Kunst, Musik, Medien und dazu ein Starschnitt

Jakob Kolding schuf ein Bild, das das KUB, die Festspiele und die Zeitung thematisiert.
Bregenz. Als Jugendlicher hatte er hauptsächlich Musik- und Fußballmagazine gelesen, selbstverständlich auch Starschnitte gesammelt. Das Heft zum 20-Jahre-Jubiläum, das am 15. Juli der VN beigelegt war, hat der dänische Künstler Jakob Kolding mit einem speziellen Starschnitt künstlerisch gestaltet. Er entwirft auch das Bühnenbild für die Oper „To the Lighthouse“, die die Bregenzer Festspiele am 16. August uraufführen.
Kunst und Zeitung bzw. Kunst in einem Printmedium: Welche Aspekte sind Ihnen dabei wichtig?
Kolding: Ich wollte eine Arbeit schaffen, die der Logik der Zeitung folgt, die in hoher Auflage auf einfaches Papier gedruckt ist. Sie sollte aber auch eine sehr substanzielle Arbeit sein. So kam ich auf die Idee, ein großes Bild zu machen, das man nicht als ganzes erkennen kann, außer man nimmt die Zeitung auseinander, schneidet die Bildteile aus und fügt sie zusammen. Im Bezug auf das Motiv entschied ich mich, mit der Tatsache zu arbeiten, wie das Kunstwerk installiert werden kann, nämlich als Bild an der Wand, als „Wallflower“.
Damit verwenden Sie einen Begriff, der vieldeutig ist.
Kolding: Am gebräuchlichsten ist er für jemanden, der auf einer Party schüchtern an der Wand steht. Ich mag den Begriff, weil er eine gewisse Traurigkeit, aber auch Schönheit in sich birgt: Jemand, der alleine erblüht.
Das Motiv beziehen Sie aber auch auf das Kunsthaus selbst.
Kolding: Ich habe auch ein Bild aus einem Kunsthaus-Katalog verwendet. Es stammt aus einer Ausstellung über Yvonne Rainer. Also versteckt sich auch ein kleiner Gruß an die bisherige Geschichte des KUB in meiner Arbeit.
Sie erreichen mit einem Werk, das in einer Zeitung veröffentlicht ist, ein anderes Publikum bzw. auch Menschen, die leider noch nicht in ein Kunsthaus oder ins Museum gehen oder nicht sehr oft hingehen. Haben Sie das in irgendeiner Weise berücksichtigt? Sollte man das überhaupt berücksichtigen?
Kolding: Ja, das habe ich in Betracht gezogen. Ich habe früher schon einige Posterprojekte gemacht, die bei der Ausstellung hergegeben wurden. Ich habe es schon immer interessant gefunden, in verschiedenen Kontexten zu arbeiten, was mir vielfältige Möglichkeiten eröffnet. Ich wollte als künstlerische Gestaltung dieser Beilage nicht ein Bild anbieten, das ich schon einmal gemacht hatte, also eine Reproduktion. Ich wollte etwas realisieren, das erst zum Kunstwerk wird, wenn sich die Leute dazu entscheiden, es sich bei sich zu Hause aufzuhängen.Die Kunst existiert tatsächlich nur über den Akt dieser Entscheidung. Nicht dass die Leute das tun müssen.
Hatten Sie früher Starschnitte selbst gesammelt?
Kolding: Ja, ich habe Bravo-Starschnitte gesammelt. Aber ich glaube, ich habe es damals kaum geschafft, ein ganzes Poster zusammenzubekommen. Entweder waren die entsprechenden Hefte in Dänemark bereits ausverkauft, oder bzw. außerdem waren sie für mich auch zu teuer, um jede Ausgabe zu kaufen.
Welche Magazine haben Sie gelesen? Gab es da einmal eine besondere Begegnung?
Kolding: Als Kind hauptsächlich Musik- und Fußballmagazine. Ich lese solche Magazine auch heute noch gerne. Aber klar, mittlerweile habe ich glücklicherweise viele weitere entdeckt.
Sie schaffen das Bühnenbild für die Oper „To the Lighthouse“, die heuer im Rahmen der Bregenzer Festspiele uraufgeführt wird. Sie nehmen Bezug auf die Biografie von Virginia Woolf und die Bohemiens der Bloomsbury Group. Ist das so?
Kolding: Ja, es war eine ungeheuer aufregende und neue Erfahrung für mich. Ich habe mit vielen Verweisen zum Theater gearbeitet, wie Sie auch in der Arbeit „Wallflower“ sehen können, aber ich habe noch nie tatsächlich für eine Produktion gearbeitet. Ohne direkten Bezug zu nehmen, denke ich, dass es auch eine Verbindung von dieser Arbeit für die Zeitung zur Bühnenarbeit gibt. Im Bezug auf die Ästhetik der Ausschneidefigur.
Was ist für das Bühnenbild besonders wichtig?
Kolding: Ich wollte keine Dekoration mit einem Haus und einem Leuchtturm machen, sondern dass jedes Element des Stoffes sichtbar wird und sich das Publikum selbst ein Bild machen kann.
Inwieweit hat Sie die Musik von Zesses Seglias inspiriert?
Kolding: Ich habe nur Teile aus der Musik gehört. So spektakulär an diesem Projekt der Festspiele und des KUB ist, dass wir alle von Anfang an beteiligt sind und zusammenarbeiten.
Zur Person
Jakob Kolding
Geboren: 1971 in Albertslund, Dänemark
Ausbildung: 1990–1993 Studium der Soziologie am Roskilde und Studium an der Academy of Fine Arts
Ausstellungen: Einzelausstellungen in Kunsthallen und Museen in Paris, Wien, Salt Lake City etc.
Tätigkeit in Bregenz: Künstlerische Gestaltung der Sonderbeilage zu 20 Jahre Kunsthaus Bregenz von VN und KUB, Bühnenbild für die Oper „To the Lighthouse“ im Rahmen der Bregenzer Festspiele
Wohnort: Berlin
Am 23. Juli um 12 Uhr, signiert Jakob Kolding im Kunsthaus Bregenz seinen Starschnitt in der Beilage „20 Jahre Kunsthaus Bregenz“, die die VN am 15. Juli auflegten.