Wasserstoffalternative

Wasserstoff mit Anhang.
schwarzach In der Industriegeschichte setzte sich nicht immer die beste Lösung durch, zum Beispiel soll bei den Videokassetten das VHS-System den anderen technisch unterlegen gewesen sein, trotzdem hat es damals den Wettbewerb gewonnen. Die Gründe liegen außerhalb der Technik; Marketing, Zufall. Bei den Videokassetten ist das auch egal, sowieso Schnee von gestern.
Aber wenn es darum geht, wie wir in Zukunft den Individualverkehr betreiben, sollten wie genauer hinschauen, ob ein elektrischer Akku wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Die Umweltprobleme seiner Herstellung sind sattsam diskutiert worden, die Wiederaufbereitung erfordert harte Chemie, sprich: Säuren und Laugen. Und billig ist das auf keinen Fall. Wasserstoff als Alternative könnte, mit Ökostrom aus Wasser erzeugt, in Druckbehältern sogar die naturbedingten Stromschwankungen von Wind und Sonne ausgleichen; das entscheidende Wörtchen hier ist aber eben Druck. 700 Bar. Da sollte kein Leck auftreten. . . Gibt es Alternativen? Durchaus, wenn man bereit ist, über den eigenen Schatten zu springen. Eine davon heißt Hydrazin. Der österreichische Chemiker Karl Kordesch entwickelte in den Fünfzigerjahren nicht nur die heute noch verwendete Alkali-Mangan-Batterie, sondern auch eine spezielle Brennstoffzelle, die mit Hydrazin und Luft betrieben wurde. Hydrazin hat die Formel N2H4, aus den vier Wasserstoffatomen wird Wasser, die beiden Stickstoffatome gehen in die Luft, die ohnehin zu 78% aus Stickstoff besteht.
Daneben entsteht Strom, der ein Fahrzeug antreiben kann. Kordesch hat die Zelle auch gleich in ein Puchmoped eingebaut. Verbrauch. 1.19 Liter Hydrazin pro 100 Kilometer bei 40 kmh. Der Elektrolyt der Hydrazinzelle ist eine starke Lauge, deshalb braucht man kein Platin als Elektrodenmaterial, sondern nur die vergleichsweise billigeren Metalle Kobalt und Nickel. Eingesetzt wird der Brennstoff als Hydrazinhydrat, eine wasserklare Flüssigkeit. Sie ist giftig und gilt als krebserregend. Das heißt, man sollte sie nicht schlucken oder über die Hände schütten. Aber was heißt das im Vergleich zu normalem Benzin? Dazu lohnt ein Blick in die Sicherheitsdatenblätter. Danach ist Hydrazin beim Einatmen elf Mal giftiger als Benzin, allerdings hat es einen sieben Mal kleineren Dampfdruck als Benzin; wenn es verschüttet wird, ist also viel weniger davon in der Luft. Um das Risiko einer Umweltverschmutzung bei Unfällen zu verhindern, betten die Japaner den flüssigen Treibstoff in ein Polymer ein, das den Tank ausfüllt. Das Concept-Car wurde vor einigen Jahren vorgestellt, seither ist es still darum geworden. Der Tank müsste auf jeden Fall viel größer sein als beim Benzin, das Tanken erfolgt aber unter Normaldruck – bei Nutzung der bestehenden Tankstellen. Die Herstellung erfolgt letzten Endes aus Wasserstoff, Luft und Strom.