Ming war 507 Jahre alt

Wissen / 25.07.2014 • 13:56 Uhr
Riesenschildkröten können ein hohes Alter von über 200 Jahren erreichen.
Riesenschildkröten können ein hohes Alter von über 200 Jahren erreichen.

Fische, Vögel, Schwämme, Muscheln: Einige Tierarten werden viel älter als der Mensch.

schwarzach. Acht Jahre ist es her, als das älteste Tier der Welt – die Muschel Ming – entdeckt wurde und bald darauf im Alter von 507 Jahren sein Leben lassen musste. Ming hätte noch Jahre, Jahrzehnte, gar Jahrhunderte leben können, wäre sie nicht in die Hände des Homo Sapiens geraten.

Diese zweischalige Islandmuschel fanden Forscher auf dem Meeresboden vor Island. Um Mings Geburtsdatum genau bestimmen zu können – sie hatten ihr Alter auf 402 Jahre geschätzt – mussten die Jahresringe auf der Innenseite der Muschel gezählt werden. Also öffneten die Wissenschafter die Schale, und das Tier starb. Ein sinnloser Tod. Denn die Wachstumsringe auf der Innenseite von Mings Schale waren so dicht, dass man sie nicht zählen konnte. Darum mussten die Forscher dann doch die Außenseite hernehmen. Sie zählten 507 Ringe. Das heißt, Ming wurde 1499 geboren.

Das vorzeitige Lebensende der Muschel hat wenigstens einen Vorteil: Zusammensetzung der Schale und Größe der Jahresringe informieren darüber, wie sich die Meerestemperaturen im Verlauf der vergangenen fünf Jahrhunderte verändert haben.

Um ein Stück älter als der Mensch, der heutzutage eine durchschnittliche Lebenserwartung von 80 Jahren hat, können auch bestimmte Fischarten werden. Der Stör beispielsweise kann 150 Jahre erreichen. Aber auch bei ihm gilt die Voraussetzung, nicht vom Homo Sapiens gefangen zu werden. Der hat nämlich eine Vorliebe für die Eier des Störs, aus denen Kaviar gemacht wird.

Über zwei Jahrhunderte können die Koi leben – jene Fischart, die in Asien als Statussymbol gilt. Der bisher betagteste Koi-Fisch segnete das Zeitliche 1977 mit 226 Jahren. Die Todesursache war Altersschwäche.

Älteste Säugetiere

Ebenfalls über 200 Jahre alt werden Riesenschildkröten, unter ihnen die im Pazifik lebende Galapagos-Schildkröte, aber auch Grönlandwale. Der älteste bisher gefundene Grönlandwal, der in den 1980er- oder 1990er-Jahren von Walfängern getötet wurde (genau weiß man das nicht), hatte 211 Jahre auf dem Buckel. Somit gelten diese in arktischen Meeren lebenden Wale als älteste Säugetiere der Welt.

Auch Vögel können ein sehr hohes Alter erreichen. Die Papageienart Gelbbrustara kann in Gefangenschaft und ohne natürliche Feinde locker 100 Geburtstage schaffen. Es soll sogar einen geben, der 1899 als Küken in Gefangenschaft geraten ist und heute noch frisch und munter unter den Lebenden weilt.

Die nicht nur langlebigste, sondern wahrscheinlich auch älteste Tierart der Welt ist der Glasschwamm. Dieser in allen Weltmeeren vorkommende kegelförmige Tiefseebewohner wird bis zu zwei Mal zwei Meter groß und kann ein stattliches Alter von mehr als 10.000 Jahren erreichen. Er existierte bereits vor 500 Millionen Jahren. Ein 11.000 Jahre altes Exemplar eines Glasschwamms wurde letztes Jahr im Ostchinesischen Meer gefunden.

Tiere, die ein solch hohes Alter erreichen, gibt es in Vorarlberg keine, informiert Klaus Zimmermann, Berater der inatura. „Bestimmte Pilzarten hingegen, die weder den Tieren noch den Pflanzen zugeordnet werden, können Jahrtausende im Boden leben.“

Betagte Tiere in Vorarlberg

Zu den langlebigsten Tieren in unserer Gegend gehören dem Biologen zufolge Kolkraben und Uhu, die zu 100-jährigen Greisen altern können. Ebenso betagt wird die im Nachbarland Bayern vorkommende Flussperlenmuschel.

„Ein so hohes Alter können übrigens auch die von Menschen ausgesetzten exotischen Sumpfschildkröten erreichen“, sagt Zimmermann und weist damit einmal mehr darauf hin, dass das Aussetzen von Reptilien, die man nicht mehr haben will, zu einem Dauerproblem geworden ist.