Ein winziges Ungeheuer

Experten warnen: Nanotechnologie birgt Gefahren für die Gesundheit des Menschen.
Schwarzach. Sie sind ein Millionstel Millimeter klein und erobern immer mehr Lebensbereiche: Nanopartikel. Angewendet werden die Winzlinge in der Medizintechnik, im Maschinenbau, in der Pharmazie, der Kommunikationstechnik und in der Chemie-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie. So lauern Gefahren durch Nanopartikel in Kosmetikprodukten wie Titandioxid als UV-Schutz in Sonnencremes, in Textilien als antimikrobielle Substanzen in Socken, und bei vielen anderen Technologien, wie bei Mobiltelefonen, Computern, Mikrowellenherden.
In den Körper gelangen Nanopartikel durch Inhalation, durch die Aufnahme in den Magen-Darm-Trakt sowie über die Haut. „Das Fatale dabei ist, dass diese winzigen und teils sehr aggressiven Teilchen alle menschlichen körpereigenen Barrieren durchdringen können“, erklärte die deutsche Fachärztin für Allgemeinmedizin und renommierte Umweltmedizinerin Barbara Dohmen bereits vor etwa einem Jahrzehnt in der Zeitschrift GralsWelt. „So gelangen Nanopartikel schließlich in das Lymph- und Blutsystem, in die Organe, in die Zellen, ja bis in den Zellkern und damit auch in die genetischen Strukturen.“ Damals schon warnte sie vor den bereits erforschten krankheitsauslösenden Eigenschaften dieser „winzigen Ungeheuer“: Nanopartikel sind nämlich fähig, Radikale – extrem aggressive Moleküle – zu bilden, die andere Moleküle in lebenden Organismen verändern können. „Auch können physikalische wie chemische Materialeigenschaften bei einer solch winzigen Korngröße stark verändert sein, so dass bisher als harmlos geltende Elemente und Moleküle in ihrer Nanoversion plötzlich als Gift wirken“, informiert Dohmen.
Besonders hebt die Ärztin die schädigende Wirkung von Nanopartikeln in Arzneimitteln hervor. Zahlreiche Medikamente enthalten Siliciumdioxid: „Das sind Nanopartikel, mit Kunststoff umhüllt, und damit besonders tückisch.“ Dabei handle es sich um das gleiche hochdisperse Siliciumdioxid, das neurodegenerative Erkrankungen erzeugen kann.“ Dohmen und mittlerweile viele andere Experten vermuten, dass die Nanopartikel dazu beitragen, dass Schlaganfälle, Parkinson, Demenz- und auch Krebserkrankungen so rasant zunehmen.
Petrasch ohne Nanopartikel
Beim Dornbirner Hersteller von Kosmetik- und Nahrungsergänzungsmitteln Mr. Petrasch wird bewusst auf den Einsatz von Nanopartikeln in den Produkten verzichtet. „Obwohl von vielen Herstellern nur die Vorteile dieser neuen Technologie hervorgehoben werden, gibt es unserer Meinung nach noch viele offene Fragen zu eventuellen Risiken und Nebenwirkungen“, sagt Stefan Stiehle, Pharmazeut bei Mr. Petrasch. Dass Nanopartikel andere Eigenschaften als ihre Ausgangsstoffe haben können, liege an ihrer Größe, stellt Stiehle klar. Auch er weist darauf hin, dass diese Partikel aufgrund ihrer geringen Größe teilweise die Hautbarriere durchdringen und so in den Körper gelangen. „Wie sie im Körper reagieren und welche Folgen das für die Gesundheit haben könnte, sollte noch intensiver untersucht werden.“
International sind sich die Fachleute uneinig, wie stark die in der Industrie verwendeten Nanopartikel die Gesundheit beeinträchtigen. Wer Alarm schlägt, beziehungsweise wer die Gefahr herunterspielt, hängt vom Auftraggeber der entsprechenden Studien ab. In seitens der Industrie in Auftrag gegebenen Studien wird es immer heißen, dass eine Gefahr für die Gesundheit nicht nachgewiesen sei. Dagegen haben Schweizer und französische Forscher in einer 2010 durchgeführten Studie dargelegt, dass z. B. Nanoteilchen von Titandioxid in der Lunge ähnlich entzündlich wirken wie das gefährliche und verbotene Asbest.
Der österreichische Aktionsplan Nanotechnologie ist abrufbar unter www.bmlfuw.gv.at/umwelt/chemikalien/nanotechnologie/nano-aktionsplan.html