Ein uraltes Getränk mit verblüffender Wirkung

Wissenschafter der TU Graz belegen die antioxidative Wirkung des grünen Tees.
GRAZ, SCHWARZACH. (VN-hrj) Er zählt zu den traditionsreichsten Getränken und wird seit mehreren tausend Jahren in China und Japan angebaut: grüner Tee. Wegen seiner heilsamen Wirkung auf den menschlichen Organismus wird grüner Tee längst nicht mehr nur im Fernen Osten getrunken, sondern weltweit.
Weltweit wurde inzwischen auch in über 100 klinischen Studien die medizinische Wirksamkeit des grünen Tees verglichen. Eine Vielzahl davon kann belegen, dass der regelmäßige Konsum dieser Teesorte gesundheitsfördernd wirkt.
Nun haben Chemiker der TU Graz den grünen Tee untersucht und Inhaltsstoffe analysiert, die als effiziente Antioxidantien bekannt sind. Deren Hauptaufgabe ist es, Freie Radikale im Körper unschädlich zu machen.
Wirksame Antioxidantien
Freie Radikale entstehen stoffwechselbedingt in jeder Körperzelle und sind vereinfacht gesagt Moleküle, denen ein Elektron fehlt und die außerordentlich reaktiv sind. Um die fehlende Stelle in ihrer chemischen Struktur wieder zu besetzen, bedienen sie sich bei anderen Molekülen – die nun ihrerseits zum freien Radikal werden.
Sie greifen zum Beispiel Proteine oder die DNA an und können irreversible Schäden verursachen. Dagegen wirken sogenannte Antioxidantien. Das können körpereigene Enzyme, aber auch zugeführte Vitamine und pflanzliche Stoffe sein. Polyphenole, die beispielsweise in hoher Konzentration im grünen Tee vorkommen, besitzen nachweislich solche antioxidativen Eigenschaften.
Die Grazer Forscher haben mittels eines speziellen Verfahrens Polyphenole des grünen Tees auf molekularer Ebene untersucht und den Grund für die stark antioxidative Wirkung belegt: Diese Moleküle besitzen mehrere aktive Zentren, was bedeutet, dass ein Antioxidans an mehreren Stellen gleichzeitig wirkt.
„Bislang wurde die antioxidative Eigenschaft von grünem Tee vor allem quantitativ bewertet, mit Messungen im Minutenbereich. Die wirklich entscheidenden Prozesse passieren aber in viel kürzeren Zeitskalen auf der molekularen Ebene“, erklärt Georg Gescheidt-Demner vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der TU Graz.
Sein Team beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Radikalchemie und ist als eine von weltweit wenigen Forschungsgruppen in der Lage, mit sehr spezifischen schnelldetektierenden Methoden Radikale im Nanosekundenbereich zu beobachten. Mittels der sogenannten zeitauflösenden EPR-Spektroskopie haben die Forscher die Polyphenole des Grüntees unter die Lupe genommen und dabei festgestellt: „Die Polyphenole des grünen Tees besitzen nicht wie bislang angenommen nur ein, sondern gleich mehrere Zentren. Diese übertragen unabhängig voneinander Wasserstoffatome auf freie Radikale und wandeln die schädlichen freien Radikale in harmlose Moleküle um“, schildert Georg Gescheidt-Demner und weist darauf hin, dass „dieses Forschungsergebnis die Entwicklung aktiver Substanzen für Antioxidantien anregen kann – Stichwort Anti-Aging-Produkte“.
Weitere Forschungen
Das Chemiker-Team Gescheidt-Demner forscht auf diesem Sektor weiter und nimmt nun andere Polyphenole, wie das in Rotwein vorkommende Resveratrol, genauer unter die Lupe.
Stichwort
Grüner Tee wird seit fast 5000 Jahren als eine der größten Heilpflanzen geschätzt. Er ist ein reines Naturprodukt und zählt zu den gesündesten Nahrungsmitteln der Welt. Seine Blätter werden ohne biologisch-chemische Veränderungen und geschmackliche Anpassungen zubereitet. Grüner Tee wird vorwiegend in China, Indien, Japan und Thailand als Kulturgut zelebriert.