Keine Tierversuche mehr für Kosmetikproduktion

Wissen / 15.03.2013 • 20:31 Uhr
Kosmetik ohne Tierleid: Ab jetzt kann man den neuen Lippenstift mit gutem Gewissen kaufen. Foto: fotolia
Kosmetik ohne Tierleid: Ab jetzt kann man den neuen Lippenstift mit gutem Gewissen kaufen. Foto: fotolia

Nach 30 Jahren Kampf beschert das EU-Verbot Tierschützern einen wichtigen Erfolg.

schwarzach. Den neuen Lippenstift, die Hautcreme, Shampoos und Deodorants kann man jetzt mit gutem Gewissen kaufen. Ab sofort sind Tierversuche für Kosmetika und deren Inhaltsstoffe sowie der Handel mit an Tieren getesteten Schönheits- und Pflegeprodukten in der EU verboten – auch wenn sie aus Nicht-EU-Staaten stammen. „Dem Verbot ist ein jahrelanger Kampf zahlreicher Tierschutzorganisationen vorausgegangen“, kommentiert Tobias Giesinger vom VGT (Verein gegen Tierfabriken) Vorarlberg das seit vergangenem Montag geltende Gesetz. Der Tierschützer freut sich über die neue EU-Verordnung: „Jetzt müssen die Konzerne auf alternative Testmethoden zurückgreifen.“

Noch zu viele Ausnahmen

Bereits seit 2004 sind in der EU Tierversuche mit fertigen Schönheits- und Pflegemitteln verboten. Und seit 2009 dürfen einzelne Inhaltsstoffe nicht mehr an Tieren getestet werden. „Das Gesetz war lückenhaft, sodass Firmen auf Drittländer auswichen, um ihre Versuche dort fortzuführen“, informiert Giesinger.

Tatsächlich gab es noch zu viele Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn Schönheits- und Pflegeprodukte auf ihre langfristige Verträglichkeit oder bestimmte Nebenwirkungen getestet wurden, durften weiterhin Tiere für Versuche eingesetzt werden. Von 2007 bis 2011 hatte die Industrie Zeit, um von der EU geförderte alternative Testverfahren zu entwickeln. Für entsprechende Forschungsarbeiten gab die Behörde in diesem Zeitraum insgesamt 238 Millionen Euro aus.

Auf das endgültige Verbot reagierte die Kosmetik-Branche wie erwartet verärgert: Die EU setze die Innovationsfähigkeit der Branche aufs Spiel, wenn sie zu diesem Zeitpunkt ein Verbot ausspreche, hieß es seitens des Verbandes Cosmetic Europe. Die Regelung widerspreche damit dem Wunsch der EU, durch Forschung und Entwicklung Wachstum zu schaffen.

Nun muss die Industrie künftig doch nicht ganz ohne Tierversuche produzieren. Das Verbot gilt nämlich nur für Inhaltsstoffe, die in Schönheits- und Pflegemitteln enthalten sind. Alle anderen Stoffe fallen unter das Chemikalienrecht, das Tests mit Tierversuchen zulässt. Und das ist für den VGT Anlass, sich mit diesem, wenn auch wichtigen Erfolg noch nicht zufriedenzugeben, sondern weiterzukämpfen. Schließlich gebe es neben der Kosmetik noch viele Bereiche, in denen sinnlose Tierversuche gemacht werden. „Es muss weiterhin einiges beachtet werden, um Tiere vor unnötigen Qualen zu bewahren. Viele Rohstoffe können aus medizinischem Interesse oder im Rahmen der Chemikalien-Verordnung noch immer an Tieren getestet und dann in Kosmetikprodukten eingesetzt werden.“ Wichtig sei es auch, auf Siegel zu achten, um garantiert tierversuchsfrei einzukaufen.

Test am Menschen

Für Werner Petrasch, Vorarlberger Forscher und Hersteller von Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln sowie einer Kosmetiklinie auf Naturbasis, ist das Thema Tierversuche nicht relevant, weil man sich in seinem Unternehmen damit noch nie beschäftigt habe. „Bei uns wurden noch nie Tierversuche durchgeführt“, erklärt er, „als Alternativtestverfahren verwenden wir seit Langem bekannte Hilfs- und Wirkstoffe. Bei neuen Formulierungen testen wir an uns selbst.“

Es muss weiterhin einiges beachtet werden, um Tiere vor unnötigen Qualen zu bewahren.

Tobias Giesinger