In Seoul werden Hunde auf Bestellung geklont

Südkoreanische Forscher erfüllen den Wunsch, gestorbene Haustiere wieder lebendig zu machen.
Seoul. Geklonte Dinosaurier wird es nicht geben. Zellen einer der vor etwa 65 Millionen Jahren ausgestorbenen Riesenechsen zu finden, die das Erbmaterial DNA enthalten, sei unrealistisch, sagt Wang Jae Woon. Ein Mammut zu klonen, hält der Biologe dagegen durchaus für möglich.
Wang ist bei der südkoreanischen Organisation Sooam Biotech Research Foundation in Seoul beschäftigt, die Hunde und andere Tiere klont. Seit 2012 arbeiten die Südkoreaner mit einer Universität in Sibirien an einem aufsehenerregenden Mammut-Projekt. Die Hoffnung ist, in Gewebeproben von Mammut-Überresten aus dem sibirischen Dauerfrost einen einigermaßen intakten DNA-Bausatz zu finden, der das Klonen dieser ausgestorbenen eiszeitlichen Elefantenart ermöglichen könnte. Der Stand des Projekts ist Wang zufolge geheim.
Bereits 900 Hunde geklont
Während das Mammut-Projekt die Fantasien von der Wiederauferstehung urzeitlicher Tiere beflügelt, ist das Klonen von Hunden schon zur Routine von Sooam und dessen Schwesterunternehmen H Bion geworden. Seit der Gründung 2006 wurden laut Sooam etwa 900 Hunde geklont. Der Preis ist allerdings happig: Ein geklonter Hund kostet 100.000 Dollar (fast 90.000 Euro).
Hinter den Glastüren der mit weißen Fliesen ausgelegten Käfige bei Sooam im Stadtteil Guro tummeln sich Beagles, Pudel und andere Welpen, die auf die Reise zu ihren Besitzern warten. Ein Käufer aus Nahost hat gleich fünf Persische Windhunde bestellt, Kostenpunkt: eine halbe Million Dollar.
Die meisten Kunden kommen aus der ganzen Welt, über die Hälfte jedoch aus den USA, erläutert Wang. Sie kommen mit dem Wunsch, dass ihr gestorbenes Haustier wieder lebendig wird. „Wir schaffen einen identischen Zwilling“, erklärt Wang. „Einige sagen, die Toten werden zurückgebracht. Doch ist es der gleiche Hund? Ja und nein, das ist sehr subjektiv.“
Beim Klonen entnehmen die Forscher in Seoul das Erbgut aus einer Körperzelle des Spenderhundes und übertragen es in eine Eizelle, aus der zuvor der Zellkern entfernt wurde. Der im Labor erzeugte Embryo wird dann in die Gebärmutter eines anderen Tieres eingepflanzt, das ihn austrägt.
Die Entfernung des Zellkerns aus einer Eizelle unter dem Mikroskop und die Geburt werden offen vorgeführt. Bei dem Eingriff erklärt Teamleiter Hwang Woo Suk jeden Schritt. So etwa auch, wenn er bei einer großen Mischlingshündin, die betäubt auf dem OP-Tisch liegt, einen Kaiserschnitt durchführt. „Alles perfekt“, sagt Hwang, als das Neugeborene erste Töne von sich gibt. Die Erfolgsrate, dass eine „Leihmutter“ schwanger wird, liege bei etwa 40 Prozent.
Die Forscher-Vergangenheit des 64-jährigen Tiermediziners, der im August 2005 den weltweit ersten Klonhund „Snuppy“ vorgestellt hatte, wird von einem der größten Wissenschaftsskandale der vergangenen Jahrzehnte überschattet. Einst wurde der Klonpionier in seiner Heimat als Nationalheld gefeiert, weil er und sein Team angeblich als weltweit erste Forscher menschliche Stammzellen aus geklonten Embryonen gewonnen hatten. Doch Ende 2005 flogen zwei Stammzellstudien als Fälschungen auf. Hwang wurde später zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Heute gilt sein Unternehmen als weltweit führend auf dem Gebiet des bei Tierschützern umstrittenen kommerziellen Klonens von Hunden. „Der Prozess schließt wissenschaftliche Verfahren ein, die Schmerzen, Leiden und Qual verursachen“, schrieb die britische Tierschutzgruppe Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals (RSPCA).
Für „spezielle Zwecke“
Bei Sooam geht es indes nicht nur um Haustiere, die man zum Vergnügen hält. Weniger umstritten ist das Klonen von Hunden für „spezielle Zwecke“. Sie werden etwa als Spürhunde bei der Polizei oder beim Militär eingesetzt. Auch werden Schweine und Hunde geklont, die bestimmte Krankheiten tragen, an denen Arzneien getestet werden können. Die Idee dahinter ist, „Krankheitsmodelle“ bei transgenen Tieren zu entwickeln, erklärt Hwang, Klonen sei ein „wachsendes Geschäft“.