“Stoppt das Wettrüsten mit Kampfrobotern!”

Wissen / 31.07.2015 • 16:55 Uhr
Können Kampfroboter, wie Arnold Schwarzeneggers Partner in „Terminator Genisys“, bald an realen Kriegsfronten eingesetzt werden?   Foto: AP
Können Kampfroboter, wie Arnold Schwarzeneggers Partner in „Terminator Genisys“, bald an realen Kriegsfronten eingesetzt werden?  Foto: AP

Tausende Wissenschafter aus aller Welt warnen vor autonomen Waffensystemen.

BUENOS AIRES. (VN-hrj) Computer, die mit vorgegebenen Informationen selbstständig Entscheidungen treffen, gibt es schon eine Weile. Auch wurden bereits humanoide Roboter entwickelt, die so einiges können.

In den USA beispielsweise schicken Forscher einen kleinen Roboter auf einen Road­trip von der Ostküste bis zur Westküste – ganz allein und mit Schützenhilfe freundlicher Menschen, auf die er trifft. In Japan wird ein Hotel fast ganz ohne menschlichem Personal betrieben. Dort übernehmen Roboter die meisten Aufgaben herkömmlicher Angestellter. Betten machen können sie übrigens noch nicht. Auf der Bühne der Komischen Oper in Berlin tritt als neuer Star ein humanoider Roboter auf: Er heißt Myon, ist 1,25 Meter groß, 16 Kilogramm schwer, lernfähig und soll die Fähigkeit erwerben, das Künstlerteam und die Oper kennen- und wiederzuerkennen und somit die Grenzen zwischen Mensch und Maschine ausloten.

Roboter als Helfer

Es gibt auch schon dem Menschen nachempfundene Roboter, die schwere Arbeiten etwa in der Industrie übernehmen können, aber auch beim Verstehen und Behandeln von Krankheiten oder Behinderungen helfen. Roboter werden immer mehr zu Helfern im Alltag und können auch Aufgaben übernehmen, die der Mensch nicht so effizient ausüben kann. So bringen sie heute schon Güter aller Art selbstständig ins Lager oder helfen Chirurgen am OP-Tisch. In der Landwirtschaft können sie unter anderem auf dem Feld mitarbeiten und im Stall das Vieh versorgen. Sie sind auch fähig, künftig zunehmend Rettungsaufgaben, professionelle Reinigung, Inspektion und Wartung zu übernehmen.

Im Trend liegen Roboter zur Unterstützung von Senioren und Menschen mit Behinderung. Sie erinnern etwa daran, die Medizin rechtzeitig einzunehmen, bieten Patienten Getränke an oder dienen als intelligente Prothesen. Gerade bei der Rundum-Versorgung von alten und kranken Menschen könnten sie das Pflegepersonal entlasten.

Doch auch die Entwicklung von selbstständigen Kampfrobotern für den Kriegseinsatz schreitet zügig voran. Und die über Hollywood-Filme vermittelten düsteren Bilder von Amok laufenden Terminators und Computern, die die Weltherrschaft übernehmen, werden immer realer.

In einem offenen Schreiben, welches anlässlich der International Joint Conferences on Artificial Intelligence (IJCAI) in Buenos Aires veröffentlicht wurde, warnen mehr als 1000 Wissenschafter und Technologie-Experten vor der Entwicklung intelligenter Drohnen, die anhand definierter Kriterien eigenständig Menschen töten können. Solche seien möglicherweise schon in wenigen Jahren verfügbar, heißt es in dem Brief. Unterzeichnet haben ihn neben anderen As­trophysiker Stephen Hawking, Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Sprachwissenschaftler Noam Chomsky, Physik-Nobelpreisträger Frank Wilczek, der frühere Softwareentwickler und Science-Fiction-Autor Daniel Suarez und Elon Musk, der unter anderem mit seiner Firma Tesla Elektroautos entwickelt.

Angesichts der rasanten Entwicklungen bei der Künstlichen Intelligenz (KI)sei der Einsatz intelligenter Kriegsmaschinen wie im Film „Terminator“ nicht erst in Jahrzehnten möglich“, schrieben die Forscher. „Künstliche Intelligenz ist an einem Punkt angelangt, an dem der Einsatz solcher Systeme innerhalb weniger Jahre, nicht Jahrzehnte, möglich sein wird.“ Die Risiken seien hoch, denn KI-Waffen würden als die „dritte Revolution bei der Kriegsführung, nach dem Schwarzpulver und der Atomwaffe“ beschrieben. Sollte eine führende Militärmacht mit Killer-Robotern vorangehen, wäre ein globales Wettrüsten „unvermeidbar“, warnen die Unterzeichner. Im Gegensatz zu Atomwaffen aber seien die Tötungsmaschinen weder teuer, noch würden für sie schwer zugängliche Rohstoffe benötigt. Es wäre dann nur noch eine Frage der Zeit, bis KI-Waffen auf dem Schwarzmarkt auftauchten oder in die Hände von Terroristen und Diktatoren gelangten. „Die Kernfrage für die Menschheit lautet heute, ob sie einen globalen Rüstungswettlauf mit solchen Waffen starten oder diesen verhindern will“, heißt es in dem offenen Brief weiter. Roboterwaffen wären zudem ein ideales Instrument, um Nationen zu destabilisieren, die Bevölkerung zu unterwerfen oder ethnische Gruppen gezielt auszurotten.

Verbot gefordert

Die Wissenschafter fordern ein generelles „Verbot offensiver, autonomer Waffensysteme ohne ernst zu nehmende menschliche Kontrolle“.