„Star sein ist manchmal ein echt mieser Beruf“

„Stiller Has“ treten demnächst beim Foen-X-Festival in der Kammgarn in Hard auf.
„Stiller Has“ gibt es nun schon seit fast 25 Jahren. Sind Ihre Fans mit Ihnen älter geworden oder hat sich die Fangemeinde in den Jahren verändert bzw. erneuert?
Endo Anaconda: Sogar diejenigen, welche im Kindergarten „Grusig, Grusig“ (Anm.: Lied von „Stiller Has“, Album Landjäger 1994) gesungen haben, sind älter geworden. Die rappen jetzt halt und tragen ihre Hosen tief.
Welches Erfolgserlebnis Ihrer bisherigen Karriere ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Endo Anaconda: Als Balts Nill und mir von Georg Kreisler der Salzburger Stier überreicht wurde. Kreisler ist für mich neben Helmut Qualtinger, H.C. Artmann, Hader und Bruno Kreisky einer der größten Künstler, die Österreich je hervorgebracht hat. Kreisler hatte ein seidenweiches Pianistenhändchen. Ich verehre ihn sehr.
Sie kommen im Juli wieder zu einem Konzert nach Vorarlberg. Wird Ihre Musik in Österreich anders aufgenommen als in der Schweiz?
Endo Anaconda: Ich glaube, die Österreicher schützen ihren Markt. Es kommt irgendwie immer etwas dazwischen. Eine Zeitschrift schreibt eine Woche zu spät; es sind gerade Semesterferien oder ich habe Magenweh, weil die Stelze zu fett war. Kurz, wir haben den Durchbruch in Österreich noch nicht wirklich erreicht. Aber wir lieben euch trotzdem.
Wenn Sie ein Lied schreiben, was kommt zuerst? Der Text oder die Melodie?
Endo Anaconda: Ohne Musik käme gar nichts. Ich bin nur Sänger und sage irgendetwas, wenn die „Hasen“ ihre Instrumente stimmen. Alleine kann ich höchstens lesen.
Ihre neue CD heißt „Böses Alter“. Hadern Sie selbst mit dem Älterwerden?
Endo Anaconda: Hadern kann der Hader besser. Ich bin ja nicht der Kapitän Schettino, der meint, er müsse als einziger überleben. Wenn ich irgendwann das letzte Konzert gegeben habe, werde ich mit Ozzy Osbourne zur Hölle fahren.
Sie haben eine kleine Tochter. Man sagt, Kinder halten jung. Können Sie das bestätigen?
Endo Anaconda: Nichts hält einen jung. Mit der Geburt hat man sein Todesurteil gefasst. Gott sei Dank ist das so, es würde sonst ja ziemlich langweilig werden.
Im Booklet Ihrer neuen CD steht der Spruch von Salvador Dalí: Das größte Übel der heutigen Jugend besteht darin, dass man nicht mehr dazugehört. Würden Sie denn gerne noch zur Jugend gehören? Möchten Sie nochmal jung sein?
Endo Anaconda: Nein, das möchte ich nicht. Dalí sagt doch schon alles. Eure Kinder sind besser, als ihr glaubt.
Sie sind ja erst 57, als noch lange nicht alt. Das Alter bietet aber auch seine Vorteile. Welche Vorteile verbinden Sie mit dem Alter?
Endo Anaconda: Naja, da gibt’s schon einiges. Man kommt zum Beispiel nicht schon nach 20 Sekunden zum Höhepunkt . . .
Sie hatten vor einigen Jahren schwere gesundheitliche Probleme. Für viele Menschen ist das der Moment, in dem sie ihr Leben ganz neu sortieren. Wie war das bei Ihnen?
Endo Anaconda: Ich habe keine Begabung zum Sortieren. Alles ist bei mir chaotisch, so ist es heute und so war es immer schon. Star sein ist manchmal ein mieser Beruf.
Und was wünschen Sie sich für Ihre weitere Zukunft?
Endo Anaconda: Mehr Zärtlichkeit. Danke, Franziskus!
Zur Person
Endo Anaconda
Geboren: 6. September 1955
Wohnort: Ostermundigen in Bern
Lebensmotto: Auf geht’s!
„Stiller Has“ sind am 19. Juli in der Kammgarn Hard zu Gast. Karten gibt’s beim Musikladen, Kiosk Bahnhof Rankweil und Bregenz, Kiosk Gmeiner Dornbirn, Kirchplatz-Kiosk Felix Lustenau, Skoda Montfort Garage Götzis und Bürs.