Das weltweite Sterben der Bienenvölker

Warum ganze Bienenvölker verenden und welche Auswirkungen das für die Natur hat.
schwarzach. Ihre kleinen Körper zittern, während sie unkoordiniert herumkrabbeln und schließlich verenden. Auf diese Weise gehen zahllose Bienen – ganze Bienenvölker – ein. Das massive Bienensterben wird seit mehreren Jahren europaweit beobachtet. Allein in Österreich sind vergangenen Winter etwa 25 Prozent der Bienenvölker gestorben, Vorarlberg hat fast 40 Prozent mit je etwa 50.000 Bienen verloren.
Das hat verheerende Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht. Denn 83 Prozent der Pflanzen sind von der Bestäubung abhängig. Verschwinden die Bienen, verschwinden auch die Blüten in der Natur. Dadurch wachsen keine Gemüse und Früchte mehr. In der Folge gehen wichtige Grundnahrungsmittel für Mensch und Tier verloren.
Zu den Hauptursachen des massiven Bienensterbens zählt der Einsatz von Pestiziden aus der Gruppe der Neonicotinoide beim Maisanbau, was jetzt die EU-Lebensmittelbehörde EFSA mit den ersten Ergebnissen einer Studie belegt hat. Nicht alle Daten konnten bis dato ausgewertet werden. Festgestellt wurde jedoch, dass die von den Chemiekonzernen Bayer und Syngenta vertriebenen Insektizide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam Risiken enthalten, die für das Massensterben der Bienen mit verantwortlich sind. Wie die Bienen durch diese Insektizide verenden, erklärt Egon Gmeiner, Präsident des Vorarlberger Imkerverbandes: „Damit der Drahtwurm die Maiswurzel nicht anfrisst, beizt man das Maiskorn mit einem Neonicotinoid. Das ist ein Nervengift mit nikotinartigem Wirkstoff. Die giftige Beize geht ins Korn und wächst mit der Pflanze mit. Schwitzt die Pflanze, hält die Biene den Schweiß für Tau und trinkt davon.“ Das Tier stirbt – wie eingangs beschrieben.
Parasit als Bienentöter
In Vorarlberg sei es mit der Verwendung von Neonicotinoiden nicht so schlimm, beschwichtigt Egon Gmeiner. „Bei uns gibt es Bauern, die ohne diese Insektizide auskommen und den Mais nach alter Methode der echten Fruchtfolge anbauen.“ Eine mindestens ebenso bedeutende Rolle spiele die Varroamilbe. Dieser winzige Parasit befällt die verdeckelte Brut im Bienenstock, die daraufhin erkrankt und verendet. „Hier muss der Imker eingreifen“, informiert Egon Gmeiner, „aber nicht mit Chemie, sondern mit biotechnischen Maßnahmen und Mitteln, die in der Natur vorkommen.“
Ein weiterer Grund für das Bienensterben ist die ausgeräumte Natur: „Es gibt keine Waldränder mehr und keine blühenden Wiesen“, klagt der Imkermeister. Zugunsten der Landwirtschaft werde immer sofort gemäht. „Die Bienen, die sich auf den Pflanzen tummeln, hächselt der Kreiselmäher mit.“ Gmeiner schlägt vor, dass die Bauern abends mähen, wenn der Bienenflug eingestellt ist, oder frühmorgens, wenn er noch nicht begonnen hat.
Zudem appelliert Gmeiner an die Bürgermeister, im öffentlichen Raum beim Bau von Straßen und Parkflächen Insekten-taugliche Pflanzen zu setzen, sowie an alle Gartenbesitzer: „Lassen Sie in Ihrem Garten wenigstens ein kleines blühendes Eck und verwenden Sie möglichst umweltfreundliche Mittel zur Vermeidung von Schädlingen und Pilzen.“ Damit wäre schon viel getan, um dem Bienensterben entgegenzuwirken. „Auch um überhaupt der Natur auf die Sprünge zu helfen. Es geht nicht nur um die Bienen, sondern auch um andere Insekten – zum Beispiel die Schmetterlinge.“
Netzwerk blühendes Vorarlberg
Gemeinsam mit der Bodenseeakademie hat der Vorarlberger Imkerverein das „Netzwerk blühendes Vorarlberg“ ins Leben gerufen, welches Anleitungen, Kurse, Initiativen für Bienen-gerechte Bepflanzungen, sowie Information in Kindergärten und Schulen anbietet. Die kleinen Interessenten erhalten das Pixi-Büchlein „Ich hab’ einen Freund, der ist Imker“ und ein Honigbrot.