Doris Knecht

Kommentar

Doris Knecht

Kolumne: Ein Sommer, wie er früher einmal war

VN / 21.07.2025 • 17:17 Uhr

Es geht los mit den Hundstagen, aber es geht zum Glück recht milde los. Ein bisschen zu milde an manchen Tagen, letzte Woche habe ich, ich gebs zu, ein Feuer im Ofen gemacht, draußen hats geschüttet, im Haus wars kalt und klamm. Am nächsten Tag konnte ich wieder in den See springen, es ist ein abwechslungsreicher Sommer.

Am See war ich auch gestern, ich bin hingeradelt, aber faul, mit dem alten Elektro-Fahrrad meiner Mutter. Es waren schon Freunde dort, wir sind geschwommen, möglichst flach an der eh schon nicht so warmen Oberfläche, wenn man die Beine tief ins Dunkel tauchte, wars eiskalt. Wir kamen erfrischt aus dem Wasser, zuerst gemächlich, dann rennend, die Bremsen waren hinter uns her.

Nie erinnere ich mich öfter an meine und die Kindheit meiner Kinder als im Sommer. Sonne, Wasser, Wiese, Bremsen, Eis, auf bunten Handtüchern liegen, zu zweit Zeitschriften lesen, Rätsel lösen, das Handtuch in den Schatten rücken.

An unserem See gibt es genug Schatten, und es ist nicht so viel los, was auch damit zu tun hat, dass es nichts gibt, außer dem See und die gemähte Uferwiese.

Früher gab es noch ein Gasthaus, es steht vorne beim Parkplatz, aber es hat schon lange zu. Die Wirtsleute sind alt geworden und wollten nicht mehr, und Kinder, die dieses schöne, aber abgelegene Gasthaus übernehmen wollten, gab es offenbar nicht. Wenn ich vorbeiradele, winke ich der Wirtin zu, die fast immer gebückt in ihrem schönen Garten steht und irgendwas harkt oder auszupft.

Als meine Kinder noch klein waren, hatte das Gasthaus noch offen, und sie durften sich dort an Badetagen ein Eis holen und vielleichtd noch eins, und nach dem Badetag haben wir dort manchmal eine Forelle gegessen, die der Wirt aus dem See geangelt hatte.

Danach gab es da nichts mehr, außer dem WC- und Umkleide-Häuschen, dann gabs eine Zeitlang einen Kiosk, aber die letzten Jahre gab es nichts.

Wobei, ich muss sagen, so ein See, ganz ohne Gastronomie, das hat schon was. Das ist für viele nicht attraktiv, wenn es nichts gibt, und wo weniger Leute sind, ist weniger Lärm, auch keine von diesen Lautsprecherboxen, die einem woanders den Badetag vermiesen. Sollte man verbieten, meine Meinung, weils oft keine andere Möglichkeit gibt, den Leuten klarzumachen, was okay ist und was nicht. Und es ist nicht okay, andere Musik ungefragt mit lauter Musik zu belästigen.

An unserem stillen See steht eit ein paar Wochen ein Anhänger in der Wiese, verschlossen, und gestern, als wir aus dem Wasser kamen, hoben sich dort die Läden, und es gibt jetzt wieder Eis und kühle Getränke. Obs wohl auch Pommes gibt, fragte einer der Freunde. Wir gingen mal schauen.

Es gab Pommes, knusprig gebacken, rotweiß mit Ketchup und Mayo. Wir speisten auf unserem Tisch aus Wiese, vom feinen Papp-Service, zum Dessert gabs Eis am Stiel, herrlich wars, wie früher.

Doris Knecht ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.