Kurzzeitgedächtnis durch Winterstarre konserviert

Wissen / 13.01.2017 • 16:01 Uhr
Auch das Beutegebiet der Feinde sei den Amphibien nach dem Aufwachen wieder präsent. Die gespeicherten Informationen sind für die Feuersalamander lebenswichtig. Foto: APA
Auch das Beutegebiet der Feinde sei den Amphibien nach dem Aufwachen wieder präsent. Die gespeicherten Informationen sind für die Feuersalamander lebenswichtig. Foto: APA

Feuersalamander erinnern sich auch nach der Kältestarre an Futterorte.

Wien. Wechselwarme Lebewesen wie Amphibien behalten während der Winterstarre ihre Erinnerung aus der Zeit vor der Kälte. Wie Wiener Forscher am Beispiel von Feuersalamandern zeigen konnten, erinnern sich diese Lurche – im Gegensatz zu Säugetieren – auch nach dem Erwachen aus der Kältestarre an kurz vor der Winterpause Erlerntes, berichten die Forscher im Fachjournal „Scientific Reports“. Die Körpertemperatur von Feuersalamandern hängt völlig von der Umgebung ab. In den Wintermonaten verfallen sie in eine dauerhafte Winterstarre, aus der sie erst bei wärmeren Temperaturen erwachen. „Bei Säugetieren ist bekannt, dass sich die Gehirnaktivität während der Winterruhe deutlich reduziert“, erklärte Ludwig Huber, Leiter der Vergleichenden Kognitionsforschung am Messerli-Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Verbunden damit ist eine Reduktion der Verbindungsstellen zwischen den Hirnzellen, den sogenannten Synapsen, um 50 bis 65 Prozent. Dadurch könne es zum Verlust von Erinnerungen an Erfahrungen oder Eindrücken kurz vor der Winterruhe bei diesen Tieren kommen. Gemeinsam mit Kollegen von der Uni Wien und der University of Lincoln (Großbritannien) hat Huber nun gezeigt, dass das bei Feuersalamandern nicht der Fall ist und diesen Eindrücke und Erinnerungen aus der Zeit vor der Winterstarre im Kurzzeitgedächtnis haften bleiben. Die Tiere waren auch nach der Aktivitätspause in der Lage, ohne Probleme Futter in einem Versuchsaufbau zu finden.

Den Unterschied zwischen Säugetieren und Amphibien erklären die Kognitionsbiologen entweder durch verschiedene Lern- und Merkmuster oder Unterschiede in der Winterruhe. Während Säugetiere während des Winterschlafs immer wieder aufwachen, verbleiben die Amphibien dagegen dauerhaft in der Winterstarre. „Die dauerhafte Phase könnte sich auf den Erhalt des Kurzzeitgedächtnisses auswirken. Es würden damit quasi alle Körperfunktionen dauerhaft konserviert“, sagte Huber.