Insekten – gedünstet, gebraten oder gegrillt

Wovor sich unsereins ekelt, ist in Asien, Afrika und Lateinamerika Delikatesse: Insekten.
SCHWARZACH. Der schwarze gebratene Käfer knirscht und knackt im Mund. Knusprig, aromatisch und leicht nussig im Geschmack ist die gegrillte Heuschrecke.
Bevor man in die gedünstete Kakerlake beißt, reißt man ihr die Beinchen ab. Der matschige Geschmack dieses Krabbeltiers ist gewöhnungsbedürftig. Besser mundet es gegrillt oder gebraten.
Ziemliche Überwindung kostet es den europäischen Gaumen, Maden zu vertilgen. Diese kleinen fetten „Würstchen“ hinterlassen einen irgendwie ranzigen Geschmack.
Ekelerregendes Getier
Insekten, gedünstet, gebraten oder gegrillt, zählen in vielen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas zu den alltäglichen Nahrungsmitteln. In Europa hingegen werden diese Tiere noch immer als ekelerregend empfunden. Dabei gelten weltweit etwa 1000 verschiedene Insektenarten als essbar, darunter sind auch Bienen, Ameisen, Raupen und Wasserwanzen.
Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hat Insekten schon vor zwei Jahren zur „einzigartigen“ Alternative für Fisch und Fleisch erklärt. Der Hunger und auch der Klimawandel könnten damit bekämpft werden. Zudem sind Insekten wegen ihres hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen, Proteinen, Mineralien und Vitaminen sehr gesund. Und ihr Fettgehalt ist wesentlich geringer als der von Rind- oder Schweinefleisch.
Im rohen Zustand sollten Insekten jedoch nicht verzehrt werden. Denn sie können Wirte von Bakterien und Pilzen sein und Krankheiten verursachen. Beim Grillen, Braten und Kochen werden die Krankheitserreger jedoch abgetötet. Im Übrigen hat jeder von uns, ohne es zu wissen, schon unzählige Maden, Larven und andere „Untiere“ in verschiedenen Nahrungsmitteln mitgegessen.
Als Beilage oder Snack
In den asiatischen Ländern Laos, Kambodscha, Vietnam, China, Thailand und Burma werden Insekten gewöhnlich als Reis-Beilage serviert. Populär sind sie auch als Snack, die ganztags von Straßenverkäufern angeboten werden. Man lässt sich seinen Insekten-Snack – je nach Geschmack – zusammenstellen und verzehrt ihn dann aus Plastiksäckchen.
In Laos, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, sollen sich neunzig Prozent der Einwohner von Insekten ernähren. Dort werden verschiedene Insektenarten professionell gezüchtet. Daraus hat sich der eigene Berufszweig der Insektensammler entwickelt, durch den Zigtausende laotische Familien ernährt werden.
Einer Studie der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO zufolge ist in Bezug auf die drastisch steigende Weltbevölkerung klar, dass in Zukunft ressourcenfreundlichere Alternativen zu Fleisch und Fisch verzehrt werden müssen. Für die derzeit rund sieben Milliarden Menschen – 2050 werden es voraussichtlich neun Milliarden sein – zählt Nahrungssicherheit zu den wichtigsten Themen, mit denen sich die Politiker zu beschäftigen haben. Laut FAO ist die Viehzucht einer der Hauptgründe für die größten Umweltprobleme unseres Planeten, zu denen Erderwärmung, Degeneration der Böden, Wasser- und Luftverschmutzung und Rückgang der Artenvielfalt zählen.
Vom Widerling zum Kultstatus
Die UN-Umweltorganisation warnt vor den Folgen, wird der Fleischkonsum nicht schleunigst deutlich reduziert. Die Menschen sollten vor allem Rind- und Schweinefleisch als Nahrungsmittel meiden und stattdessen Insekten auf den Speiseplan bringen. Das ist eine praktikable, gesunde und umweltschonende Alternative.
Insektenfarmen, in denen die kleinen Tierchen „zum Verzehr geeignet“ gezüchtet werden, und Restaurants, die solche in verschiedenen Variationen zubereitet anbieten, gibt es in der EU inzwischen auch schon – und zwar in Frankreich und Spanien. Damit Insekten jedoch in ganz Europa als Nahrungsmittel attraktiv werden, müssen die Menschen zuerst einmal ihre Einstellung ändern – wie einst zu Sushi. Galt die aus rohem Fisch zubereitete japanische Speise einst als widerlich, hat sie mittlerweile in ganz Europa Kultstatus erreicht.