Vitaminreiche Nahrung auf 4300 Metern Höhe

Wissen / 25.01.2013 • 18:08 Uhr
Ein Leben im Einklang mit der Natur, zusammen mit den Tieren und mit gesunder Kost aus Familiengewächshäusern in den ecuadorischen Anden. Fotos: MK
Ein Leben im Einklang mit der Natur, zusammen mit den Tieren und mit gesunder Kost aus Familiengewächshäusern in den ecuadorischen Anden. Fotos: MK

Durch Know-how können ganze Bergregionen gesund (über)leben.

Salinas/Ecuador. Es ist kalt und klamm, die Luft ist dünn. Wir befinden uns auf über 4000 Metern Höhe in den ecuadorianischen Anden. Salinas ist heute ein Vorzeigedorf für eine zukunftsfähige Lebensweise. Das war nicht immer so. Die Bewohner von Salinas waren einst die Arbeitssklaven der Betreiber des örtlichen Salzbergwerks. Sie beuteten Land und Leute gnadenlos aus. Hunger, Krankheit und Tod bestimmten den Alltag. Der Salzabbau wurde immer weniger einträglich und schlussendlich eingestellt. Die Bewohner der Region hatten jetzt gar nichts mehr. Das tägliche Leben in den Steinhütten ohne Strom und fließend Wasser gestaltet sich mühsam. Doch vor etwa 35 Jahren fand ein Schweizer Pater den Weg nach Salinas und brachte den Menschen Know-how für den Kampf gegen den Hunger und bot Hilfe zur Selbsthilfe.

Familiengewächshäuser

Wir machten uns auf den Weg zu Ramiro Bonina und seiner Familie auf 4300 Metern Höhe, der nicht nur für den Eigenbedarf ein kleines Gewächshaus unterhält, sondern auch zwei größere für die Kindergärtler und Schulkinder des Dorfes, damit sie jeden Tag in der Schule eine gesunde Jause haben. „In die Hänge werden Einkerbungen gegraben, ein Holzgerüst gebaut und das Gewächshaus mit Plastikplanen geschlossen“, erklärt Ramiro die simple Bauweise. „Bevor es die Gewächshäuser gab, litten unsere Kinder Hunger und starben oft an Mangelkrankheiten aufgrund der einseitigen Ernährung. Heute haben wir alles. Vitaminreiches Obst, Gemüse und Früchte“, ist Ramiro glücklich. Seine Kinder können sogar Erdbeeren naschen. Aufgrund des feuchten Erdreichs und der Kraft der Höhensonne herrscht in den Gewächshäusern tropische Hitze und es gedeiht einfach alles.

Selbstversorger-Vorzeigedorf

Heute hat jede Familie in der Bergregion ihr Gewächshaus und ein paar Tiere. Die Bewohner von Salinas haben sich genossenschaftlich zusammengeschlossen und betreiben eine Käserei, eine kleine Schokoladenfabrik, sie stellen Kräuter- und Teemischungen her. Salinas ist inzwischen berühmt. Aus dem ganzen Land, aus ganz Südamerika, aber auch aus Europa kommen Landwirtschaftsstudenten und Besucher in das abgelegene Dorf und kaufen mit Freude die Naturprodukte und nehmen Aha-Erlebnisse und einfaches, aber wirksames Know-how mit nach Hause. Selbstverständlich braucht der Mensch auch Bescheidenheit und die Rückbesinnung darauf, was man wirklich braucht, um zufrieden und glücklich zu sein. Aber dann wäre „Bio für neun Milliarden“ (Doku „Die Zukunft pflanzen“ von Marie-Monique Robin) keine Phantasterei, sondern in kleinbäuerlichen Strukturen im Einklang mit der Natur tatsächlich umsetzbar.

Unsere natürlichen Produkte ermöglichen uns ein gesundes, unabhängiges und gutes Leben.

Ramiro Bonina, Bergbauer
Ramiros Familie kann auf über 4000 Metern Höhe sogar Erdbeeren naschen.
Ramiros Familie kann auf über 4000 Metern Höhe sogar Erdbeeren naschen.

Caritas-Projekte zur Ernährungssicherung

In Äthiopien Farm- und Getreidebankprojekte sowie Ausspeisungsprogramme, in Ecuador Familiengewächshäuser in Salinas und Familiengärten in Quingeo, in Mosambik Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsprojekt ESMABAMA. Wer sich für einen Freiwilligeneinsatz interessiert,
kann sich bei Daniel Zadra,
Tel. 0664 8240 108, E-Mail:
daniel.zadra@caritas.at, melden.

Dokumentationen

„Die Erde von oben“ ist eine achtteilige Dokumentarfilmserie des französischen Fotografen Yann Arthus-Bertrand. Er hat die Erde aus der Luft porträtiert und stellt unseren Planeten als bedrohte Schönheit vor. Die Serie lief auf ServusTV und ist als DVD erhältlich.

Mit ihrer Dokumentation „Die Zukunft pflanzen“ beweist die Journalistin Marie-Monique Robin, dass Bio die Welt ernähren kann – ohne Pestizide. Ihre Weltreise führte sie zu Bauern nach Frankreich, Kenia, Deutschland, Senegal, Ghana und Mexiko, wo die „nueva conquista“ heißt: Mais, Bohnen und Kürbis, die gemeinsam ein symbiotisches Ökosystem formen. (Lief auf „arte“)