Wirtschaft ohne Krise

Wissen / 19.04.2013 • 18:04 Uhr
Kritik und Lösungsansätze: Andreas Popp. Foto: wissensmanufaktur
Kritik und Lösungsansätze: Andreas Popp. Foto: wissensmanufaktur

Wie mit klarem, logischem Verstand ein neues System aufzubauen wäre.

SCHWARZACH. Um sich für eine bessere Gesamtordnung stark zu machen, stieg der 52-jährige Wirtschaftsforscher Andreas Popp aus der Unternehmensgruppe L’or capital fine art, bei der er als Aufsichtsratsvorsitzender tätig war, aus. Seitdem hält er laufend Vorträge und widmet sich der von ihm gegründeten Wissensmanufaktur.

Seit wann gibt es die Wissensmanufaktur? Wer sind die Nutzer und wie viele sind es mittlerweile?

Popp: Sie besteht schon seit Jahrzehnten, allerdings im Rahmen einer Rechercheabteilung meiner ehemaligen Unternehmen. Als unabhängiges Institut für Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik treten wir seit 2008 auf. Die Nutzerzahl kann man kaum errechnen, da wir sehr viele freie Netzwerke (z. B. in Universitäten) mit Informationen versorgen. Auffällig viele Professoren beschäftigen sich mit unseren Themen und sprechen uns auf unsere Forschungsergebnisse an, da auch dort erkannt wird, dass die „herkömmlichen“ Methoden der sogenannten Krisenbekämpfung gar nicht wirken können.

Sie sagen den Zusammenbruch des Finanzsystems voraus. Sind Sie sich dessen sicher oder wollen Sie die Menschen nur verunsichern?

Popp: Die Verunsicherungen gehen aus meiner Sicht nicht von der Wissensmanufaktur aus, sondern von den oft gleichgeschalteten Nachrichten. Täglich wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben, ob sie nun Schweinegrippe, Terror oder sonst wie genannt wird. Das verursacht Angst und soll von den Ursachen der Probleme ablenken. Instinktiv haben viele Menschen erkannt, dass eine Neuordnung des Wirtschaftssystems der einzige Weg sein muss, wenn man es im Interesse der Menschen, der Tiere und der Natur betrachten möchte. Das Finanzsystem sollte den Menschen dienen, nicht umgekehrt. Wir erläutern eben keine Horrorszenarien, sondern stellen realistisch fundierte und mathematisch beweisbare Lösungen vor, mit denen eine friedliche Umstellung möglich wäre. Dabei geht es nicht um Phantasien oder theoretische Visionen. Der Zusammenbruch des derzeitigen Systems ist eindeutig beweisbar, lediglich die Zeitachse lässt sich eventuell noch ziehen. Wir können den Prozess friedlich steuern, oder in absehbarer Zeit einen unkontrollierten Crash erleben.

Währungswettbewerb sei wichtig, sagen Sie. Benötigt würden viele kleine unabhängige Währungen. Und doch propagieren Sie die Zentralbank. Wie passt das zusammen?

Popp: Der Begriff Zentralbank sagt erst einmal nichts über die Größe aus. Theoretisch kann es in vielen auch kleineren Gebieten je eine Zentralbank geben, die völlig autark, also unabhängig von privaten Banken und Regierungen, den Menschen dienen. Heute müssen die zentral gesteuerten Zentralbanken dem privaten monopolisierten Bankensystem permanent „entgegenkommen“. Wesentlich ist aus unserer Sicht, dass die Währung wie ein Maßanzug für die jeweilige Bevölkerung sitzen sollte. Ich kann keine Standardgröße nähen und dann hoffen, dass sie den Dicken, Dünnen, Großen und Kleinen gleichermaßen passt. Wir sehen anhand der sogenannten Euro-Misere exakt dieses Problem. Eine einheitliche Währung für viele unterschiedliche Mentalitäten und Wirtschaftspotenziale kann nicht funktionieren.

Sie fordern das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen. Wie soll das für einen Staat finanzierbar sein?

Popp: Stellen Sie sich vor, Sie werden in eine Familie hineingeboren, die Ihnen eine Milliarde Euro vererbt. Dann würden Sie ab dem Tag Ihrer Geburt über ca. 130.000 Euro Zinsertrag pro Tag(!) verfügen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Das bezeichne ich als bedingungsloses Spitzeneinkommen! Ein BGE – bedingungsloses Einkommen – ist uns also gar nicht neu. Wir sollten nur darüber sprechen, wie man diese gigantischen Transferleistungen von „Fleißig nach Reich“ abschalten kann, ohne ungerechte Enteignungen durchzuführen, wie es im vermeintlichen Sozialismus stattfand. Selbstverständlich ist ein BGE isoliert betrachtet im Rahmen des verzinsten Geldsystems nicht finanzierbar, aber der Plan B besteht aus vier Komponenten, die alle gesamt betrachtet auch ein BGE finanzieren könnten. Das Beste daran ist, dass es auch den wohlhabenden Nutznießern des verzinsten Geldsystems besser gehen würde, denn auch dort erkennt man die Ängste auslösenden Entwicklungen. Wichtig ist, dass wir keine Feindbilder aufbauen.

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» Andreas Popp: Plan B – Wirtschaft ist auch ohne Krise möglich“