Bakterien zerfressen Wrack der „Titanic“
In 15 bis 20 Jahren könnte das Wrack komplett verschwunden sein.
Bremerhaven. In 3800 Meter Tiefe zerfressen Bakterien das Wrack der vor über 100 Jahren gesunkenen „Titanic“. In 15 bis 20 Jahren könnten die Überreste nach Angaben von Forschern komplett verschwunden sein. „Das Wrack ist von Biofilmen und Rost überzogen“, erklärte Antje Boetius, Meeresbiologin am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. Forscher hatten vor einigen Jahren in Rostflocken eine Bakterienart entdeckt, die nach dem Fundort Halomonas titanicae genannt wurde.
„Eigentlich wächst dieses Bakterium gerne im Warmen bei über 30 Grad“, sagt Boetius. „Aber dort, wo das Wrack liegt, sind es vier Grad.“ In der kalten Tiefsee müssten die Schiffsüberreste also eigentlich geschützt sein. Tatsächlich aber zersetzen die Mikroben trotz der Kälte die Schiffswände. „Sie tragen dabei nicht langsam Millimeter für Millimeter die Oberfläche ab, sondern verursachen Lochfraß“, so die Tiefseeforscherin. „Dadurch wird das Wrack instabil und fällt irgendwann zusammen.“
Den Grund für die Zersetzung des UNESCO-Weltkulturerbes kennen die Wissenschaftler: „Die Bakterien entziehen dem Eisen Elektronen als Energiequelle, um wachsen zu können“, sagt die Professorin. „Sie leben also direkt vom Metall.“
Dieser Elektronenentzug führt dazu, dass das Metall rostet.
Auch für moderne Unterwasserbauwerke sind die Folgen des Eisenfraßes gefährlich, so Boetius. So könnten die Bakterien an Unterwasser-Ölpipelines ähnliche Schäden anrichten wie an der „Titanic“. „Das ist ein Problem im Meer, über das die Industrie nicht gerne spricht“, so die Wissenschaftlerin.