KI im Journalismus: Ein Arbeitsalltag

Wissen / 13.12.2023 • 11:15 Uhr
KI im Journalismus: Ein Arbeitsalltag
So sichtbar wie auf dieser Illustration ist die KI im Alltag nicht, aber sie hat ihren Platz auch im Journalismus von heute und morgen. Dall-E (KI generiert)

Wenn man ehrlich ist, ist die KI bereits im Alltag der Menschen angekommen. Doch die Potenziale sind noch nicht ausgeschöpft.

Schwarzach Die Künstliche Intelligenz wird, sofern sie die Erwartungen erfüllt, die Arbeitswelt ähnlich stark verändern wie es der PC oder das Internet tat. Doch wie sieht der Journalismus von morgen aus? Der Versuch einer Prognose.

Die Recherche

Die journalistische Arbeit beginnt grundsätzlich mit der Themenauswahl. Hier kann uns die KI unterstützen: Was berichten vergleichbare Medienhäuser in der gesamten Welt derzeit, welche Schwerpunkte legen sie, was wurde in den vergangenen Stunden im Verbreitungsgebiet online gesucht oder auf der eigenen Webseite bevorzugt gelesen. Solche Daten suchen, auswerten und als Vorschläge aufbereiten sind für den Computer keine Herausforderung. Eine automatisierte Übersicht von sich anbahnenden Themen, Jahrestagen und Debatten in den sozialen Medien ist keine Hexerei mehr. Was jedoch tatsächlich eine gute Geschichte für das eigene Medium ist und was nicht, wird aber auch künftig die Entscheidung erfahrener Ressortverantwortliche, Redakteure und Journalisten bleiben.

KI im Journalismus: Ein Arbeitsalltag
Die KI kann helfen, in den Weiten des Archivs und des Internets schneller den gewünschten Überblick zu gewinnen. Dall-E (KI-generiert)

Ähnliches gilt für die Recherche. Ein schneller Blick ins Archiv, um auf den aktuellen Stand zu kommen, Grundlagen erarbeiten zu einem neuen Thema – all dies erleichtert die KI. Expertise ist jedoch etwas anderes. Denn der Maschine fehlen die Einblicke, die ein Journalist in der Begleitung eines Themas über Jahre gewinnt. Aber sie kann Blicke über den eigenen Tellerrand erlauben, Betriebsblindheit vermeiden helfen.

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Der Artikel

Und grundsätzlich lässt die Maschine noch jenes Element vermissen, das guten Journalismus auszeichnet: die menschliche Brillanz. Die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen, zwischen den Zeilen zu lesen bei den Antworten. Einen Text mit Charakter verfassen, treffsichere Wortspiele, eine Geschichte mit mehr als nur reinen Worten zu erzählen. Dies alles sind Fähigkeiten, die guten Journalismus ausmachen. Und vor allem: den Bezug zu den Menschen herstellen. Gerade der Lokaljournalist kennt die Lebensumstände seiner Leser, teilt mit ihnen Lebensraum und -realität. Er steht mit seinen Lesern auch abseits der Arbeit im Austausch – und tut dies auch in seiner täglichen Arbeit. Sei dies nun mit Erklärstücken, die im täglichen Leben tatsächlich helfen, mit Hintergrundgeschichten voller Substanz oder mit jenen Geschichten, die mit Menschen über Menschen für Menschen geschrieben werden. Sie bleiben das Herzstück guten Journalismus.

Der Redakteur dieses Artikels, Matthias Rauch (r.), zu Besuch bei der Faehre in Dornbirn für einen Artikel über legal erhältliches LSD. <span class="copyright">VN/Maier</span>
Der Redakteur dieses Artikels, Matthias Rauch (r.), zu Besuch bei der Faehre in Dornbirn für einen Artikel über legal erhältliches LSD. VN/Maier
Lokalaugenschein vor Ort (v. l.): Reinhard Rüf (SPÖ-Ortsparteivorsitzender und Parteifreie Götzis), VN-Redakteur Michael Gasser, Manfred Böhmwalder (Bürgermeister Götzis), Markus Giesinger (Bürgermeister Altach). <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Lokalaugenschein vor Ort (v. l.): Reinhard Rüf (SPÖ-Ortsparteivorsitzender und Parteifreie Götzis), VN-Redakteur Michael Gasser, Manfred Böhmwalder (Bürgermeister Götzis), Markus Giesinger (Bürgermeister Altach). VN/Steurer

Dies gilt im Lokaljournalismus wie im internationalen Journalismus. Der Reporter vor Ort verliert nicht an Wert, sondern gewinnt sogar. Ihm helfen verschiedenste Programme, sich auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren zu können: Bereits heute gibt es Angebote, die aus Tonaufzeichnungen und Videos Transkripte herstellen. Das Smartphone erkennt Text in Fotos und erlaubt diese zu kopieren und in andere Programme einzufügen. Die KI-unterstützte Bildbearbeitung von Fotos ist ebenfalls bereits Realität. Und bei Rechtschreibkontrollen, die auch auf die Grammatik eingehen, denkt längst niemand mehr daran, dass das Verständnis von Sprache ebenfalls ein Kriterium von (künstlicher) Intelligenz ist. Geschichten lassen sich immer einfacher über die Grenzen verschiedener Datenformate hinweg bewegen und erzählen.

Die Präsentation

Die KI wird in Zukunft eine große Rolle spielen können, sobald die Recherche in einen Artikel gegossen wird. Die Künstliche Intelligenz kann etwa das Bilderarchiv nicht nur nach Personen durchsuchen, ungeachtet, ob die Person auf dem Foto auch in der Bildbeschreibung genannt wird. Das Smartphone zeigt vor, wie es geht. Sie wird auch ihren Gesichtsausdruck interpretieren, um auf Wunsch nur Bilder mit gewissen Emotionen auszuspielen. Für Grafiken und Visualisierungen kann die KI einfache Lösungen selbst liefern und bei komplexeren Anforderungen zumindest unterstützen.

KI im Journalismus: Ein Arbeitsalltag
In Hintergrund kann die KI die Arbeit erleichtern, um aus den Artikeln eine Zeitung zu erschaffen. Dall-E (KI generiert)

Auch das Seitenlayout in der Printzeitung wird künftig durch KI mitgestaltet. So wird der Computer anhand der ihm vorgelegten Auswahl an Artikeln einen Vorschlag für eine Zeitungsseite erstellen können. Der technische Redakteur muss diese nur noch abnehmen oder den eigenen Wünschen anpassen, sei es bei der Bildplatzierung oder der Neuplatzierung von Zwischentiteln.

Unterm Strich ist es jedoch in allen Belangen dasselbe: Durch die KI könnte manches einfacher, schneller und effizienter gelingen. Manche Berufsfelder werden sich verändern, wie sie sich durch den Digitaldruck und das Internet verändert haben. Die Quintessenz des Journalismus bleibt aber unverändert menschlich.