Gefährlicher AKW-Abriss

Der Abriss des Meilers Isar 1 steht bevor. Wohin aber mit dem radioaktiven Abfall?
landshut. (VN-hrj) Einer der ältesten Atommeiler Deutschlands, Isar 1, soll nun abgebaut werden. Seine Brennstäbe lagern derzeit in einem Kühlbecken im Reaktorgebäude und stellen ein hohes Risiko dar. „Die Brennstäbe müssen so rasch wie möglich abtransportiert und sicher endgelagert werden“, fordert der Energiesprecher der Vorarlberger Grünen, Bernd Bösch, von den bayrischen Behörden und der Kraftwerksbetreiberin Eon. Außerdem ist die Frage nicht ausreichend geklärt, was mit den radioaktiven Abfällen, die Hunderttausende Jahre strahlen, geschehen soll, informiert Bösch.
In Betrieb genommen wurde der Meiler Isar 1 am 21. März 1979. Wie das Kernkraftwerk Fukushima ist auch Isar 1 mit einen Siedewasserreaktor ausgerüstet und stellt demnach das gleich hohe Gefahrenpotenzial dar. Isar 1 steht übrigens nur etwa 100 Kilometer von der oberösterreichischen Grenze und etwa 250 von Bregenz entfernt.
Alarmierendes Ergebnis
Die heftigen Debatten um Isar 1 begannen 2006 und gingen von den bayrischen Grünen sowie dem Land Oberösterreich aus. Daraufhin ließ die österreichische Bundesregierung eine Risikostudie über die Siedewasserreaktoren durchführen. Das Untersuchungsergebnis lag zwar im Juli 2010 vor, wurde jedoch von der Bundesregierung unter Verschluss gehalten.
Die Geheimhaltung akzeptierte Oberösterreichs Umwelt-Landesrat Rudi Anschober nicht. Er gab selbst eine Studie über Isar 1 bei Wolfgang Kromp, Vorstand des Instituts für Risikoforschung in Wien, in Auftrag. Das seit Oktober 2010 vorliegende Ergebnis war alarmierend. Zusammengefasst hieß es unter anderem: „Die schwerwiegenden Konstruktionsmängel können durch Nachrüstungsmaßnahmen nicht ausgeglichen werden. Das Design des Reaktordruckbehälters erfüllt nicht die Grundbedingungen der Basissicherheit, weder hinsichtlich der Minimierung der Anzahl der Schweißnähte noch hinsichtlich der ausreichenden Prüfbarkeit.“ Bei schweren Unfällen bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine frühe Radionuklidfreisetzung in die Umgebung.
Allerdings geschah nichts – bis zum Tag der Nuklearkatastrophe in Fukushima am 11. März 2011. Vier Tage später gab Eon bekannt, Isar 1 – sein ältestes Atomkraftwerk – vom Netz zu nehmen. Das geschah dann tatsächlich.
Nun plant Eon, Isar 1 abzutragen. Doch das zum Abriss vorgelegte Konzept des Kernkraftwerkbetreibers stellt nach Ansicht von Bayerns Grünen eine Gefahr für Umwelt und Bevölkerung dar. Die Grünen warnen vor der Strahlenbelastung, der die Bevölkerung beim Abbau ausgesetzt werden kann. Eon beantrage nämlich, dass Isar 1 beim Abriss doppelt so viel Radioaktivität freisetzen darf wie Isar 2 im laufenden Betrieb. Außerdem kritisieren die Grünen, dass der Antrag zu ungenau formuliert sei.
Ob der Eos-Plan angenommen wird, hängt auch vom Ergebnis des UVP-Verfahrens (Umweltverträglichkeitsprüfung) ab, das gemäß dem Übereinkommen von Espoo über die Umweltverträglichkeitsprüfung im grenzüberschreitenden Rahmen durchgeführt wird. In Vorarlberg liegen die Unterlagen seit 16. April 2014 im Amt der Landesregierung auf. Bis 11. Juni 2014 hat jeder Bürger die Möglichkeit, Einsicht und schriftlich Stellung dazu zu nehmen.
Infos und Unterlagen auch unter www.umweltbundesamt.at/uvp_kkw_isar1_abbau