Ökoenergie und Natur: Die Balance finden

Wissen / 18.04.2014 • 16:37 Uhr

Der Druck auf die Leistungen der Natur durch die Nutzung von Ökoenergie nimmt zu.

schwarzach. Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energiequellen im Nahraum ist nicht automatisch positiv, sondern hat auch Schattenseiten. Zum Beispiel auf Landschaftsbild und Erholung, die landwirtschaftliche Nutzung und die Artenvielfalt.

Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen? Was bis dato fehlt sind integrierte Strategien und Instrumente für das Zusammenspiel. „Den Menschen soll verständlich gemacht werden, wie komplex die Problemstellung ist“, sagt der selbstständige Raumplaner Markus Berchtold. Er leitet im Auftrag der Regionalentwicklung Vorarlberg das EU-Projekt „recharge.green“. Manager Franz Rüf: „15 Partner aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Slowenien sind an der EU-Initiative beteiligt.

Für die praktische Umsetzung der Instrumente zur Entscheidungsfindung wurden vier Gebiete ausgewählt: Der Triglav-Nationalpark in Slowenien, der Naturpark Seealpen in Italien, Bayern in Deutschland und Vorarlberg.“ Hier wurden für das Leiblachtal in Form von Musterhektaren Nutzungsszenarien entwickelt, die den notwendigen Verbrauch an Fläche für die Erzeugung erneuerbarer Energie zur Erreichung der Energieautonomie sichtbar machen. Diese Szenarien werden von der Bevölkerung bewertet.

Die dortige Energiemodellregion mit Koordinator Bertram Schedler sieht Handlungsbedarf. Das Leiblachtal mit den beteiligten Gemeinden Eichenberg, Hohenweiler, Hörbranz, Lochau und Möggers zählt derzeit 14.000 Einwohner auf 50 km2. „Die Fläche reicht hinten und vorne nicht aus, um die Versorgung aus Erneuerbaren voll zu decken und gleichzeitig die anderen Naturnutzungen nicht zu beschränken.“

Schließlich spielen auch Kosten und Nutzen eine Rolle: „Wenn hier jährlich 40 bis 50 Häuser mit Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung bestückt werden, so kostet dies relativ viel. Der Ertrag aus einem Windkraftwerk liegt im Vergleich dazu pro Hektar und Jahr weit höher.“

Da es bei der Windkraft vom Höhenrücken des Pfänders aber vor allem optische, akustische und Vogelschutz-Bedenken gibt, müssen die Interessen ab gewägt werden. Bis in einem halben Jahr soll ein erstes Bewertungsbild erstellt sein. Über die Schulen werden die Fragebögen in die Haushalte gebracht. Parallel dazu wollen alle Akteure der Energiemodellregion das bereits vorliegende Datenmaterial über Verbräuche, Einsparungsmöglichkeiten und Potenziale zusammenfassen.

Über das Leiblachtal hinaus wird an „recharge.green“ im Land selbst und mit den anderen Projektbeteiligten sowie den Interessengruppen und wissenschaftlichen Einrichtungen im Alpenraum eng zusammengearbeitet. Die Ergebnisse aus der lokalen Testanwendung werden in Ausstellungen präsentiert und in Workshops mit den Beteiligten aus Land- und Forstwirtschaft, Wasser- und Windenergie sowie Behörden, NGOs und Gesellschaften verbreitet. Dann folgen Empfehlungen an die Ministerien im gesamten Alpenraum.

In Vorarlberg selbst könnte, so Markus Berchtold, der Landtag die Anwendung beschließen – ähnlich wie die „Energieautonomie“. Insgesamt sind für das bis Juni 2015 laufende Projekt „recharge.green“ 2,7 Millionen Euro budgetiert.

Die Finanzierung erfolgt zu 76 Prozent durch das Förderprogramm „Alpine Space“ und zu 24 Prozent aus öffentlichen Mitteln von Bund und Ländern.

Für die Energieautonomie brauchen wir mehr Flächen.

Bertram Schedler

Mehr Information

» Das EU-Projekt mit Vorgangsweise, Infoservice, Pilotgebieten, Umweltdienstleistungen unter www.recharge-green.eu/de/

» Übersicht der österreichischen Klima- und Energiemodellregionen, darunter auch das Leiblachtal, unter www.klimaundenergiemodellregionen.at

heniam, sectet in etue vulla faccumsan utpadf asdf asdf asdfat in esto