Hobbit lebte viel früher als bisher angenommen

Wissen / 01.04.2016 • 13:12 Uhr
Bei Ausgrabungsarbeiten in der Liang-Bua-Höhle auf Flores wurden 2003 die Überreste von Individuen des Homo floresiensis entdeckt.  Foto: Reuters
Bei Ausgrabungsarbeiten in der Liang-Bua-Höhle auf Flores wurden 2003 die Überreste von Individuen des Homo floresiensis entdeckt. Foto: Reuters

Forscher datierten die Knochen, die in Indonesien entdeckt wurden, auf 60.000 bis 100.000 Jahre zurück.

wollongong. Der als Hobbit bezeichnete Homo floresiensis hat vermutlich doch nicht zur gleichen Zeit in Südostasien gelebt wie der moderne Mensch. Nach mehrjährigen Analysen datierte ein Forscherteam das Alter der Knochen, die auf der indonesischen Insel Flores entdeckt wurden, nun auf 60.000 bis 100.000 Jahre. Bisher hatten Wissenschafter manchen Funden ein Alter von nur 18.000 Jahren zugeschrieben. Dies hatte bei Fachleuten für Erstaunen gesorgt, denn der moderne Mensch erreichte das nahe Australien schon vor etwa 50.000 Jahren. Damit hätten Homo floresiensis und Homo sapiens Zehntausende Jahre in Nachbarschaft gelebt und vermutlich auch Kontakt gehabt. Die ursprüngliche Datierung gehe auf falsche Zuordnung von Erdschichten zurück, schreibt das Team um Thomas Sutikna von der australischen University of Wollongong im Fachblatt „Nature“. Grund für die Fehldatierung sei eine falsche Zuordnung der Erdschichten. Demnach war ein Teil des Höhlenbodens erodiert und hatte sich mit jüngerem Erdmaterial gefüllt. Dies sei bei den ersten Ausgrabungen von 2001 bis 2004 nicht erkannt worden.

Hobbit war etwa ein Meter groß

Die Überreste mehrerer Individuen des Homo floresiensis wurden im Jahr 2003 in der Höhle Liang Bua unter einer mehrere Meter dicken Erdschicht entdeckt. Der Fund erregte enormes Aufsehen: Der Hobbit war nur etwa einen Meter groß, sein Gehirnvolumen entsprach etwa dem eines Schimpansen. Insgesamt ähnelte der Hobbit Urmenschen, die Afrika und Asien vor über einer Million Jahren besiedelt hatten. Acht Jahre lang analysierte ein internationales Forscherteam um Thomas Sutikna von der australischen University of Wollongong erneut Hobbit-Knochen und die umliegenden Erdschichten. Demnach haben die Knochen und die zugehörigen Erdschichten ein Alter von etwa 60.000 bis 100.000 Jahren, wie das Team im Fachblatt „Nature“ berichtet.

Steinwerkzeuge, die dem Hobbit zugeschrieben werden, hätten ein Alter von etwa 50.000 bis 190.000 Jahren. „Teile von Südostasien können während dieser Zeit von Denisova-Menschen oder anderen Frühmenschen bewohnt gewesen sein, und moderne Menschen hatten Australien vor 50.000 Jahren schon erreicht“, schreiben die Forscher, von denen einige auch bei den ersten Analysen mitgearbeitet hatten. „Aber ob H. floresiensis nach dieser Zeit überlebt hat oder modernen Menschen, Denisova-Menschen oder anderen Menschenarten auf Flores oder andernorts begegnet ist, bleibt eine offene Frage, die künftige Entdeckungen möglicherweise helfen zu beantworten.“

Erdschichten verändern sich

Die Datierung von Funden aus Höhlen gehöre zu den komplexesten Fragen der Archäologie, weil sich die Erdschichten im Lauf Zehntausender Jahre oft stark verändern, sagt Faysal Bibi vom Berliner Museum für Naturkunde. Die neue Studie löse zwar Fragen, die das vermeintliche Alter des Hobbits aufgeworfen hatte. Allerdings seien die verwendeten Verfahren recht unsicher, mit Ausnahme der Argon-Argon-Methode. Diese hatte für die Erdschicht direkt über den Hobbit-Knochen ein Alter von 55.000 bis 103.000 Jahren ergeben. Dies deckte sich jedoch weitgehend mit den Resultaten der anderen Verfahren.