich erhöhen“, spricht Julian Spiegel in diesem Zusammenhang von in Planung befindlichen umfangreichen Teststrategien.
Bis zu 1200 Tests werden täglich allein in Röthis abgenommen, wo es zwischenzeitlich zwei Teststraßen gibt. So reibungslos, wie die Schilderungen vermuten lassen, läuft es dabei allerdings nicht immer ab. Zuweilen wird während des Testvorgangs auch gleich der Frust abgeladen, der Menschen ob der Einschränkungen zunehmend plagt. Julian Spiegel kann es ein Stück weit verstehen: „Die Unsicherheit, wie es mit Corona weitergeht, macht Angst.“ Die Devise in solchen Fällen lautet: freundlich bleiben. „Wir bekommen aber auch viele positive Rückmeldungen“, freut sich Spiegel. Das baut auf. Andere Vorkommnisse werden in Früh- und Abendbesprechungen aufgearbeitet. Nach Feierabend ist Corona für Julian Spiegel kein Thema mehr. Seine Gedanken lüftet er am liebsten bei sportlicher Betätigung oder Unternehmungen mit Freunden durch. VN-MM
Zur Person
Julian Spiegel
machte seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit beim Roten Kreuz nun zu seiner Hauptaufgabe.
Alter 29
Wohnort Dornbirn
Laufbahn Außendienstmitarbeiter, seit 1. Oktober 2020 Dienststellenleiter beim Roten Kreuz
Familie in einer Partnerschaft