Was hat Ostern mit dem Mond zu tun?

Wissen / 19.04.2019 • 15:00 Uhr
Der früheste Ostertermin ist der 22. März, der späteste ist der 25. April. Somit kann Ostern auf 35 verschiedene Tage fallen.AFP
Der früheste Ostertermin ist der 22. März, der späteste ist der 25. April. Somit kann Ostern auf 35 verschiedene Tage fallen.AFP

Der morgige Ostersonntag als „Paradox“.

Schwarzach Morgen ist Ostersonntag, eine gute Gelegenheit, das Osterdatum unter die Lupe zu nehmen. Der Zeitpunkt der Kreuzigung Jesu ist nicht ganz klar, völlig klar ist aber die Reihenfolge: Kreuzigung an einem Freitag, Grabesruhe am Samstag, Auferstehung am Sonntag. Nach jüdischem Kalender beginnt das Pessachfest am 14. Nisan, dem Frühlingsmonat. In den ersten Jahrhunderten gab es Unstimmigkeiten, wann die Auferstehung Christi zu feiern sei, erst das Konzil von Nicäa schaffte im Jahr 324 Klarheit: Ostern ist an einem Sonntag nach Frühlingsbeginn, vor allem aber nach dem jüdischen Pessachfest. Der skythische Mönch Dionysius Exiguus erstellte um das Jahr 530 erstmals sogenannte Ostertafeln, in denen der Ostersonntag auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn festgelegt wurde. Die grundsätzliche Schwierigkeit besteht darin, dass der Frühlingsbeginn mit dem Sonnenlauf zusammenhängt, der Vollmond aber mit dem Umlauf des Mondes. Beide sind nicht kompatibel. Die Frage des richtigen Osterdatums beschäftigte das Abendland viele Jahrhunderte.

Das richtige Datum

Die „Computistik“ befasste sich im Mittelalter mit einer einzigen Sache: der Berechnung des richtigen Osterdatums.

Unser Wort „Computer“ hat dieselbe Wurzel „Computus“, das heißt „Berechnung“ – der „Computus“ war in der Universität oft die einzige mathematische Disziplin! Man mag das heute belächeln, wer sich aber mit dem Problem befasst, sieht bald ein, dass sehr verzwickte Rechnungen erforderlich sind, ohne elektronische Hilfsmittel eine schwere Mühe. Besagter Dionysius führte auch die Zählung der Jahre nach Christi Geburt ein, vorher zählte man nach der „Ära der Märtyrer“ mit dem Amtsantritt des Christenverfolgers Diokletian im Jahr 284. n.Chr. Die Findung des Osterdatums ist trotz einer Reform durch Papst Gregor im 16. Jahrhundert kompliziert; der Grund für die Kalenderreform war natürlich Ostern, am Osterdatum hängen alle beweglichen Feste des Kirchenjahres. Es gibt auch sogenannte „Osterparadoxien“ – heuer erleben wir eine solche! Der erste Vollmond nach Frühlingsbeginn war nämlich am Donnerstag, 21. März: demnach hätte am 24. Ostern sein sollen. Es wird aber nicht das astronomische Datum herangezogen, sondern das aus dem sogenannten „Metonzyklus“ berechnete. Die unterscheiden sich manchmal um einen Tag. Carl Friedrich Gauß entwickelte im Jahr 1800 Formeln zur Berechnung. Angeblich lernten gute Kopfrechner die auswendig und erstaunten ihre Umgebung mit der Berechnung des Osterdatums. Man muss, wenn man das wirklich im Kopf machen will, ein gutes Gedächtnis für Zahlen haben! Der früheste Ostertermin der 22. März, der späteste mögliche der 25. April. Somit kann Ostern auf 35 verschiedene Kalenderdaten fallen.